Mit großer Begeisterung nahm das Publikum das diesjährige Konzert der ARD-Preisträger in der „Alten-St-Laurentiuskirche“ in Sulgen auf. Für die fünf jungen Musikerinnen und Musiker gab es am Ende stehende Ovationen – aber leider keine Zugabe fürs Publikum.
Schramberg. Im Rahmen des Schwarzwald-Musikfestivals traten die fünf Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs 2023 in Schramberg auf. Der Intendant des Festivals Mark Mast erzählte im Gespräch mit dem Pianisten Philipp Kirchner, dass der Konzertflügel von Schwechten aus dem Jahr 1924 stamme und einen etwas anderen Klang als heutige Flügel habe. Für das berühmte Trio von Rebecca Clarke, das 1921 entstanden war, sei dies aber sehr passend. Die ehemalige Kirche mit dem expressionistischen Wandbild sei für ihn im vergangenen Jahr „eine Entdeckung“ gewesen“, so Mast.
Miteinander musizieren
Zu seinem Amelio-Trio berichtete Kirchner, dass er mit seinen beiden Mitspielerinnen Johanna Schubert und Merle Geißler seit der Jugend zusammen musiziere. Auch bei internationalen Wettbewerben waren die Drei schon erfolgreich.
Der ARD-Wettbewerb gilt als einer der bedeutendsten, aber auch schwierigsten Wettbewerbe weltweit, so Mast. Das anschließende Festival der Preisträger mit fast 15 Konzerten solle dazu führen, dass anschließend „die besten der besten nicht gegeneinander, sondern miteinander musizieren“.
Die Vorbereitungsphase der Preisträger finde seit etlichen Jahren in einem Luxushotel in Baiersbronn statt. Da hätten sich die drei vom Amelio-Trio und der Violaspieler Takehiro Konoe und der Kontrabassist Vilmos Mohácsi kennengelernt. Es seien sehr intensive proben“ gewesen so Kirchner. „Wir haben in drei Tagen zwei Programme einstudiert.“
Von der Renaissance in die Neuzeit
Das erste davon war am Donnerstagabend in Schramberg-Sulgen zu hören. Mir Orlando Gibbons „Drei Fantasien für Violine, Viola und Violoncello“ ging es zunächst tief in die Musikgeschichte zurück: Musik der Renaissance erfüllte die alte Kirche. Ein Stück, das Gibbons ursprünglich für drei Gamben geschrieben hatte.
Höhepunkt des Abends war Rebecca Clarkes „Trio für Violine, Violoncello und Klavier“: Das Stück der britischen Bratschistin Clarke ist ungeheuer dramatisch. Wilde wechseln sich mit lyrischen Passagen ab. Die Aufgewühltheit der Zeit nach dem schrecklichen ersten Weltkrieg scheint hier immer wieder durchzubrechen. Großartig, wie das Amelio-Trio diese kraftvolle Komposition in völliger Übereinstimmung miteinander spielte.
Es folgte Adagio und Allegro für Viola und Klavier von Robert Schumann. Nach dem melancholischen ersten Satz konnte Takehiro Konoe im zweiten Satz sein virtuoses Können auf der Viola zeigen.
Forellenquintett begeistert
Nach der Pause musizierten dann alle Fünf gemeinsam. Mit dem „Schlachtschiff“, wie Mast das „Forellenquintett“ von Franz Schubert nannte, gelang den jungen Musikerinnen und Musikern ein großer Wurf. Die Begeisterung des Publikums war groß, zumal die Melodien und Themen natürlich den meisten bekannt waren.
Auch hier erstaunlich, wie die jungen Musikerinnen und Musiker eine Einheit bildeten, obwohl sie das Stück noch nie gemeinsam aufgeführt hatten.
Als Zuckerle spielten die Fünf den „Nachtrag zu Schuberts ‚Forellenquintett‘ für Streicher und Klavier“ des 1985 geborenen Komponisten Johannes X. Schachtner. In seiner modernen Komposition sind immer wieder Anklänge an Schubert zu erahnen.
Das recht kurze Stück mit seiner ungewöhnlichen Tonerzeugung hat den Fünf ganz offensichtlich Spaß gemacht. Dem für neue Töne – insbesondere auch für Flageolett-Töne – aufgeschlossenen Publikum ebenso. Es dankte mit langem Beifall.
Info: Das Amelio Trio mit der Geigerin Johanna Schubert, der Cellistin Merle Geißler und dem Pianisten Philipp Kirchner gewann den zweiten Preis beim ARD-Wettbewerb 2023
Vilmos Mohácsi spielte beim Semifinale des ARD-Wettbewerbs 2023 Kontrabass. Takehiro Konoe erreichte mit der Bratsche den dritten Preis beim ARD-Wettbewerb 2023.