OneCoin: Fahndung nach der Crypto-Queen läuft

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Schramberg (him) – Seit dem 11. Mai läuft eine weltweite Fahndung nach Ruja Ignatova, der „Erfinderin“ der angeblichen Kryptowährung OneCoin.  Das ZDF sendete in „Aktenzeichen XY“ einen Aufruf,  deutsche Polizeibehörden, Europol und Interpol setzten Ignatova ganz oben auf ihre Fahndungslisten.

Auf Nachfrage ist aus den Ermittlungsbehörden zu erfahren, dass inzwischen um die 70 Hinweise eingegangen sind („im höheren zweistelligen Bereich“). Aus „ermittlungstaktischen Gründen“ hält man sich mit Angaben eher bedeckt. Doch etwas sagen die Fachleute dann doch: Die Hinweise seien „von sehr unterschiedlicher Qualität“ Sie kämen  „überwiegend von Personen, die glauben die Gesuchte aufgrund der veröffentlichten Fotos wiedererkannt zu haben“.  Einige Hinweise haben die Behörden aber auch von Leuten bekommen, die Ruja Ignatova früher persönlich gekannt haben. „Die Spuren werden derzeit nach Priorität abgearbeitet“, so ein Ermittler.

Die Hinweise seien zunächst überwiegend  aus Deutschland gekommen. Nachdem Ignatova  auch auf der  Europol-Seite „EU Most Wanted“  stehe, erreichten  die Ermittler vereinzelte Hinweise, insbesondere aus dem Ausland.

Völlig offen allerdings ist, wo Ruja Ignatova lebt, wenn sie denn noch lebt. „Es gibt Hinweise mit Bezügen zu mehr als einem Dutzend Staaten auf allen fünf Kontinenten“, so der Beamte, der aber einschränkt: „Auch diese sind von sehr unterschiedlicher Qualität.“

Super-Recognizer: Kripo Rottweil als Vorreiter

Wie berichtet, hoffen die Ermittler auf sogenannte Super-Recognizer, Menschen also, die sich Gesichter besonders gut merken können. Auch die Polizei hat die Möglichkeiten erkannt, die Menschen mit einer solchen Spezialbegabung bieten. Dabei hat die Kriminalpolizei in Rottweil eine Pionierrolle inne, berichtet der Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, Dieter Popp der NRWZ.

Der leitende Kriminaldirektor Thomas Föhr habe im vergangenen Jahr in Rottweil eine Spezialeinheit „Super-Recognizer“ zusammengestellt. „Das sind Beamtinnen und Beamte, die diese besondere kognitive Fähigkeit haben und ein fotografisches Gedächtnis besitzen“, so Popp.

Um solche Super-Recognizer in den eigenen Reihen zu finden, habe man die Polizeibeamtinnen und -beamten getestet, um herauszufinden, ob sie über ein solches fotografisches Gedächtnis verfügen. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung besitzen diese Fähigkeit.

Rottweil habe im Bereich Super-Recognizer eine „Vorreiterrolle“ inne. „Inzwischen etabliert sich das bei der Polizei im Land“, so Popp.  Auch weil die Super-Recognizer etwa bei der Aufklärung der Stuttgarter Unruhen einige der Täter erkannt hätten.

Diese Spezialisten durchforsteten entweder Überwachungs-Videos oder Bilder nach gesuchten Tätern oder sie träfen per Zufall auf der Straße oder bei Veranstaltungen auf Menschen deren Fahndungsfoto sie sich eingeprägt hätten.

Hoffnung auf Aussenstehende

Die Ermittler im Fall Ignatova hoffen auf Personen auch in der allgemeinen Bevölkerung, die über diese Fähigkeit verfügen, so Oberstaatsanwalt Gerald Rübsam von der Staatsanwaltschaft Bielefeld zur NRWZ. „Jemand, der nichts mit ihr zu tun hatte.“

Im Internet war Kritik an der Belohnungssumme von 5000 Euro laut geworden. Rübsam: „Wir gehen nicht davon aus, dass jemand zu Ruja geht und sagt: ‚Gib mir ’ne Million und ich bleib‘ still….'“. Für eine unbeteiligte Person seien die 5000 Euro aber angemessen.

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Martin Himmelheber (him)
Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.