Schramberg /London/ New York. Sebastian Greenwood, einst Miterfinder der angeblichen Kryptowährung und Geliebter von Ruja Ignatova soll aus dem Gefängnis heraus Millionen verschoben haben. Das jedenfalls behauptet der Londoner Rechtsanwalt Jonathan Levi.
Levy, der eine Reihe OneCoin Opfer vertritt, ist überzeugt, dass Greenwood es geschafft hat, von seiner Gefängniszelle im Metropolitan Correctional Center (MCC) in New York mindestens 20 Millionen aus bis letztes Jahr blockierten Konten in Dubai abzuzweigen und in andere Kanäle zu verschieben. Dazu habe er ein Smartphone benutzt, das die Behörden in seiner Zelle beschlagnahmt hatten, wie am 21. September bekannt wurde.
Auf diesem Smartphone seien 20 Gigabyte Daten, die erst noch ausgewertet werden müssten, erklärte damals ein US-Staatsanwalt.
Smartphone sinnvoll genutzt
Anwalt Levy meint ironisch: „Nun scheint es so, als habe er das Smartphone ’sinnvoll‘ eingesetzt, um in Gerichtsverhandlungen eine halbe Welt entfernt aufzutreten und um Anweisungen an Rechtsanwälte und Notare zu erteilen.“ Levy belegt seine Angaben mit einer Reihe von Anwaltsvollmachten, die Greenwood erteilt hat. Außerdem zeigt er mehrere Schecks von Banken aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die auf hohe Summen in Greenwoods Namen ausgestellt sind.
Möglich sei das alles nur, weil die Behörden “gepennt“ haben. Bisher hätten die Regulierungsbehörden wie die United States Securities and Exchange Commission (SEC) noch nicht versucht, an die Milliarden heran zu kommen, die Ignatova und Greenwood von ihren Opfern gestohlen hätten.
Das habe Greenwood nun ausgenutzt, um Millionen Dollar beiseite zu schaffen. Geholfen hätten dabei die Behörden in Dubai, die im Juni 2020 die Kontensperre für die OneCoin-Konten dort aufgehoben hatten. Kurz zuvor hatten sie schon die Ermittlungen gegen die OneCoiner um Ignatova, Greenwood aber auch gegen den in Münster angeklagten Münchner Anwalt Martin B. eingestellt.
Millionen-Schecks im Umlauf
Greenwood sei es gelungen, an diese nun nicht mehr eingefrorenen Konten mit mehreren hundert Millionen Dollar heranzukommen. Über seine Anwälte in Dubai und Vollmachten gelang es ihm, via das Smartphone im Gericht zu erscheinen. Über ein System der Scheckreiterei habe er mindestens 20 Millionen Dollar abgehoben und bei Seite geschafft. Auch einer der Anwälte von Ruja Ignatova habe „von der Beute etwas abbekommen“, so Levy.
Hat Greenwood nun Diamanten in Kopenhagen gebunkert?
Außerdem legt Levy eine Greenwood-Vollmacht vom 14. März 2021 für einen Emirati, Ahmed Abdo Hajj Mohammed Aldubaili, vor. Diese sei ebenfalls über ein Smartphone notariell beglaubigt worden. Ahmed Abdo Hajj Mohammed Aldubaili war bis 23. September für Sequoyah Vaulting ApS, als „Officer“ tätig und einer der Anteilseigner des Unternehmens.
Sequoyah ist eine dänische Gold- und Diamantenhandelsfirma. Sie bietet auch Safes an als eine „diskrete und sichere Alternative, um Wertsachen aufzubewahren“, wie es auf der Homepage heißt. Ahmed Aldubaili hat laut Handelsregister auch einen Wohnsitz in Bulgarien: Monestary Meadown 68 Flora Park 1404 Sofia.
Levy: Das Geld verschwindet
„Die aberwitzigen Aktionen des Sebastian Greenwood aus seiner Gefängniszelle heraus bestätigen meine schlimmsten Befürchtungen“ schreibt Anwalt Levy. „Nämlich, dass mit jedem Tag, der vergeht, die Milliarden an Werten so gut versteckt werden, dass keine Hoffnung besteht, jemals wieder an sie heran zu kommen.“
Auch Konsti Keks konnte aus dem Knast telefonieren
Auch Konstantin Ignatov, der Bruder von Ruja, hatte ein illegales Smartphone in der Zelle, als er wie Greenwood im MCC in New York einsaß. Am 15. Dezember schreibt Arlo Devlin-Brown, ein Anwalt des verurteilten OneCoin Geldwäschers Mark Scott , die Staatsanwaltschaft habe drei Tage zuvor enthüllt, dass „Konstantin ein eingeschmuggeltes Mobiltelefon erlangt und benutzt“ habe, während er im MCC inhaftiert war“. Das sei Ende Februar 2020 beschlagnahmt worden. Die Staatsanwaltschaft werte die Daten noch aus, schrieb Devlin-Brown.
Wie zwei so wichtige Personen in einem der mutmaßlich größten Betrugsskandale weltweit über Monate vielleicht Jahre ungehindert und unkontrolliert aus einem New Yorker Gefängnis telefonieren und gar Videokonferenzen abhalten konnten, bleibt schleierhaft.