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    Schramberg wird fast flächendeckend Tempo 30 in der Talstadt bekommen - und kaum jemand interessiert es

    Lärmaktionsplan: Vortrag und Diskussion vor leeren Sitzreihen

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    Beschämend schwach besucht war eine Informationsveranstaltung der Stadt zum Lärmaktionsplan, der im kommenden Jahr in Kraft treten soll. Er sieht unter anderem vor, dass auf der B 462 vom Autohaus Dold bis zur Grüne-Baum-Kurve künftig nur noch Tempo 30 gefahren werden darf.

    Schramberg. Die Informationsveranstaltung war Teil des Verfahrens zur Verabschiedung des Lärmaktionsplans. Derzeit läuft die Offenlage des Entwurfs dieses Plans. Die Stadtverwaltung hatte mit vielen Besuchern gerechnet und die Aula des Gymnasiums als Veranstaltungsort gewählt. Aber da verloren sich zehn „normale“ Besucherinnen und Besucher.

    Foto: him

    Stärkste Gruppe: Die Verwaltung

    Sieben Stadträtinnen und Stadträte von CDU, SPD-Buntspecht und Freier Liste waren fast so stark vertreten. Sie sind teilweise selbst Anlieger an der Oberndorfer Straße. Die größte Gruppe stellte die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr an der Spitze.

    Verkehrsexperte Peter Koehler und sein Mitarbeiter Jonas Fehrenbach erläuterten (wie schon im Gemeinderat – wir haben berichtet) zunächst, dass es beim Lärmaktionsplan um die „verpflichtende Umsetzung gesetzlicher Vorgaben“ gehe. Sie hatten für die Stadt eine „Lärmkartierung“ aller Stadtteile erstellt. Das Ergebnis: 23 Prozent der Bevölkerung sind von hohen Immissionen (mehr als 55 Dezibel) und fünf Prozent von gesundheitsgefährdenden Immissionen (mehr 65 als Dezibel) betroffen.

    Was tun?

    Koehler nannte vier Möglichkeiten, um den Lärm zu mindern: Vermeidung (weniger Fahren), Minderung (Tempo 30, „Flüsterasphalt“), Verlagerung (Umfahrungen) und Schallschutz (Dämmung, schallschluckende Fenster).

    In Schramberg wird es im Wesentlichen auf Tempo-30-Zonen hinauslaufen. Das ist schnell umzusetzen und kostet wenig. Die Pläne mit den Tempo-30-Zonen hatte die Verwaltung in der Aula aufgehängt.

    Peter Koehler informierte über den Lärmaktionsplan. Foto: him

    Problem Oberndorfer Straße

    Einige der Anwohner der Oberndorfer Straße meldeten sich mit Fragen zu Wort. So berichtete Waltraud Supiran von den Erschütterungen durch den Schwerlastverkehr, die zu Rissen in den Mauern führten. Auch die besten Lärmschutzfenster würden im Sommer nicht helfen: „Sie wollen ja auch mal lüften.“

    Karl Pröbstle, der ebenfalls in der Oberndorfer Straße wohnt, berichtete, die Lärmschutzfenster hätten bei ihm sehr geholfen. Er fügte hinzu, dass das Tempolimit von 30 Stundenkilometern auf der Oberndorfer Straße messbar die Lärmbelastung um die Hälfte gesenkt habe. Das hänge insbesondere am geringeren Reifengeräusch.

    Er wies darauf hin, dass die Lärmminderung nicht nur die Fenster, sondern auch Fassaden und Dächer betreffe. „Auch das ist förderfähig.“

    OBin: Talstadtumfahrung nicht gefährden

    Zu anderen Lärmschutzmaßnahmen meinte OB Eisenlohr, man wolle nichts unternehmen, was die Chancen der Talstadtumfahrung gefährde.

    Stadtrat Mirko Witkowski (SPD-Buntspecht), der ebenfalls an der Oberndorfer Straße wohnt, griff dies auf. Man sei sich einig bei der Talumfahrung. „Wir sollten uns aber ehrlich machen. Jetzt geht es um kurzfristige Maßnahmen, die Talumfahrung ist langfristig.“ Man solle das eine tun, und das andere nicht lassen.

    Auch er beklagte, dass man im Sommer  wegen des Straßenlärms kaum lüften könne. Die Geschwindigkeitsbegrenzung wirke bei den meisten, aber leider nicht bei allen Autofahrern. „Es gibt immer welche, die an den Tagesrandlagen bewusst aufs Gas treten“, hat Witkowski beobachtet. OB Eisenlohr bestätigte, im Lärmaktionsplan gehe es um Maßnahmen, die schnell wirken.

    Werden die Fahrtzeiten wirklich so viel länger?

    Eine Bürgerin erkundigte sich nach den Fahrtzeitverlängerungen. Sie bezweifelte, dass die angegebenen Zahlen stimmen, denn es würde mit der Höchstgeschwindigkeit gerechnet, die aber schon heute keiner tatsächlich fahren könne. Der Zeitverlust werde sicher weniger gravierend ausfallen.

    Fachmann Koehler erläuterte, man müsse mit Tempo 50 rechnen, das sehe die Verordnung so vor. Aber bei Tempo 30 verstetige sich der Verkehr, und das führe zu einer Lärmminderung. Richtig sei aber auch, dass sich nur etwa 85 Prozent der Autofahrer an die Vorschriften hielten.

    Auf fast alle Straßen in der Talstadt werden künftig die Autofahrer nur noch mit Tempo 30 fahren dürfen. Foto: him

    Stoßstange an Stoßstange

    Das Thema Verstetigung griff CDU-Stadt- und Ortschaftsrat Jürgen Kaupp auf. In Waldmössingen gebe es wegen der langen Tempo-30-Zone das Problem, dass gerade morgens die Autos „Stoßstange an Stoßstange“ durch den Ort fahren, und es keine Lücken für Fußgänger gebe, um die Straße zu überqueren. „Wenn man schneller fährt, gibt es immer mal ein Loch“, hat er beobachtet.

    Ralf Rückert (Freie Liste) widersprach. Er habe die Erfahrung an der Oberndorfer Straße gemacht, dass man von den Seitenstraßen viel eher in die Oberndorfer Straße einbiegen kann, seit dort Tempo 30 gilt. Das Überqueren der Bundesstraße bei der H.A.U. sei aber immer noch ein Problem.

    Für Waldmössingen kündigte Eisenlohr an, im Haushalt 2024 stünden 90.000 Euro zu Verfügung, um das Problem sichere Straßenquerung anzugehen. Tiefbau-Abteilungsleiter Konrad Ginter mache sich bereits Gedanken. An der H.A.U. habe es mehrere Verkehrsschauen gegeben. Verschiedene Varianten seinen in Vorbereitung, es werde aber „nicht ganz billig“, so Eisenlohr.

    Die Pläne mit den geplanten Tempo-30 Zonen in Schramberg. Foto: him

    Ein Anwohner, der „zehn Meter von der Straße“ weg wohnt, bezweifelte die Zahlen der Verkehrszählung. Er habe vor Jahren Lärmschutzfenster beantragt und gerade mal eines genehmigt bekommen. Koehler wies darauf hin, dass neuere Programme deutlich mehr Aussicht auf Erfolg versprächen und riet, erneut einen Antrag zu stellen. „Es lohnt sich schon, mal nachzufragen.“

    Auf eine weitere Frage nach den anderen Maßnahmen meinte Koehler, natürlich sei es gut, wenn man vom Autos aufs Fahrrad oder den Bus umsteige, oder wenn man lärmmindernde Reifen kaufe. Das werde aber wie das städtische Mobilitätskonzept im Lärmaktionsplan nur am Rande erwähnt, so Eisenlohr.

    Pröbstle bat, doch positive Beispiele aus anderen Kommunen in den Plan mit auf zu nehmen. Koehler versprach, die Anregung aufzunehmen. Es gebe dazu auch Broschüren vom Bund und Land. Das Mobilitätskonzept werde sicher auch einen Effekt beim Lärm haben.

    Der Zeitplan

    Die nächsten Schritte beim Lärmaktionsplan sind nach der Informationsveranstaltung die Offenlage bis zum 15. Dezember. Bis dahin können Bürgerinnen und Bürger sowie „Träger öffentliche Belange“ eine Stellungnahme abgeben, zum Beispiel per E-Mail an stadtplanung@schramberg.de . Dann werden diese Stellungnahmen abgewogen, wie bei Bebauungsplänen.

    Die endgültige Fassung kommt voraussichtlich im ersten Quartal 2024 wieder in den Gemeinderat zur Entscheidung.

    Vor der Umsetzung, die am besten zu einem Fahrplanwechsel kommt, muss noch mit den Busunternehmern abgestimmt werden, weil sich die Fahrtzeiten ändern können. Mitte des Jahres gibt es kleinere Fahrplanwechsel, im Dezember jeweils größere. Die Tempo 30-Zone könnten dann also im Juni oder im Dezember 2024 kommen.

    Wohl noch kein Thema für die meisten Leute. An der Bühne Oberbürgermeister Dorothee Eisenlohr, Peter Koehler und Jonas Fehrenbach. Foto: him

    Man darf vermuten, dass sich dann die Leserbriefspalten und Facebookseiten mit giftigen Kommentaren all derjenigen füllen werden, die gestern die Chance vertan haben, sich einzubringen.

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    9 Kommentare

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    Georg Haas
    Georg Haas
    1 Jahr her

    Hallo zusammen,
    ich habe mir heute Abend die Mühe gemacht diesen Entwurf eines Lärmaktionsplans durchzulesen. Fakt ist die Stadtverwaltung unter OBin Eisenlohr und der Gemeinderat sind nur zum Abnicken und Durchführen dieser EU- Verordnung da. Die Informationsveranstaltung war so schlecht besucht, weil es ja schon von vornherein klar ist bzw. war, dass Kritik oder Einwände an den Maßnahmen, resultierend aus diesem Gutachten, sowieso nichts bringen und nur dazu dienen dieser Maßnahme ein demokratisches Deckmäntelchen zu geben.

    Wer die Schramberger Strassenverhältnisse in und um den Talkessel kennt (vor allem in der Winterzeit)..der wird sicher auch an die in jedem Winter querstehenden LKW denken. Wenn dann flächendeckend auf diesen Steigungsstrecken LKW keinen Schwung holen können, um den Berg hochzukommen, und diese dann noch durch Angsthasen im PKW und das Schramberger Blitzerkommando ausgebremst werden.. der weiß dann wie das ausgeht.

    Dem Schramberger Einzelhandel tut diese Maßnahme einen Bärendienst erweisen. Ich bin dann in 2025 auf noch mehr Leerstand in der Schramberger Innenstadt gespannt. Und jeder der so gepflegt im Schramberger Tempo 30 Stau steht (bis zur Glasbachkurve) sagt dann Hurra ..In den Fachgeschäften in Schramberg da werde ich jetzt richtig viel Geld ausgeben (das war Ironie).

    Der Verkehr wird ausweichen. PKW und kleine LKW bis 3,5to werden ab dem Klärwerk über den Eselbach und die Gemarkung Aichhalden ausweichen. Der Protest der Aichhalder Bevölkerung und des Bürgermeisters wird euch sicher sein.

    Wenn ihr glaubt, das aufgrund dieser Maßnahmen sofort und im Zeitraffer die Schramberger Umgehung umgesetzt wird (Bei dieser Haushaltskrise im Bund), dann glaubt ihr auch noch an Alice Wunderland.

    Nächstes Jahr sind Kommunalwahlen in Baden-Württemberg. Den Zulauf zur AfD werden solche Maßnahmen weiter erhöhen, egal wie man zu AfD und anderen extremen Parteien steht.

    In diesem Sinne und viel Spaß..wir sehen uns im Stau ab der Glasbachkurve

    G.Haas

    Roman Lasota
    Roman Lasota
    1 Jahr her

    Warum mockiert der Autor sich, dass die Bürger hier nicht in ausreichendem Masse anwesend waren, um sich direkt zu beteiligen? Das ist nachhaltige Energieeffizienz und Mitdenken. Warum sollte man Energie und Zeit auf etwas verschwenden, was auf jeden Fall durchgesetzt werden wird? Ich vermute, was der Bürger davon hält, hat er durch Abwesenheit damit Ausdruck verliehen wurde und wie mein Eindruck ist, vermutet dies der Verfasser des Artikels ebenfalls.

    S.B
    S.B
    1 Jahr her

    Vielleicht schon einmal darüber nachgedacht das es Menschen gibt die keine Zeit haben. Und was soll den so eine Veranstaltung schon bringen wenn doch sowieso schon Beschlossen ist wie es zu sein hat, solche Maßnahmen werden doch von oben (Bund- Länder etc. ) durchgedrückt, Mobilitätswende also Klimarettung, der Autofahrer als Sündenbock. Kritiker als Giftspritzende Kommentatoren darzustellen ist einfach nur billig, Anwohner Interessen gewisser Ratsmitglieder als schwer Betroffene der Lärmbelästigung führt zum abnicken der Maßnahmen.

    Stefan Weidle
    Stefan Weidle
    Antwort auf  S.B
    1 Jahr her

    Ich sag es mal so, Dienstagabend von 18:00 bis 20:00Uhr, ist jetzt nicht gar so arbeitnehmerfeindlich. Klar, was ist mit den Menschen, die Spät- und/oder Nachtschicht haben? Dann ginge nur noch Samstagnachmittag, aber was ist dann mit Denen in Krankenhäusern und den Rettungsdiensten? Ich komme da auf keinen grünen Zweig, halte oben genannte Uhrzeiten für einen machbaren Kompromiss, holt bei weitem nicht alle ab, ist aber um Welten besser als das, was ich schon bei solchen Veranstaltungen erlebt habe, nämlich Montagnachmittag um 13:30Uhr.

    Ja, der Lärmaktionsplan wurde von ganz, ganz Oben durchgedrückt, nämlich von Brüssel. Machen Sie sich aber ehrlich, da sitzt keine linksgrünversiffte Ökojunta, die von Habeck und Baerbock angeführt, die braven konservativen Lenker, unter vorgehaltener Waffe zum Erlass Desselben gezwungen haben. Der mit weitem Abstand größte und oft alleinentscheidungsfähige Block ist die EVP, also CDU/CSU/Fidesz (das ist die Ungarische AfD) und noch viele Erkonservative Moral- und Wirtschaftskenner mehr, und die waren sich relativ einig.

    Dazu noch die Frage. Ist ein Gemeineratsmitglied, welches seit vielen Jahren als Anwohner diesen Lärmbelastungen ausgesetzt ist, nun nicht kritikberechigt, weil es eben ein Ratsmitglied ist, oder ist es wenn es sich dann doch dazu äußert, gleich korrupt und abnickend? Vielleicht haben eben die vielen Anwohner dieses Ratsmitglied gewählt, weil sie sich von diesem, eben diesen Einsatz erhofft und erwartet haben? Ich wohne selber 6m von einer Kreisstraße entfernt und ich kann die Menschen verstehen und ich kann diese nur beglückwünschen, dass sich ihr Rat für sie einsetzt und nicht nur wie bei mir von einer diesbezüglichen BI in seiner Ehre gekränkt gefühlt und dem LRA gefallen wollen hat, somit gegen die Anwohner entschied.

    Und final noch eines. „Kritiker“, führen weitere Lösungen an, welche sich mit dem Gebotenen messen lassen können, ideologische Kampfbegriffe wie „Mobilitätswende, also Klimarettung“ und „Autofahrer als Sündenbock“, sind keine alternativen Lösungsansätze. Sie verstehen? Davon wird es für die Anwohner nicht lebenswerter und die Autofahrenden nicht flüssiger, es füllt nur die von Herrn Himmelheber beschriebenen Kommentarspalten.

    S.B
    S.B
    Antwort auf  Stefan Weidle
    1 Jahr her

    Somit wäre bewiesen das der Links-Grüne Mainstream auch bei uns angekommen ist .

    Rudolf
    Rudolf
    Antwort auf  Stefan Weidle
    1 Jahr her

    Mal ehrlich, warum soll jemand im Anschluss an den Feierabend eine Veranstaltung besuchen in der etwas vorgetragen wird über das bereits die Verwaltung und der Gemeinderat mit dem Verkehrsplaner zusammen die Entscheidung getroffen haben. Er kann zwar seinen Unmut äußern und das war es.
    Was Ihre Aussage zu den grünen im Brüsseler Parlament betrifft so diese schlicht weg nicht richtig. Auch in Brüssel sitzt eine starke linksgrünversivete Ökojunta (um bei ihren Worten zu bleiben). Sie ist nicht die größte Fraktion hat aber trotzdem einen großen Einfluss, da deren Zusammenhalt im unterschied zur EVP besser ist.

    Stefan Weidle
    Stefan Weidle
    Antwort auf  Rudolf
    1 Jahr her

    Ja, Sie haben recht, 176 Abgeordnete + Kommissionspräsidentin, haben gegen 78 Grüne wahrlich keine Chance und der Rest, der hält ja auch immer zu den Grünen.

    S.B
    S.B
    Antwort auf  Stefan Weidle
    1 Jahr her

    Die Links-Grünen Schwurbler treiben doch in Berlin die unfähige Ampel vor sich her, der Unfähige Brüssler Filz mit der Unfähigen Kommissionpräsidentin hat noch nie irgendwas Sinnvolles zu Stande gebracht.

    Stefan Weidle
    Stefan Weidle
    Antwort auf  S.B
    1 Jahr her

    Ihr redet wirr. Die linksgrünen Schwurbler, treiben die linksgrünversifften der Ampel vor sich her? Da fällt mir nur ein umgangssprachliches deutsches Fragewort mit drei Buchstaben ein – häh?
    Im Übrigen, wenn der Brüsseler Proporz via Leader-Programm ein Boule-Bähnchen hinters Rathaus und eine Saftpresse für die Streuobstwiesenfolkloristen im ländlichen Raum herbeizaubert, dann ist doch auch alles wieder OK, gell?

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Beschämend schwach besucht war eine Informationsveranstaltung der Stadt zum Lärmaktionsplan, der im kommenden Jahr in Kraft treten soll. Er sieht unter anderem vor, dass auf der B 462 vom Autohaus Dold bis zur Grüne-Baum-Kurve künftig nur noch Tempo 30 gefahren werden darf.

    Schramberg. Die Informationsveranstaltung war Teil des Verfahrens zur Verabschiedung des Lärmaktionsplans. Derzeit läuft die Offenlage des Entwurfs dieses Plans. Die Stadtverwaltung hatte mit vielen Besuchern gerechnet und die Aula des Gymnasiums als Veranstaltungsort gewählt. Aber da verloren sich zehn „normale“ Besucherinnen und Besucher.

    Foto: him

    Stärkste Gruppe: Die Verwaltung

    Sieben Stadträtinnen und Stadträte von CDU, SPD-Buntspecht und Freier Liste waren fast so stark vertreten. Sie sind teilweise selbst Anlieger an der Oberndorfer Straße. Die größte Gruppe stellte die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr an der Spitze.

    Verkehrsexperte Peter Koehler und sein Mitarbeiter Jonas Fehrenbach erläuterten (wie schon im Gemeinderat – wir haben berichtet) zunächst, dass es beim Lärmaktionsplan um die „verpflichtende Umsetzung gesetzlicher Vorgaben“ gehe. Sie hatten für die Stadt eine „Lärmkartierung“ aller Stadtteile erstellt. Das Ergebnis: 23 Prozent der Bevölkerung sind von hohen Immissionen (mehr als 55 Dezibel) und fünf Prozent von gesundheitsgefährdenden Immissionen (mehr 65 als Dezibel) betroffen.

    Was tun?

    Koehler nannte vier Möglichkeiten, um den Lärm zu mindern: Vermeidung (weniger Fahren), Minderung (Tempo 30, „Flüsterasphalt“), Verlagerung (Umfahrungen) und Schallschutz (Dämmung, schallschluckende Fenster).

    In Schramberg wird es im Wesentlichen auf Tempo-30-Zonen hinauslaufen. Das ist schnell umzusetzen und kostet wenig. Die Pläne mit den Tempo-30-Zonen hatte die Verwaltung in der Aula aufgehängt.

    Peter Koehler informierte über den Lärmaktionsplan. Foto: him

    Problem Oberndorfer Straße

    Einige der Anwohner der Oberndorfer Straße meldeten sich mit Fragen zu Wort. So berichtete Waltraud Supiran von den Erschütterungen durch den Schwerlastverkehr, die zu Rissen in den Mauern führten. Auch die besten Lärmschutzfenster würden im Sommer nicht helfen: „Sie wollen ja auch mal lüften.“

    Karl Pröbstle, der ebenfalls in der Oberndorfer Straße wohnt, berichtete, die Lärmschutzfenster hätten bei ihm sehr geholfen. Er fügte hinzu, dass das Tempolimit von 30 Stundenkilometern auf der Oberndorfer Straße messbar die Lärmbelastung um die Hälfte gesenkt habe. Das hänge insbesondere am geringeren Reifengeräusch.

    Er wies darauf hin, dass die Lärmminderung nicht nur die Fenster, sondern auch Fassaden und Dächer betreffe. „Auch das ist förderfähig.“

    OBin: Talstadtumfahrung nicht gefährden

    Zu anderen Lärmschutzmaßnahmen meinte OB Eisenlohr, man wolle nichts unternehmen, was die Chancen der Talstadtumfahrung gefährde.

    Stadtrat Mirko Witkowski (SPD-Buntspecht), der ebenfalls an der Oberndorfer Straße wohnt, griff dies auf. Man sei sich einig bei der Talumfahrung. „Wir sollten uns aber ehrlich machen. Jetzt geht es um kurzfristige Maßnahmen, die Talumfahrung ist langfristig.“ Man solle das eine tun, und das andere nicht lassen.

    Auch er beklagte, dass man im Sommer  wegen des Straßenlärms kaum lüften könne. Die Geschwindigkeitsbegrenzung wirke bei den meisten, aber leider nicht bei allen Autofahrern. „Es gibt immer welche, die an den Tagesrandlagen bewusst aufs Gas treten“, hat Witkowski beobachtet. OB Eisenlohr bestätigte, im Lärmaktionsplan gehe es um Maßnahmen, die schnell wirken.

    Werden die Fahrtzeiten wirklich so viel länger?

    Eine Bürgerin erkundigte sich nach den Fahrtzeitverlängerungen. Sie bezweifelte, dass die angegebenen Zahlen stimmen, denn es würde mit der Höchstgeschwindigkeit gerechnet, die aber schon heute keiner tatsächlich fahren könne. Der Zeitverlust werde sicher weniger gravierend ausfallen.

    Fachmann Koehler erläuterte, man müsse mit Tempo 50 rechnen, das sehe die Verordnung so vor. Aber bei Tempo 30 verstetige sich der Verkehr, und das führe zu einer Lärmminderung. Richtig sei aber auch, dass sich nur etwa 85 Prozent der Autofahrer an die Vorschriften hielten.

    Auf fast alle Straßen in der Talstadt werden künftig die Autofahrer nur noch mit Tempo 30 fahren dürfen. Foto: him

    Stoßstange an Stoßstange

    Das Thema Verstetigung griff CDU-Stadt- und Ortschaftsrat Jürgen Kaupp auf. In Waldmössingen gebe es wegen der langen Tempo-30-Zone das Problem, dass gerade morgens die Autos „Stoßstange an Stoßstange“ durch den Ort fahren, und es keine Lücken für Fußgänger gebe, um die Straße zu überqueren. „Wenn man schneller fährt, gibt es immer mal ein Loch“, hat er beobachtet.

    Ralf Rückert (Freie Liste) widersprach. Er habe die Erfahrung an der Oberndorfer Straße gemacht, dass man von den Seitenstraßen viel eher in die Oberndorfer Straße einbiegen kann, seit dort Tempo 30 gilt. Das Überqueren der Bundesstraße bei der H.A.U. sei aber immer noch ein Problem.

    Für Waldmössingen kündigte Eisenlohr an, im Haushalt 2024 stünden 90.000 Euro zu Verfügung, um das Problem sichere Straßenquerung anzugehen. Tiefbau-Abteilungsleiter Konrad Ginter mache sich bereits Gedanken. An der H.A.U. habe es mehrere Verkehrsschauen gegeben. Verschiedene Varianten seinen in Vorbereitung, es werde aber „nicht ganz billig“, so Eisenlohr.

    Die Pläne mit den geplanten Tempo-30 Zonen in Schramberg. Foto: him

    Ein Anwohner, der „zehn Meter von der Straße“ weg wohnt, bezweifelte die Zahlen der Verkehrszählung. Er habe vor Jahren Lärmschutzfenster beantragt und gerade mal eines genehmigt bekommen. Koehler wies darauf hin, dass neuere Programme deutlich mehr Aussicht auf Erfolg versprächen und riet, erneut einen Antrag zu stellen. „Es lohnt sich schon, mal nachzufragen.“

    Auf eine weitere Frage nach den anderen Maßnahmen meinte Koehler, natürlich sei es gut, wenn man vom Autos aufs Fahrrad oder den Bus umsteige, oder wenn man lärmmindernde Reifen kaufe. Das werde aber wie das städtische Mobilitätskonzept im Lärmaktionsplan nur am Rande erwähnt, so Eisenlohr.

    Pröbstle bat, doch positive Beispiele aus anderen Kommunen in den Plan mit auf zu nehmen. Koehler versprach, die Anregung aufzunehmen. Es gebe dazu auch Broschüren vom Bund und Land. Das Mobilitätskonzept werde sicher auch einen Effekt beim Lärm haben.

    Der Zeitplan

    Die nächsten Schritte beim Lärmaktionsplan sind nach der Informationsveranstaltung die Offenlage bis zum 15. Dezember. Bis dahin können Bürgerinnen und Bürger sowie „Träger öffentliche Belange“ eine Stellungnahme abgeben, zum Beispiel per E-Mail an stadtplanung@schramberg.de . Dann werden diese Stellungnahmen abgewogen, wie bei Bebauungsplänen.

    Die endgültige Fassung kommt voraussichtlich im ersten Quartal 2024 wieder in den Gemeinderat zur Entscheidung.

    Vor der Umsetzung, die am besten zu einem Fahrplanwechsel kommt, muss noch mit den Busunternehmern abgestimmt werden, weil sich die Fahrtzeiten ändern können. Mitte des Jahres gibt es kleinere Fahrplanwechsel, im Dezember jeweils größere. Die Tempo 30-Zone könnten dann also im Juni oder im Dezember 2024 kommen.

    Wohl noch kein Thema für die meisten Leute. An der Bühne Oberbürgermeister Dorothee Eisenlohr, Peter Koehler und Jonas Fehrenbach. Foto: him

    Man darf vermuten, dass sich dann die Leserbriefspalten und Facebookseiten mit giftigen Kommentaren all derjenigen füllen werden, die gestern die Chance vertan haben, sich einzubringen.

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