Dickes Lob von allen Seiten erntete Annette Hehr vom Schramberger Stadtmuseum für ihren Bericht über die Jahre 2021 und 22. Im Verwaltungsausschuss hatte die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums über die beiden noch von der Corona-Pandemie geprägten Jahre berichtet.
Schramberg. So konnten 2021 zwei eigentlich geplante Ausstellungen, nämlich die Krippenschau und eine Fasnetsausstellung, noch nicht gezeigt werden. Erst Podium Kunst hat dann mit einer Ausstellung mit Werken von Hideaki Yamanobe „Light on Bright“ das Ausstellungsjahr 2021 eröffnet.
Es folgte eine Ausstellung mit Werken von Rudolf Ackermann, die der FSJ-ler David Kuhner organisiert hatte.
Ausgrenzung- Raub- Vernichtung
Im Gedenkjahr „1700 Jahre Juden in Deutschland“ zeigte das Stadtmuseum eine Wanderausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg und des Gedenkstättenverbunds Gäu-Neckar-Alb Sie beschäftigte sich mit der Zerstörung der wirtschaftlichen Existenz der jüdischen Bürger in Württemberg und Hohenzollern in der Zeit des Nationalsozialismus.
In Schramberg gab es eine Ergänzung, die die Enteignung der Familie Meyer (Majolika) durch die Nazis dokumentierte. Hehr zeigte in ihrer Präsentation das Schloss geschmückt mit Hakenkreuzfahnen. „Ich habe Ihnen dieses eindrückliche Bild vom Schloss unter nationalsozialistischer Flagge mitgebracht, das zur entsprechenden Ausstellung passt, aber auch auf einen interessanten Zufall hinweist.“ Nämlich das am Tag der Ausschusssitzung vor genau hundert Jahren die Stadt das Schloss gekauft hatte (wir haben berichtet).
Corona-konform
Im Coronajahr sei die Vermittlung von Inhalten natürlich schwieriger gewesen. Das Museumsteam habe dafür „Corona konforme Formate“ entwickelt, etwa eine Familien-Rallye, die sich bewährt habe. Außerdem habe es ein erfolgreiches Kindergartenprojekt zu „Alle Tassen im Schrank“ gegeben.
Veranstaltungen seien 2021 nur abgespeckt möglich gewesen, seien aber dennoch gerne und gut besucht worden.
Innendienst
„Unser Fokus lag vor allem aber auf unserem Sammlungsmanagement“ erläuterte Hehr. So hätten die Kolleginnen der Aufsicht die Bilder aus der städtischen Kunstsammlung aus der Luftpolsterfolie ausgepackt und in Tyvek eingepackt. Der Grund: Die Chemikalien in den Folien könnten die Kunstwerke angreifen.
Auch habe es fünf Restaurierungsprojekte gegeben, unter anderem ließ das Museum die Schweizersche Barock-Krippe restaurieren und erhielt dafür 15.000 Euro von der Landesstelle für Museumsbetreuung. Auch habe Johanna Pröbstle ehrenamtlich archäologische Funde restauriert. So habe das Museum die Gelder sinnvoll genutzt, „die wir sonst für die Ausstellungen und Veranstaltungen nach außen brauchen“.
Ankäufe und Leihgaben
Schließlich hat das Museum auch Sammlungsobjekte gekauft unter anderem einen „Briefbeschwerer Hund“ aus der Zeit von U&F, dies sei „eine absolute Rarität auf die Experten wie Dr. Staffhorst neidisch sind“, wie Hehr stolz erzählte. Der Hund habe gar nur 35 Euro gekostet.
Ein bisschen stolz ist Hehr auch, dass das „Vitra Design Museum“ aus Weil am Rhein Designobjekte von Eva Zeisel aus ihrer Zeit in der SMF angefragt und für eine europaweite Ausstellung ausgeliehen habe. „Sie waren schon in Weil, Rotterdam und Winterthur. Im Augenblick sind sie in Barcelona, ab März 2024 dann in Wien.“
Schließlich habe das Museumsteam in der Dauerausstellung alte, sehr textlastige Tafeln gegen solche aus der Sonderausstellung „Alle Tassen im Schrank“ ausgetauscht: Das sei „nachhaltig, ressourcenschonend, aber dann doch nicht so nebenbei“ erledigt gewesen.
2022 normalisiert
Das Jahr 2022 sei dann wieder in normaleren Bahnen verlaufen: Podium Kunst bot drei Schauen über die Wintermonate: Matin Kasper: Malerei, Bernd Wehner: Stelen und Reliefs und Simon Czapla mit großformatigen Popart Tieren und Menschen.
Das Stadtmuseum selbst hat 2022 mit sechs Ausstellungen die Besucher angezogen. In der Fasnetsausstellung „Hoch die Tassen“ waren Plakate zur Fasnet in der Majolika zu sehen. Die wichtigste Ausstellung „Alte Funde in neuem Licht“ befasste sich mit der Burgenarchäologie um Schramberg. Eine weitere Ausstellung erinnerte an „1972 – Das Jahr der Großen Kreisstadt Schramberg“. In einer weiteren Ausstellung „Menschenbilder“ waren Werke aus der städtischen Kunstsammlung zu sehen.
„Im Juli eröffneten wir dann eine Kooperationsausstellung mit dem Oberrheinischen Tabakmuseum aus Mahlberg: Rauchzeichen“, so Hehr, die dabei ihre persönlichen Beziehungen spielen lassen konnte: Sie ist nämlich in Mahlberg aufgewachsen, wie sie schmunzelnd bekannte. Zum Jahresabschluss zeigte das Museum noch eine Adventssaustellung über „Weihnachten bei den Grafen von Bissingen und Nippenburg.“
Neue Technik
Auch über die Vermittlung gab es im Jahr 2022 einiges Berichtenswertes. So den ersten Audioguide, der im Sommer 2021 entstand. 9000 Euro Fördergelder über die Corona Förderung für Vermittlungsformate der Landesstelle für Museumsbetreuung hat Hehr dafür akquiriert. Ebenfalls im vergangenen Jahr erhielt das Museum seine eigene Homepage.
Um erste Jahr nach Corona gab es auch wieder mehr Veranstaltungen. Besonders im Begleitprogramm der Burgenausstellung bot das Museum Vortrage und einige Exkursionen an, die regen Anklang fanden. Auch konnte das Museum wieder einen Handwerksmarkt im September organisieren.
Ehrenamt
Schließlich lobte Hehr die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit Albrecht Armbruster sei ein Fachmann hinzugestoßen, der das Museum bei Uhrenreparaturen unterstütze.
Auch arbeite der Arbeitskreis Krippen an der Rekonstruktion der St. Maria Krippe, „die dieses Jahr nun in die Dauerausstellung des Stadtmuseums eingebaut sein und fortan präsentiert werden wird“, wie Hehr am Ende betonte.
Mit Herzblut dabei
Von den Ausschussmitgliedern gab es Beifall. Tanja Witkowski, Sprecherin der Fraktion SPD-Buntspecht hob hervor, der Bericht habe “eindrücklich gezeigt, dass im Museum trotz Corona viel gegangen” sei. Auch Ralf Rückert (Freie Liste) bedankte sich für den emotionalen Vortrag. Das Stadtmuseum sei “aktiv erlebbar”, auch dank der Rallyes für Kinder.
Thomas Brantner (CDU) wollte wissen, wie die Besucherzahlen ermittelt würden. Da kein Eintritt erhoben wird, zählten die Mitarbeiterinnen in der Aufsicht “analog, per Strichliste”, erläuterte Hehr. Gezählt würden nur “echte“ Besucherinnen und Besucher, nicht diejenigen, die das Schloss für private Feste wie Hochzeiten mieteten.
Thomas Koch (ÖDP) fand, man merke,“mit wie viel Herzblut” Annette Hehr dabei sei. “Wir sind froh, dass wir Sie haben.” Auch Hilmar Bühler (“Aktive Bürger”) hatte nur Lob für die aktuelle „Mensch – Biene“-Ausstellung: “Meine Kinder waren nach dem Besuch so begeistert, dass sie nochmal rein wollen.”