Wenig Gefallen fanden die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Technik an den Vorschlägen der Verwaltung zum Berneckstrand. Die Verwaltung wollte für einen verbesserten Lärmschutz am Zugangstor zum Kiosk und einen behindertengerechten Zugangsweg vom Haupttor zum Kiosk weitere 76.000 Euro ausgeben. Der Ausschuss zweifelte an der Sinnhaftigkeit der beiden Vorhaben und beschloss einstimmig, die Verwaltung solle die Bedenken aufarbeiten, und das Gremium sich dann erneut damit befassen.
Schramberg. Bereits im Februar 2023 hatte der Rat einen „Optimierungsplan“ für den Berneckstrand vorgelegt bekommen. Umgesetzt hat die Stadt bisher das Pflanzen von vier Bäumen auf dem früher als Boulefeld geplanten großen Schotterplatz beim Zugang.
Außerdem ließ die Stadt einige Büsche neben dem Kiosk anpflanzen. Schließlich setzte sie ein „autonomes Sonnensegel“ beim Kiosk. Dafür ging das komplette Preisgeld von 15.000 Euro aus dem Bundes-Wettbewerb „Stadtgrün“ im Jahr 2020 drauf.
Die noch fehlenden Maßnahmen möchte die Stadt nun ausschreiben, so der für den Tiefbau zuständige Abteilungsleiter Konrad Ginter. Um das bezahlen zu können, beantragte er 46.000 Euro überplanmäßige Mittel.
Lärmschutz für 35.000 Euro
Den Lärmschutz am Zufahrtstor begründete er damit, es gebe „immer wieder Beschwerden von den Anwohnern.“ Um diese zu schonen, solle eine drei Meter hohe „Kokowall“ am Zaun befestigt werden. Das bisherige Tor möchte die Stadt durch eine Kombination aus zwei Kokowall-Flügeltüren ersetzen, wie es in der Vorlage heißt. Kosten: 35.000 Euro.
Für den Zuweg vom Eingang bis zum Kiosk plant die Verwaltung, einen wassergebundenen Weg und eine Bachüberfahrt anlegen lassen. Im abgelaufenen nassen Sommer seien an einigen Stellen Schichtwasseraustritte vorgekommen und der Weg zum Kiosk „relativ schwierig“ gewesen.
Auch gebe es den „oft geäußerten Wunsch mit Kinderwägen und Rollstühlen bis zum Kiosk zu gelangen“, wie es in der Vorlage heißt. Kosten: 30.000 Euro plus insgesamt 11.000 Euro Planungskosten.
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr erinnerte daran, dass der Rat beschlossen hatte, die Maßnahmen „in Etappen umzusetzen“.
Da kickt doch niemand
Susanne Andreae (SPD-Buntspecht) stellte den Sinn des Lärmschutzes am Tor in Frage: „Da kann man nicht kicken. Jeder zweite Ball landet im Bach“, verwies sie auf die schmale Fläche. Auch die geplante Breite des Zugangswegs von 1,80 Metern hielt sie für übertrieben.
Sie fragte, ob nicht 90 Zentimeter Breite oder ein paar Steinplatten an den nassen Stellen in der Wiese ausreichen würden. Man solle die 76.000 Euro für Wichtigeres, etwa die Umgestaltung eines Bewegungsraums an einer Schramberger Schule einsetzen.
Jürgen Reuter (Aktive Bürger) beklagte, er habe den Strand schon lange nicht mehr gesehen, weil Büsche und Gras das Ufer verdeckten. Er forderte, den Strand wieder zum Strand zu machen. Ginter entgegnete, ein entsprechender Auftrag sei vergeben.
Immer wieder Lärmbeschwerden
Hannes Steim (CDU) erkundigte sich nach den Eigentumsverhältnissen bei einem schmalen Streifen beim Kioskzugang. Er wies darauf hin, dass nicht nur die direkten Anlieger vom Lärm betroffen sein könnten, sondern auch die Anwohner an der Berneckstraße.
Eisenlohr berichtete, die Stadt sei „beschwerdetechnisch“ schon lange mit dem Thema befasst. Die Anwohner an der Berneckstraße gegenüber fänden den Berneckstrand „voll ok“.
Oskar Rapp (Freie Liste) schloss sich den Aussagen von Andreae an und fragte, ob vielleicht ein Ballspielverbot beim Tor genügen würde.
Ginter versicherte, es gehe nicht nur ums Ballspielen, sondern auch um Musik und Gesprächsgeräusche, wenn beim Kiosk Veranstaltungen stattfänden. „Wir haben den Anliegern zugesagt, etwas zu machen.“ Auf Nachfrage weshalb der Lärmschutz so teuer sei, meinte Ginter, diese Kokowall sei so teuer.
Die Breite des Wegs begründete er damit, dass man die brauche, wenn sich zwei Kinderwägen oder Rollstühle begegneten. Fachbereichsleiter Bent Liebrich verwies auf eine Richtlinie zur Inklusion. Darin sei eine Mindestbreite von 1,80 Metern für Wege im öffentlichen Raum vorgegeben. Es gehe auch um alte Menschen mit Rollatoren. Bei solchen Vorhaben müsse die Stadt den „aktuellen Stand der Technik einhalten“. Und der sei eben 1,8 Meter.
Großer Aufwand
Nach Informationen der NRWZ soll der Weg auf der gesamten Länge 50 Zentimeter tief ausgegraben werden. Dann sollen 40 Zentimeter mit Schotter aufgefüllt und oben die Deckschicht mit dem Feinbelag aufgebracht werden. Bei einer Weglänge von etwa 75 Metern bedeutet das erhebliche Erdbewegungen und Lastwagenfuhren.
Pi mal Daumen müssen 70 Kubikmeter Material abgefahren und ebenso viel geliefert werden. Welche Altlasten im Untergrund des ehemaligen Berneckbads schlummern, ist offen.
Andreae fragte sich, was bei einer solchen Wegbreite noch vom Strand übrigbleibt und hakte nach, wie oft denn Feste beim Kiosk stattfänden. Man werde die Antwort nachreichen, entgegnete Eisenlohr.
Volker Liebermann (ÖDP) erinnerte daran, dass vor 20 Jahren beim Freibad sicher eine höhere Lärmbelastung geherrscht habe. Die Anwohner entgegneten, damals sei aber um 20 Uhr Ruhe gewesen, erwidert Eisenlohr. „Heute ist da länger Halligalli.“
Emil Rode (Freie/Neue Liste) plädierte für den breiten Zuweg im Interesse behinderter Menschen. Er riet, dem Vorschlag von OB Eisenlohr zu folgen und die Verwaltung zu beauftragen, das Thema noch mal mitzunehmen und “vernünftig aufzuarbeiten“. Dem schlossen sich alle Ausschussmitglieder an.