„Mit der Natur ist nicht zu spaßen“

Markus Klek verkürzte Tour in Schweden

Deutlich anders als geplant verlief Markus Kleks diesjährige Wintertour in Schweden. Wegen einer Erkrankung vor seiner Abreise fehlte dem Paläotechniker vom Raustein die Kondition für die eigentlich geplante Steinzeitwanderung.

Schramberg. Geplant hatte Klek eine Reise hoch in den Norden Schwedens. Einen berühmten Markt der Sámi in Jokkmokk nördlich des Polarkreises wollte er besuchen, weiter in den Norden fahren und dann etwa zwei Wochen nach Süden wandern. Alles mit einer Ausrüstung und Bekleidung, wie sie die Menschen vor etwa 15.000 Jahren kannten.

Grippe hat ihn ausgebremst

Doch dann kam alles anders: Statt Anfang Februar konnte Klek erst am 17. Februar losfahren: „Eine Grippe hatte mich erwischt und die Erholung lief langsam.“

Einigermaßen bei Kräften habe er gedacht: ‚Ich schaue was machbar ist und was nicht.‘ Für das Sámi-Treffen kam er zu spät, die Fahrt ganz hinauf in den Norden Schwedens schien nicht mehr sinnvoll: „Ich war in Mittelschweden und der Wetterbericht zeigte dieselben Bedingungen wie im hohen Norden.“ Er sei deshalb wieder in die Gegend gefahren; in der er 2024 seine erste große Schwedentour absolviert hat, das südliche Lappland.

Auf dem Weg dorthin habe er aber einige seiner Pläne umsetzen können. Museumsbesuche in Schleswig-Holstein, in Kopenhagen und in Neuwied brachten neue Erkenntnisse. „In Dänemark habe ich Feuerstein gesammelt, und auf dem Rückweg hatte ich das ganze Auto voll mit Rentierfellen. Ich hab‘ oben drauf geschlafen wie die Prinzessin auf der Erbse“, erzählt er lachend.

Im Auto auf den Fellen. Foto: Klek

Windchillfaktor minus 40 Grad

Doch die eigentliche Tour habe er abkürzen müssen. Von der Fitness her habe er es nicht gepackt. „Ich war zwei Tage und zwei Nächte bei krassen Temperaturen und Dauersturm unterwegs.“ Bei Sturm und Minus 20 Grad ergebe das einen „Windchillfaktor“ von minus 40 Grad.

„Ich habe festgestellt, ich schaffe das konditionsmäßig nicht und bin umgekehrt.“ Im Oktober sei ein Wanderer dort oben erfroren, hatte man ihm berichtet. „Mit der Natur ist nicht zu spaßen.“ Trotz intensiver Vorbereitung und guter Ausrüstung müsse man wissen, wann man besser umkehrt. An den zwei Tagen habe er sich Erfrierungen im Gesicht eingefangen. „Es war schon grenzwertig.“

Von seinem Ausgangspunkt Idre Fjäll hat Klek dann verschiedene Tagestouren unternommen und seine neue Ausrüstung erprobt. Statt der Schneeschuhe vom letzten Jahr hat er mit Steinzeitwerkzeug gefertigte Skier getestet, mit mäßigem Erfolg. Der seitliche „Grip“ fehle. Man kipple leicht seitlich weg. „Ich bleibe lieber bei den Schneeschuhen.“ Die neuen hätten sich sehr bewährt.

In seiner Unterkunft in Schweden. Foto: Klek

„Learning by doing“

Die Kälte und der Sturm seien aber auch hilfreich gewesen. Er habe gemerkt, an welchen Stellen er etwas an der Kleidung ändern müsste. Die Kapuze am Mantel mit dem Fellrand beispielsweise. „Das sieht nicht nur toll aus, es hat auch einen praktischen Effekt.“

Dieser Fellrand diene dazu, das Gesicht zu schützen. Das Fell verwirbelt den Wind, sodass er nicht so scharf auf die Haut trifft. Gelernt hat Klek inzwischen auch, dass nicht jeder Pelz dafür geeignet ist. Es gebe Pelze, die nicht vereisen, Vielfraß etwa wäre ideal. Bei einem Fuchs dagegen vereise der Schnee und der Atem im Pelz.

Markus Klek mit Fellrandkapuze auf der Tour in Schweden. Foto: Klek

Ausprobiert hat er auch die Verschlüsse mit Knebeln und Scheiben, die er durch Schnurösen zieht. Auch hier stellte sich heraus, nicht alles, was in der Theorie gut aussieht, klappt auch in der Praxis. Knebel können sich in der Ausrüstung verheddern und sind dann schwierig wieder loszubekommen. „Es ist einfach viel learning by doing“, weiß Klek.

Die gelochten Scheiben möchte er weiter testen. Archäologen hätten sehr viele davon gefunden, die müssten eine Funktion gehabt haben, ist er überzeugt, Für eine weitere Tour plant Klek mit einem Steinzeitzelt zu wandern. „Vielleicht hat man die Scheiben zum Spannen der Zeltschnüre genutzt“, mutmaßt er.

Im Raustein mit Steinzeitwerkzeug. Foto: him

Auf dieser Reise wollte er eine lederne Wasserflasche mitnehmen. Das habe sich auch als schwierig erwiesen. Die Gurte des Rucksacks und die Lederflasche am Körper hätten sich gegenseitig behindert. Auch die Inuit hätten bei ihren Schlittenfahrten kein Wasser bei sich. Sie trinken am Ziel dann umso mehr.

Neue Kurse

Doch jetzt sind erst einmal Termine in der Heimat angesagt. Klek hält Vorträge über seine Arbeit.  Für einen Gerberkurs mit den Rentierfellen erwartet Klek Ende des Monats Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland im Haus am Raustein.

Im Rückblick war diese Reise, auch wenn sie nicht wie geplant verlaufen ist, eine wichtige Erfahrung für Klek. Die heftige Kälte und der erzwungene Abbruch seien „eine gute Lektion“ gewesen. „Man muss langfristig denken, da oben ist es einfach anders.“




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.



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