Der Bruder der Kryptoqueen Konstantin Ignatov ist wieder frei. Am Dienstagnachmittag Ortszeit hat Richter Edgardo Ramos in New York das Urteil verkündet: „Time served“. Das heißt, die Strafe gilt als verbüßt, weil Ignatov bereits fast drei Jahre im Gefängnis verbracht hat. Die übrige Zeit seit seiner Verhaftung vor fast auf den Tag genau fünf Jahren stand er unter Hausarrest.
Wenn man seinem instagram-account trauen darf, ist er seit heute morgen wieder in Sofia. Siehe unten.
New York. Richter Ramos folgte laut Gerichtsreporter Matthew Russel Lee dem Vorschlag der Staatsanwaltschaft, die dieses Urteil vorgeschlagen hatte. Er wird noch zwei Jahre Bewährungsauflagen erfüllen müssen und eine Geldstrafe von 118.000 Dollar zahlen. Das ist die Summe, die er mutmaßlich in seiner Zeit als Ruja Ignatovas persönlicher Assistent und später ihr Nachfolger bei OneCoin verdient hat.
Laut einem Bericht von Bloomberg nannte Richter Ramos OneCoin „ein massives Betrugssystem mit hunderttausenden Opfern“. Die meisten hätten kaum eine Chance, je ihr Geld wieder zu sehen. Aber zu Ignatovs Gunsten spreche seine Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft.
Für das Gericht unterschrieb Ignatov auch ein Papier, in dem er seine Geldstrafe in Höhe von 118.000 Dollar akzeptiert.
Nach seiner Festnahme in Los Angeles hatte Ignatov zunächst bestritten, das OneCoin ein großer Betrug war. Ab Sommer 2019 aber hat er umfassend gegenüber dem FBI und im November 2019 in einem Prozess gegen den Geldwäscher Mark Scott ausgesagt.
Sehr viel, was wir über OneCoin, Ruja, ihre verschiedenen Liebhaber und die Interna der angeblichen Kryptowährung wissen, stammt aus den Aussagen Ignatovs in diesem Prozess.
Die nächste: Irina Dilkinska
Unter anderem berichtete er über die Rolle von Irina Dilkinska bei OneCoin. Sie soll das komplizierte weltweite Firmengeflecht aufgebaut haben, über das die Milliarden der OneCoin-Opfer geschleust und so deren Herkunft verschleiert wurde.
Dilkinska wurde letztes Jahr von Bulgarien an die USA ausgeliefert. Auch sie hat ein Geständnis abgelegt. Ihr Urteil soll Anfang April verkündet werden.
Schneider bleibt verschwunden
Weiterhin spurlos verschwunden ist der Luxemburger Ex-Geheimdienstmann Frank Schneider. Er war für Ignatovas Sicherheit verantwortlich und hat angeblich das letzte Lebenszeichen von ihr nach ihrem Untertauchen am 25. Oktober 2017 empfangen. Im ARD-Doku-Film „Die Kryptoqueen“ berichtet, er Ruja habe in der Nacht mit ihm telefoniert und erzählt, sie sei in einem Auto von Thessaloniki nach Bulgarien unterwegs.
Nach dem Überqueren der „grünen Grenze“ habe er ungewöhnlicherweise noch eine Textnachricht auf Englisch von ihr erhalten: „Home safe.“
Schneider saß bis Mai 2023 unter Hausarrest in seinem Haus in Nordfrankreich. Die französischen Behörden hatten ihn festgesetzt, weil die USA ein Auslieferungsbegehren an Frankreich gerichtet hatten.
Bevor die letzte französische Instanz über dieses Begehren entschied, entledigte sich Schneider seiner elektronischen Fußfesseln und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Genauso wie seine Ex-Chefin.
Flug von Istanbul nach Sofia
update 8. März. Jetzt hat Ignatov auf seinem Instagram Account ein Bild veröffentlich. Darauf sind die Abfluganzeige eine Flugs TK 1027 nach Sofia zu sehen mit der Ankunftszeit in Sofia am Freitag 7 Uhr. Dazu ein fröhliches Männlein und die Aufschrift „Letzte Stunde, bevor daheim“. Ob er tatsächlich geflogen ist, weiss ich nicht.
Der Flug TK 1027 ging von Istanbul-Atatürk nach Sofia mit Turkish Airlines.
Wie Ignatov womöglich dorthin gekommen ist, ist inzwischen auch klar.
Er hat nämlich auch ein Foto von sich veröffentlicht, das ihn vor dem Abflug in den USA zeigt. „Wer hätte gedacht, dass wir mal Frieden machen“, schreibt er und: „USA, Ich wünsch Dir alles gute.“ Auch ein Foto vom Abfluggate ist zu sehen.
Das wäre schon ein echter Zufall. Am 6. März 2019 postete Ignatov dies: Damals schrieb er, er sei auf dem Weg nach Sofia und damit ende die wohl schlimmste Reise der vergangenen Jahre. Da hat er noch nicht geahnt, dass kurz darauf die Handschellen klicken würden. Mit fünf Jahren und zwei Tagen Verspätung ist er nun wohl tatsächlich in Sofia gelandet.
Auf der Plattform behind MLM wird Ignatov zitiert. Er habe gepostet, OneCoin sei „der größte Fehler“ seines Lebens gewesen. Dass er nun die USA mutmaßlich verlassen hat, erstaunt, denn eigentlich sollte er in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden. Vielleicht legt er auch nur eine falsche Fährte?