SCHRAMBERG (him) – Rechtsanwalt Jonathan Levy hat Tether aufgefordert, das Tether Wallet: TTQ978jA7u8HoQdUUWeG1N36kwqiTjmTdy zu sperren. OneCoin nutze es, um Gelder von OneCoin Opfern zu waschen.
Levy, der eine Reihe von Opfern vertritt, schreibt am 4. Januar an die Tether Organisation, sie möge die Summe von 1,784,375.292678 USDT einfrieren und an einen Treuhänder übertragen.
Ein USDT oder Tether entspricht fast genau einem US-Dollar, Levy fordert also knapp 1,8 Millionen Dollar. Diese Summe befinde sich in dem besagten Wallet und stamme von den „berüchtigtsten Kryptowährungskriminellen des 21. Jahrhunderts“ (the most notorious crypto currency criminals of the 21st century).
OneCoin hat bekanntlich die in Schramberg aufgewachsene Ruja Ignatova gegründet. Ihr Bruder Konstantin hatte nach Rujas Verschwinden am 25. Oktober 2017 bei OneCoin die Chefposition übernommen.
E-Mails aus der OneCoin Organisation als Beleg
Als Beleg für seine Forderung weist Levy eine E-Mail-Korrespondenz zwischen einem Kiewer Büro und der Buchhaltung von OneLife.eu aus. Darin fragt am 11. November 2021 „Avrora“ nach einer Kontonummer, oder Etherum- oder Bitcoin-Überweisungsdaten, um 7500 Euro von Kiew aus an „Valkova V.“ überweisen zu können. Tags drauf kommt die Antwort: Die „liebe Avrora“ möge das „USDT Wallet unserer Firma TTQ978jA7u8HoQdUUWeG1N36kwqiTjmTdy“ verwenden.
Klingt alles ziemlich kryptisch? Stimmt. Tether ist eine Kryptowährung, die möglichst stabil zum Dollar Kurs bleiben soll, anders also als Bitcoin keine Kurssprünge macht. Die Financial Times berichtete im Oktober 2019 von Klagen gegen Tether, weil die dahinter stehende Firma den Crypto-Markt manipuliere und zur Geldwäsche beitrage. Veselina Valkova war seit Konstantins Verhaftung im Frühjahr 2019 die Chefin von OneCoin. Im Dezember 2019 verließ sie das Unternehmen und war bei der Gründung eines ähnlichen Unternehmens dabei.
Levy: „OneCoin ist gefährlich“
Levy stellt in seinem Brief an die Tether Organisation detailliert die Vorwürfe gegen OneCoin dar. Er berichtet, dass glaubwürdige Quellen Ruja Ignatova mit bekannten Mafiosi in Bulgarien und Dubai in Verbindung brächten. Auch den Fall der beiden OneCoin-Verkäufer, die in Mexiko ermordet auf einem Schuttplatz aufgefunden wurden, erwähnt Levy.
Als weiteren Zeugen für die Gefährlichkeit von OneCoin präsentiert der Londoner Anwalt schließlich Konstantin Ignatov. Der habe ausgesagt, er sei in Zürich von Mitgliedern der Hell’s Angels entführt worden. In Bulgarien hätten Mitglieder des „Organisierten Verbrechens“ ihn mit Waffen bedroht. Ignatov hat bekanntlich mit den US-Justizbehörden einen Deal geschlossen. Gegen seine Aussagen soll er eine mildere Strafe erhalten und später in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden.
„BitCoin Killer“ nutzt andere Kryptowährungen
Ein ehemaliger OneCoin-Mitarbeiter berichtet der NRWZ, die OneCoin-Organisation erhalte sehr oft ihre finanziellen Mittel über USDT, also Tether „und umgeht damit das Bankensystem“. Die Ironie der Geschichte sei, dass sie dafür Kryptowährungen nutzten, die sie doch ursprünglich „killen“ wollten, wie die Crypto-Queen einst angekündigt hatte.
Dass inzwischen streng vertrauliche Details wie das Tether Wallet nach außen dringen, müsste die verbliebenen OneCoiner höchst nervös machen, so der ehemalige Mitarbeiter. „Sie können niemandem mehr vertrauen.“