Rundum zufrieden sein konnten die Verantwortlichen der Stadtverwaltung nach dem Stadtspaziergang zum Schulcampus-Projekt: Etwa 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger wanderten von der Berneckschule vorbei am City-Hochhaus, dem Realschulgebäude, dem Lichtspielhaus bis zur Alten AOK.
Fachbereichsleiter Rudolf Mager erläuterte unterwegs was im „Masterplan Stadtumbau“ angedacht sei: Die Berneckschule zu erweitern, sei etwa genauso teuer als gleich eine neue Grundschule zu bauen. Würde man sie am neuen Standort an der Graf-von-Bissingen-Straße ansiedeln, erhielte man eine große, städtebaulich wichtige Fläche beim Schweizer Parkplatz.
Chancen für die Stadt
Beim City-Hochhaus zeigte Mager, welche Chancen sich ergeben würden, wenn die Straße vom Tunnel auf der anderen Seite der Schiltach verliefe. Seit Jahren kauft die Stadt deshalb in diesem Gebiet beim Busbahnhof Häuser auf. Die eines Tages nicht mehr als Schulhaus benötigte Realschule sei als „Stadthaus Mittendrin“ bestens geeignet: „Superkurze Wege ins Zentrum, zum Rathaus und zum Park der Zeiten.“
Das Lichtspielhaus am Eingang zum neuen Schulcampus sollte durch eine andere Verkehrsführung am Paradiesplatz besser erschlossen werden. „Das ist auch ohne Talumfahrung möglich“, ist Mager überzeugt. Wenn die Graf-von-Bissingen-Straße wegfalle, werde die Verkehrsführung wesentlich einfacher und es könnten Fahrspuren entfallen. Auch beim Schloss soll die ungeliebte (und kaum genutzte) Unterführung zu Gunsten eines fahrbahngleichen Fußgängerübergangs ausgegeben werden.
Schrittweise Umsetzung
In der alten AOK erläuterte Mager anhand zahlreiche Fotos und Grafiken das Schulcampuskonzept. Die Kombination aus bestehenden Gebäuden und Neubauten brächte eine „besondere Qualität“.
Der große Vorteil des Standortes Graf-von-Bissingen-Straße sei, dass man Schritt für Schritt vorgehen kann: Erst Neubau des Don-Bosco-Kindergartens. Dann wird die bestehende Erhard-Junghans-Schule erweitert. Sobald der Anbau fertig ist, ziehen die Klassen dorthin um und der Altbau wird saniert. Wenn dieser fertig ist, siedeln die restlichen Klassen des Schulverbunds aus der ehemaligen Realschule auf den Campus um. Anschließend käme der Neubau der Berneckschule beim AOK-Gebäude.
Als Zeitraum nannte Mager acht bis zehn Jahre. „Wenn alles optimal läuft“, schränkte später Oberbürgermeister Thomas Herzog ein. Der Vorteil sei eben, dass das Projekt bei einem möglichen wirtschaftlichen Einbruch in seinen Teilen geschoben werden könne.
Mittendrin
Marcel Dreyer stellte die Idee von einem Haus „Mittendrin“ vor. Das alte Realschulgebäude solle eine Bündelung der verschiedensten Einrichtungen im Zentrum der Stadt ermöglichen Das JUKS, die Volkshochschule, die verschiedensten Beratungsstellen, Vereine, das Eltern-Kind-Zentrum und viele andere können hier unter einem Dach arbeiten. Der Abteilungsleiter für Jugend, Familien und bürgerschaftliches Engagement sprach von Synergieeffekten: „Ein Haus in dem ich alles bekomme.“
Dreyer betonte auch, dass bei einer zunehmend alternden Gesellschaft solche Angebote immer wichtiger würden. Sie könnten aber auch die Stadt für junge Menschen attraktiver machen und so dem Bevölkerungsrückgang entgegen wirken. Auch zur Zentralität Schrambergs könnte das Haus beitragen.
Viele Anregungen, wenig Kritik
In der Diskussion schlug Klaus Andreae vor, auch die Schramberger Tafel dort anzusiedeln: „Der Platz wäre ideal.“ Er fragte weiter, ob das Lichtspielhaus mit einem Bühnenanbau nicht auch für andere kulturelle Veranstaltungen nutzbar wäre. Man sei mit dem Regierungspräsidium im Kontakt, Veränderungen auf der Rückseite seien am ehesten möglich, bestätigte Herzog.
Noch nicht ganz gelöst sei die Parkplatzfrage im Campus, antwortete Herzog auf eine entsprechende Frage. Klar sei, dass Parkplätze für Lehrer geschaffen werden müssten – entweder als Tiefgaragen oder in der Nähe.
Franz Maurer mahnte zum Sparen. Steuersätze anzuheben, sei keine Lösung. Ein Teil des Schulcampus sei in der Finanzplanung schon „eingepreist“, so OB Herzog. Es sei auch klar, dass es zur Verschiebung von anderen Projekten kommen werde. Eine höhere Attraktivität helfe aber auch den betrieben, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Die Landesgartenschau und der Schulcampus – Mager hatte dies immer wieder verknüpft – seien aber auch unabhängig voneinander möglich. Allerdings: „Mit der Landesgartenschau geht es schneller“, so Herzog, „dank der Zuschüsse.“ Mager ergänzte: „Ohne die Landesgartenschaubewerbung hätten wir die Campuspläne nicht so detailliert vorlegen können.“
Erst gegen Ende meldete sich eine Anwohnerin zu Wort. Ihr Haus müsste weichen. Sie sei „entsetzt, dass wir aus dem Haus raus sollen.“ Herzog beruhigte mit Blick auf den langen Zeithorizont und versprach mit den Hauseigentümern und Bewohnern nach guten Lösungen zu suchen. „Es muss niemand morgen aus dem Haus raus.“