Sie werden vor einer Wahl gehegt und gepflegt, sind sie doch Aushängeschilder und Infoquelle: die Homepages der Kandidaten. Nach der Wahl geraten sie in Vergessenheit, werden – vorerst – nicht mehr gebraucht. Ein Leser hat uns darauf gestoßen, wir sollten doch mal nachschauen, was etwa mit der Homepage der Oberbürgermeisterin von Schramberg passiert ist. Und tatsächlich: das Ergebnis ist lustig.
Dorothee Eisenlohr verkauft Schuhe. Na ja, nicht sie selbst, aber unter www.dorothee-eisenlohr.de, der früheren Domain der OB-Kandidatin für Schramberg, findet sich jetzt ein Shop für Schuhe. Keiner der Kategorie Deichmann & Co., vielmehr ein offenkundiger Fake-Laden.
Zitate vom Schuhshop unter dorothee-eisenlohr.de: „Alle unsere Produkte sind von der Fabrik authentische Qualität und Originalverpackung direkt.“ „Wir versprechen, liefern Waren an unsere Kunden auf der ganzen Welt mit Geschwindigkeit und Präzision.“ Und: „Wenn Sie uns mit einer falschen Adresse zur Verfügung stellen, sind wir nicht verantwortlich für die Ware nochmals zu.“ Original-Text, ungekürzt.
Es ist ein Shop ohne Impressum, der deutliche Anzeichen für Nepp aufweist – so sind etwa ausnahmslos alle angebotenen Produkte im Preis teils massiv herabgesetzt. Und manche tragen so abenteuerliche Namen wie „Männer der Wohnungen Schuhe Sommer Leder Männer Müßiggänger Casual Männer Oxfords Schuhe Atmungsaktiv Slip-On Männer Fahren Schuhe Calzado hombre Sex3 ali-44284273“.
Noch ein Hinweis: Es werden im eigentlichen Bestellprozess nur Zahlungsarten mit Vorkasse, per Kreditkarte angeboten. Das Geld ist dann weg. Eine Anschrift des Ladens, einen Sitz mit ladungsfähiger Adresse, gibt es auch nicht. Übrigens: Es warnt sogar der Virenscanner vor dem Besuch der Website.
Dorothee Eisenlohr bestätigt der NRWZ auf Nachfrage: „Ja genau, www.dorothee-eisenlohr.de ist nicht mehr meine Domain.“ Und sie ergänzt: „Wir prüfen derzeit, ob rechtliche Schritte gegen den Shop-Betreiber möglich sind.“
Und was machen die anderen so? Bei zweien haben wir nachgeschaut. Michael Melvin, etwa, scheint im Wartungsmodus zu sein. www.michael-melvin.de (die er er mutmaßlich in der Zeit der OB-Kandidatur in Schramberg genutzt hat) wird auf die .com-Domain umgeleitet. Und dort heißt es: „Danke für Ihren Besuch. Aktuell arbeiten wir an einem neuen Webauftritt. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns bald wieder besuchen.“
Und Thomas Herzog hatte die Domain www.herzog-thomas.de betrieben*. 2011 und 2019, sei das so gewesen, schreibt er uns. Er ist online ebenfalls weg vom Fenster: „HIER WURDE SOEBEN EINE NEUE CUMODIS WEBSITE FREIGESCHALTET“, ruft es nun von dort. „Es sind noch keine Inhalte hinterlegt. Mehr erfahren Sie in Kürze!“
Eine Pflicht, eine Bewerberseite abzuschalten oder den Domainvertrag zu kündigen, besteht derweil nicht. Unter www.ob-bross.de ist weiterhin die einstige Website des Rottweiler Oberbürgermeisters zu finden. Mit Stand von 2017, aber leicht wieder aktualisierbar, wenn sie erneut gebraucht werden sollte.
*Hinweis: Wir hatten Herrn Herzog zunächst, Schande über uns, die falsche Domain zugeordnet.
deutet der Verkauf/die Freigabe der Domain womöglich heute schon darauf hin, dass Frau E. keine 2.Amtszeit anstrebt?
…das ließe ja in sofern hoffen, dass sie somit – ohne Rücksicht auf Wiederwahl-Sympathiepunkte – auch mit unpopulären Entscheidungen die 5-Täler-Stadt voranbringen könnte!
Das ist dann doch ziemlich stümperhaft, von einer medial so bedachten Person wie Eisenlohr.
Alles wird in Szene gesetzt, jedes Bein muss sitzen bei Fotos, jede Pressemitteilung wird durch Chefvorgabe gesteuert, immer im Gespräch bleiben… und dann kündigt sie eine Domain, deren Kosten bei unter 10 EUR pro Jahr liegen. Je nach Anbieter deutlich unter 10 EUR jährlich. Das sind Peanuts für ihre Besoldungsklasse. Und bei Domains gilt üblicherweise, wenn weg dann weg.
Sorry, da kann man nur mit dem Kopf schütteln über Frau Eisenlohr.