Die Staatsanwaltschaft von Sofia hat heute mitgeteilt, dass gegen „die deutsche Staatsbürgerin Ruja Ignatova mit bulgarischen Wurzeln“ Anklage in Abwesenheit erhoben wurde. Zehn Jahre, nachdem Ignatova gemeinsam mit Sebastian Greenwood den OneCoin-Betrug von Sofia aus gestartet hatte und sieben Jahre nach ihrem Untertauchen, nun also endlich die Anklage.
Sofia. Laut einem Bericht der bulgarischen Nachrichtenagentur BTA werde Ignatova „Betrug in Milliardenhöhe“ vorgeworfen. Sie solle für bis zu 72 Stunden festgehalten werden, sobald sie identifiziert werde. Was geschieht danach? Dann entscheidet ein Richter, ob Haftbefehl erlassen wird oder die Beschuldigte gegen Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt werden kann.
Ankündigung im Juni
Ende Juni hatte der amtierende Generalstaatsanwalt Borislav Sarafov bei einer Pressekonferenz die Anklageerhebung bereits angekündigt. Bei dieser Pressekonferenz waren auch der US-Botschafter in Bulgarien, Kenneth Merten, und der Vorsitzende der staatlichen Sicherheitsagentur Plamen Tonchev anwesend.
Die jetzt ergangene Anklage werde es den bulgarischen Behörden ermöglichen, die „illegal erworbenen Wertgegenstände“ der „Kryptoqueen“ sicherzustellen. Ignatova werde die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Geldwäsche vorgeworfen, schreibt BTA weiter.
Es geht grad so weiter
Auf der Seite von BehindMLM, die sich mit einer Vielzahl von Betrügereien im Stile von OneCoin befasst, wird vermutet, dass die USA erheblichen Druck auf Bulgarien ausgeübt haben. „Die bulgarischen Behörden haben eine lange Geschichte, wie sie das beschützt haben, was von OneCoin übriggeblieben war, nachdem Ignatova im Oktober 2017 geflohen war.“
Die Autoren von BehindMLM machen sich keine große Hoffnung, dass die Anklage aus Bulgarien sehr viel bewirken wird: Es bleibe erstaunlich, dass „in all den Jahren niemand in der Lage“ gewesen sei, „OneCoin dicht zu machen“.
Noch bis in diesem Jahr arbeitete das OneCoin-Hauptquartiert mitten in Sofia. Inzwischen haben die OneCoin-Organisatoren ihr Hauptquartier in die vietnamesische Hauptstadt Hanoi verlegt. An der Spitze der Organisation steht seit einigen Jahren der Bulgare Ventsislav Zlatkov, sein Landsmann Nikolay Manolov fungiert als Marketingleiter.
Konstantin Ignatov, Rujas jüngerer Bruder und zeitweiliger Nachfolger an der Spitze der Organisation lebt unbehelligt in der bulgarischen Hauptstadt.
Nach wie vor verschickt One Ecosystem, die Nachfolgeorganisation von OneCoin, Newsletters und organisieren die OneCoiner Werbeveranstaltungen wie kürzlich in Mexico.
Auch die berühmt-berüchtigten Bildungspakete sind mit leicht abgewandelten Namen weiterhin im Angebot:
Dealshaker existiert immer noch
Auch die Handelsplattform Dealshaker existiert weiterhin. Diese Plattform soll dazu dienen, dass Händler ihre Produkte verkaufen, und die Kunden mit OneCoin oder Euro bezahlen können.
Inzwischen gibt es gar einen eigenen YouTube Kanal . Mit gerade mal 364 Abonnenten ist der Erfolg nach mehr als einem Jahr aber überschaubar. „Melanie from Germany“, eine OneCoin-Kritikerin seit vielen Jahren, beobachtet den „Dealshaker“ aufmerksam.
Ihr fallen immer wieder mehr oder weniger dreiste Produktfälschungen auf, die über Dealshaker angeboten werden: Etwa eine Rolex-Uhr im Porschedesign für 19,97 Euro und 4.7522 ONE. Das wären 222 Euro, hat Melanie errechnet.
Kleines Problem: Der Käufer muss selbst die Lieferung aus Dongguan City im Süden Chinas organisieren.