Mega-Ölspur: ADAC-Fahrer winkt freundlich, statt zu helfen

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Alle paar Tage wird die Schramberger Feuerwehr aktuell zur Beseitigung einer Ölspur gerufen. Üblicherweise ein Einsatz, der keine Stunde lang dauert und nur wenige Einsatzkräfte und -fahrzeuge benötigt. Anders am vergangenen Donnerstag. Da zog sich die Ölspur von der Talstadt bis in die Heiligenbronner Straße in Sulgen. Einem privaten Ersthelfer blieb dabei ein unbekannter ADAC-Fahrer in Erinnerung.

Zwei Abteilungen der Schramberger Feuerwehr, Tal und Sulgen, waren an der Beseitigung dieser Mega-Ölspur beteiligt, insgesamt sechs Fahrzeuge. Mehr als zwei Stunden waren die Einsatzkräfte beschäftigt, von 17.50 bis 20.15 Uhr, so das Einsatzprotokoll. Denn die Ölspur zog sich von der Stadtmitte in der Talstadt bis hinauf in die Heiligenbronner Straße. Zum Parkplatz eines Möbelhauses. Der Verursacher: Ein Auto, das wohl zuvor in einer Werkstatt gewesen ist, und das viel Öl verlor. Auch auf jenem Parkplatz.

Öl soll nicht in Kanalisation fließen – ADAC-Helfer soll helfen

Darauf ist ein NRWZ-Leser aufmerksam geworden. Der Mann, beruflich Polizist, handelt nach eigenen Angaben rasch. Er ruft seine Kollegen. Und versucht dann, irgendwie das Öl daran zu hindern, in einen Schacht, in die Kanalisation zu fließen. Er hat nichts zur Hand, weshalb er an die Heiligenbronner Straße läuft, um dort einen vorbeifahrenden Wagen anzuhalten. Und der Mann glaubt, Glück zu haben: Ein gelber Engel kommt vorbei. Ein Pannenhelfer des ADAC in seinem gelben Mini-Van.

„Ich habe dem Fahrer gewunken, ihm signalisiert, dass er bitte anhalten soll“, berichtet uns der Leser. Doch der Pannenhelfer habe nur zurückgewunken – und sei weitergefahren. „Er muss mich noch im Rückspiegel gesehen haben, wie ich mit ausgebreiteten Armen auf der Fahrbahn stand, völlig baff“, so unser Leser weiter. Doch das ADAC-Auto verschwand. Später seien dann seine Kollegen Polizisten und die Feuerwehr eingetroffen, deren Einsatzkräfte sich um das Öl gekümmert hätten.

ADAC-Hotline-Mitarbeiter legt einfach auf

Der Mann aber wollte eine Klärung – muss so ein Pannenhelfer nicht wenigstens anhalten? Also ruft er bei der ADAC-Hotline an. Nur, um vom Mensch am anderen Ende der Leitung zu hören, dass der ADAC für solche Fälle nicht zuständig sei. Für solche Fälle? „Der ADAC-Fahrer konnte ja gar nicht wissen, was los war, es hätte auch ein medizinischer Notfall sein können“, argumentiert der Leser. Das ist seinen Worten zufolge dem Mensch an der Hotline egal. „Er ist dann pampig geworden, hat auch gefragt, ob ich überhaupt ADAC-Mitglied bin“, berichtet uns der Leser – was er nicht sei. Danach sei das Gespräch vollends unerfreulich verlaufen. Er habe den Kontakt zum ADAC-Helfer haben wollen, der einfach an ihm vorbeigefahren sei, so der Leser. Es müsse doch GPS-Daten geben. Und so unendlich viele Pannenhelfer seien an jenem Donnerstagabend auch sicher nicht in Sulgen unterwegs gewesen, dass der eine nicht ausgemacht werden könne.

Man habe dann angefangen, ein wenig zu streiten – bis der ADAC-Typ einfach aufgelegt habe.

Das wertet der Leser als mangelnde Einsicht. Und als Unfreundlichkeit. Auch ein zweiter Anruf bei der Hotline habe ihn nicht zufriedengestellt. Er wendet sich deshalb recht empört an die NRWZ. Wir fragen beim ADAC nach, die Pressestelle in München antwortet:

Pressestelle des ADAC: Vielleicht hat Fahrer aus Freundlichkeit gewunken

NRWZ: Ist das richtig, müssen Ihre Fahrzeuge nicht anhalten und wenigstens fragen, was los ist, wenn jemand offenbar auf der Suche nach Hilfe winkend am Straßenrand steht? Innerorts, in diesem Fall.

ADAC: Unsere Straßenwachtfahrer sind angewiesen, immer bei Fahrzeugen anzuhalten, wenn sichtbar Hilfe benötigt wird. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass der Fahrer die Situation falsch eingeschätzt hat, weil kein Fahrzeug mit einer Panne zu erkennen war. Es ist möglich, dass er zurückgewunken hat, weil er wohl der Meinung war, dass der Passant ihm aus Freundlichkeit zugewunken hat, was unseren Gelben Engel häufiger passiert (z.B., wenn sie an einer Ampel stehen).

Ist es ebenfalls richtig, dass Ihre Fahrzeuge keine geeigneten Hilfsmittel etwa zur Bindung von Öl an Bord haben und auch keine Schaufel o.ä., um Betriebsstoffe aufzunehmen?

Ja, die Straßenwacht hat keine Hilfsmittel, um Öl oder andere Schadstoffe aufzunehmen. Dafür wird die Feuerwehr informiert.

Ist es auch richtig, dass das betreffende Fahrzeug des nicht anhaltenden ADAC-Mitarbeiters nicht ausgemacht werden kann, dass kein GPS an Bord ist, um dem nachzugehen?

Aus Datenschutzgründen findet keine Aufzeichnung der Positionsdaten der Fahrzeuge statt.

Würden Sie sich allgemein wünschen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Hotline freundlich sind und auch Anrufern zuhören, die kein ADAC-Mitglied sind?

Das wünschen wir nicht nur, das ist unser Anspruch.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.