Im coronabedingt zweiten Anlauf bringt die Theaterwerkstatt Schramberg am 13. Mai Jean Anouilhs „Antigone“ auf die Bühne: ein Stück voll historischer Tiefe, aber auch frappierend aktuell. Mit großer Vorfreude fiebert das Ensemble der Premiere entgegen.
Das berichtete Klaus Andreae von der Theaterwerkstatt im Gespräch mit der NRWZ. Es war ja auch eine jähe Vollbremsung, mit der das Projekt 2020 gestoppt werden musste: „Die Generalprobe konnten wir noch machen, doch dann kam der erste Lockdown“, erinnert sich Andreae. Alle Aufführungen entfielen – Monate intensiver Vorarbeit waren vergebens.
Und das, nachdem sich das Theaterwerkstatt-Ensemble so ambitionierte Ziele gesetzt hatte: Nach dem Wechsel vom langjährigen Regisseur Harald Frommer zum Theaterpädagogen Roland Eisele und mehreren Krimi-Inszenierungen, darunter zwei Uraufführungen von „Kommissar Bienzle“-Stücken des Kultautors Felix Huby, wollte man eine neue Herausforderung. „Wir haben uns bewusst für ein ernsthaftes, forderndes Stück entschieden“, erzählt Klaus Andreae.
Die Wahl fiel auf den Antigone-Stoff. Aber nicht in der klassischen Urform, in der sich die Titelheldin über das Verbot des Königs Kreon hinwegsetzt, ihren Bruder, den toten Polyneikes zu bestatten – womit, schon spannend genug, unter anderem Grundfragen nach der Geltung von Prinzipien verhandelt werden. Sondern in der Version des französischen Dramatikers Jean Anouilh, entstanden 1941/42 unter dem Eindruck der deutschen Besatzungsherrschaft in Frankreich.
Damit treten neue Ebenen hinzu – vor allem ein um jedwede Transzendenz beraubte pessimistische Weltsicht. Frappierend aktuell komme dem Team das Stück vor, erzählt Klaus Andreae. Noch viel aktueller als vor zwei Jahren, als man bereits intensiv diskutierte, etwa über den Machtmensch Kreon und dessen Motive. Als es auch schon um die Frage nach einem verhärteten Gut-Böse-Denken und der Möglichkeit von Kompromissen ging.
Als man aber noch nichts ahnte war vom Krieg in der Ukraine, der nun zwangsläufig als Bezug ins Auge springt für die in „Antigone“ so virulenten Themen Krieg, Gewalt und den harten Widerstreit von Prinzipien. Wobei Regisseur Roland die Themen nicht theorielastig inszeniert. Sondern Wert auf ein plastisches, nahegehendes Bühnengeschehen legt, und zum Beispiel eine regelrechte Waterboarding-Szene eingebaut hat.
Die Aktualität steigerte den Elan, das Stück nun endlich auf die Bühne zu bringen. Unter Hochdruck wurde es vom zehnköpfigen Ensemble reaktiviert, sogar in veränderter Besetzung, in der sich Lara Kiolbassa beeindruckend schnell die Antigone-Rolle erarbeitet hat. „Hoch motiviert“ sei die Truppe, lässt Klaus Andreae durchblicken, dass sich nun endlich der Vorhang heben kann – diesmal hoffentlich ohne kurzfristige Planänderung.
Info: Die Vorstellungen finden am 13. Mai (Premiere) sowie am 14. und 15. Mai in der Aula des Schramberger Gymnasiums statt. Beginn ist jeweils 20 Uhr. Kartenvorverkauf gibt es in der Buchlese (Hauptstr. 12) in Schramberg, zu erreichen auch unter Tel. 07422-3585, oder per E-Mail: schramberg@buchlese.net.