In Schramberg versammeln sich am Wochenende Dampfenthusiasten: Beim zweiten Echtdampflok-Treffen in der H.A.U. zischt und dampft es in drei großen Sälen im Bau 22. Auf mehreren großen Anlagen drehen die Loks der Größen Spur 1 und Spur 2 ihre Runden. Alle angetrieben von kleinen Dampfmaschinen – eben Echtdampf.
„Mit Volldampf geht es weiter“, zitierte Oberbürgermeister Thomas Herzog in seiner Begrüßung das Motto der Echtdampfer, die aus der gesamten Republik, aber auch der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden nach Schramberg gekommen sind. Zwei Jahrzehnte lang trafen sich die Tüftler und Bastler in Karlsruhe, seit einem Jahr kommen sie nun nach Schramberg. „Und ich hoffe, dass Sie nun die nächsten 20 Jahre nach Schramberg kommen“, meinte er unter dem Beifall der Echtdampfer.
Für die Organisatoren berichtete Tobias Mey, dass in diesem Jahr 60 Echtdampfer dabei seien, im Vergleich zur ersten Veranstaltung eine Steigerung um 50 Prozent. Durch einen Kontakt mit Michael Herberger, dem Leiter des Eisenbahnmuseums Schwarzwald sei der Kontakt nach Schramberg zu Stande gekommen. Die hellen Räume in der H.A.U. seien ideal für die Echtdampfer, so Mey. „Vor zwei Jahren kannte noch keiner von uns den Namen Schramberg“, erzählte er. Inzwischen ist das Treffen die größte derartige Veranstaltung in Deutschland.
Bis Sonntag, 6. Mai zeigen die Dampfspezialisten nun ihre Schätze. Peter Bitterli aus der Nähe von Basel hat eine ganze Reihe seiner Loks dabei. Teilweise werden die Dampfkessel mit Gas beheizt, einige aber auch ganz Original mit Kohle: „Das dauert natürlich dann länger, bis es richtig dampft.“ Aus der Nähe von St. Moritz ist Theodor Hirschli gekommen. Er stellt ein Modell einer Lokomotive der Rhätischen Eisenbahn auf die Gleise: „Die Originale sind leider alle verschrottet.“
Auf der Insel Borkum tuckert bis heute ein dampfbetriebener Zug. Als Modell hat ihn Ralph Reppingen nachgebaut und lässt ihn über eine der großen Anlagen tuckern.
Das wohl älteste Modell hat Horst Reichert aus Alpirsbach mitgebracht. Eine Lok, die vor 115 Jahren gebaut wurde – und bis heute mit Echtdampf fährt. „Ich finde das großartig“, lobt ihn ein Kollege, „dass Sie die Lok nicht in einer Vitrine verstauben lassen.“ Reichert schmunzelt und meint: „So selten ist die eigentlich nicht – weltweit gibt es so 15 bis 20 Exemplare.“
Jede Maschine hat ihr „Eigenleben“, berichtet Museumsleiter Harald Burger vom Auto- und Uhrenmuseum. Der Betrieb erfordere völlige Konzentration. „Ständig sind Wasserstand, Druck, Öl und Gas oder Kohle zu prüfen, wie beim Original.“ Und dann das Fahrverhalten: Schließt man den Dampfregler, dehnt sich noch der Restdampf. Die Maschine kommt, je nach Last, erst nach mehreren Metern zum Stillstand. Und vor größeren Steigungen muss rechtzeitig Dampf gemacht werden – sonst bleibt der Zug in ihr stehen. Dann muss man erst „Wasser kochen“, damit der Druck wieder steigt. Wer erleben will, wie die Bastler ihre Miniatur-Maschinchen zum Laufen bringen, der hat noch bis Sonntag dazu in Schramberg Gelegenheit.
Info: Die Öffnungszeiten der Veranstaltung sind am Samstag, 5. Mai von 10 bis 18 Uhr und am Sonntag, den 6. Mai von 10 bis 17 Uhr. Weitere Information zu der Veranstaltung gibt es unter der Nummer 07422-29300.