Paukenschlag in Schramberg: Der erhoffte Investor für das Krankenhausgelände ist abgesprungen. Bei einer kurzfristig angekündigten Pressekonferenz hat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr mitgeteilt: „Der zuletzt verbliebene Investor hat uns leider diese Woche für das Projekt abgesagt.“
Schramberg. In ihrem vorbereiteten Statement erinnerte Eisenlohr daran, dass die Stadt im April 2022 einen Investorenwettbewerb ausgeschrieben hatte und im Oktober 2022 die städtebauliche Jury einen Wettbewerbssieger bestimmt habe: „Seit Oktober 2022 sind wir in Verhandlungen mit Investoren, Architekten und Planern.“
Gestiegene Kosten zur Begründung
Doch diese Woche habe der verbliebene Investor abgesagt. Zur Begründung habe er die seit 2022 gestiegenen Zinsen, Bau- und Rohstoffpreise und die Energiekosten genannt.
„Solche Projekte funktionieren nur noch, wenn es gelingt, Wohnungen zu verkaufen, um den Kapitaldienst für die Kredite leisten zu können.“ Vermieten sei wegen der Kapitalkosten keine Option mehr.
Stimmiges Konzept mit Hotel, Sozialwohnungen und Terrassenhäusern
Der Investor habe ein „stimmiges Konzept“ vorgelegt. Er wollte den Behandlungstrakt des Krankenhauses abbrechen und die beiden anderen Gebäuderiegel erhalten. Der vordere sollte in ein Hotel, der hintere in sozial geförderten Wohnungsbau umgewandelt werden.
Um die Bestandsgebäude seien fünf terrassierte Gebäude mit hochwertigen Wohnungen vorgesehen gewesen. Auf Nachfrage erläuterte Fachbereichsleiter Bent Liebrich, insgesamt 80 Wohnungen seien geplant gewesen.
Denkmalschutz war kein Problem
Das Thema Denkmalschutz habe bei der Entscheidung keine Rolle gespielt, versichert Eisenlohr. Die Stadt sei „safe“ bei diesem Thema gewesen. Selbstverständlich habe sie schon vor der Festlegung des Sanierungsgebiets im November 2020 mit dem Landesamt für Denkmalschutz abgeklärt, inwieweit eine Bebauung unterhalb von Gut Berneck möglich wäre. Diese Möglichkeit habe damals schon ein Planer präsentiert, und der Rat habe das mehrheitlich so beschlossen.
Auch in den Auslobungsunterlagen für den Investorenwettbewerb werde mehrfach darauf hingewiesen, dass in den Entwürfen auf das Gut Berneck als markantem städtebaulichem „Solitär“ Rücksicht genommen werden solle. Den Siegerbeitrag habe die Jury besonders wegen seines sensiblen Umgangs mit der Umgebungsbebauung gelobt, so Eisenlohr.
Arbeit an Alternativkonzept
Nach der Absage sei die Stadtverwaltung „mit Hochdruck“ dabei, mit der Kommunalkonzept BW als Sanierungsträger und der Kanzlei Sparwasser Schmidt und Partner aus Freiburg „alternative Möglichkeiten für das Areal zu entwickeln“, die sie dem Gemeinderat am 14. Dezember in ersten Ansätzen vorstellen möchte, so Eisenlohr.
„Es ist für uns herb, dass der Investor abgesprungen ist, aber es ist besser jetzt als in zwei oder zweieinhalb Jahren.“ Der Investor habe sich nämlich ein Rücktrittrechts für neun Monate nach Inkrafttreten des Bebauungsplanes gewünscht. „Das Risiko war uns zu hoch, wir wären sonst erpressbar gewesen“, so Eisenlohr. An anderen Punkten etwa beim Zeitplan oder der Materialwahl wäre die Stadt dem Investor entgegengekommen.
Das Ziel bleibe, das Krankenhausareal „wieder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen“, betont Eisenlohr. Wie das gehen soll angesichts der Lage auf dem Immobiliensektor, könne sie „heute noch nicht sagen“.
Bevölkerung transparent informieren
Mit Informationen zum Projekt und zum Denkmalschutz habe sie sich bisher zurückgehalten, um nicht in der Bevölkerung „zu viel Hoffnung zu machen“. Jetzt sei es ihr wichtig, „die Öffentlichkeit sofort und transparent zu informieren“. Das sei auch der Wunsch des Gemeinderats, den Eisenlohr gestern im nichtöffentlichen Teil informiert hatte.
Eisenlohr ist überzeugt, dass bei der Entscheidung der Streit um den Denkmalschutz im ehemaligen Park unterhalb von Gut Berneck keine Rolle gespielt habe. Sie glaube nicht, dass „sich ein Investor so leicht ins Bockshorn jagen“ lassen würde.
Auch der Kaufpreis von 1,8 Millionen Euro spiele bei einer Gesamtsumme von 50 Millionen Euro, die der Investor genannt habe, eine untergeordnete Rolle. Widerstand in der Nachbarschaft sei „normal“, bestätigte auch Liebrich.
Keine anderen Bewerber mehr
Andere Bewerber gebe es nicht mehr. Schon am Wettbewerb habe sich lediglich „eine einstellige Zahl“ von Investoren beteiligt, berichtet Eisenlohr auf Nachfrage. „Wir haben den Wettbewerb gestartet, als es schon schlechter wurde“, erinnert Eisenlohr.
Nun müsse man die Situation neu bewerten. „Die Marktlage hat sich gedreht, wir müssen neu denken.“
Eine Million fehlt nun im Haushalt
Für den Haushalt 2024 fehlt nun eine Million Euro auf der Einnahmeseite. Die war für den Grundstücksverkauf 2024 eingeplant, der Rest wäre 2025 geflossen. Eisenlohr sieht darin aber kein Problem. „Das ist verkraftbar.“
1946 ging die 1910/11 von Arthur Junghans (1852-1920) erbaute Villa Gut Berneck von der Firma an die Stadt, um den Krankenhaus Engpass nach dem Krieg zu beheben.
Der zum historischen Gut Berneck Park gehörende Park unterhalb der „Burgfried“ genannten Stützmauer war Erbe von Erwin, dann Helene Junghans und nach ihrem Tod 1952 Erbe von ihrem Sohn Arthur Junghans II. 1954 geht dieser Park, den ich heute Helene-Junghans-Park nenne, von Arthur Junghans II an die Stadt, als schöne Abrundung des Junghans-Krankenhaus Komplexes. Genau 20 Jahre nachdem die Erhard II Junghans Villa mit Park, heute „Villa Junghans und Park der Zeiten“, 1934 an die Stadt gegangen waren. Ab 1960 wurden Teile dieses noch erhaltenen historischen Gut Berneck Parks dann für den Krankenhausneubau genutzt, das 1965 eröffnet wurde.
Angesichts der so außerordentlich erfolgreichen, denkmalgerechten Renovierung und Wiedereröffnung von Gut Berneck Anfang September, mit seinen bewusst von Arthur Junghans so initiierten bedeutenden lokalen wie nationalen Bezügen, nimmt sich die bis heute und noch auf weiteres andauernde Leidensgeschichte des heute deplatziert wirkenden Krankenhausneubaus noch viel bitterer aus.
1 Million Fehlende Einnahmen sind zu verkraften aber immer noch mehr Blitzer und ähnliches anschaffen, das Geld kommt ja wieder rein, der Bürger ist im kleinen wie im großen, siehe Regierung in Berlin immer der Dumme.
Die Schramberger bekommen doch gar nix mehr hin. Die Stadt verarscht uns von vorne bis hinten. Der Gemeinderat besteht aus lauter Geschäftsleuten, die ihren eigenen Kopf haben und in ihter welt leben. Wer will da noch investieren…???
Irrtum! Das sind nicht die Schramberger, es sind die Söldner, deren Arbeitgeber die Stadt Schramberg ist, die aber außerhalb ihrer Dienstzeit keinerlei Bezug zu Schramberg haben! Da haben einige nicht begriffen, dass die Bürokratie für die Bürger da sein sollte und nicht die Bürger für die Bürokratie! Wenn die Bewohner vor allem dazu da sind um sie zu Maßregeln kann kein Wir-Gefühl entstehen und die Unzufriedenheit wächst! Diese Binsenweisheit scheint aber für die Stadt Schramberg ein Buch mit sieben Siegeln zu sein! Schönreden ist keine Lösung!
Sitzt denn die OBee’in noch „safe“ auf dem Thron? So langsam kann man die Klogriffe glaube ich nicht mehr an zwei Händen abzählen.
Die Stadt ist „safe“ beim Denkmalschutz. Schön wenn Fr. Eisenlohr das so sieht. Dem Investor schwant da wohl eher ein langwieriger Prozess mit ungewissem Ausgang. Und der kann sich ziehen. Gift für jeden Investor.
Definitiv. Die Sache ist nicht so eindeutig, als das sich hier nicht eine längere Zeit gerichtlich gestritten werde könnte. Mit ungewissem Ausgang. Mir als Laie erscheinen auch die Argumente der Gegenseite durchaus plausibel.
Die Stadt täte gut daran Steim in dieser Sache an ihrer Seite zu haben.
Ja, „an ihrer Seite zu haben“. Ich stell mir gerade vor, Derjenigewelche würde nicht für Familiengruft nebst Gut und Park, als denkmalgeschütztes Gesamtensemble agieren, sondern wäre selbst interessierter Investor, oder wollte gar ein „Fabrikle“ erweitern und die Verwaltung käme ihm, mit einem denkmalgeschützten Gesamtensemble in die Quere. In dem Fall wären Verwaltung und nicht in seinem Sinne plädierende Ratspersonen, natürlich auch alle „dämlich“ und ignorant, Unternehmertum würde geschasst und der Respekt vor Selben fehlen, der Standort in Gefahr, alle Arbeitsplätze in Gefahr, die deutsche Wirtschaft in Gefahr und überhaupt und sowieso. Ja, wäre gut, „Der“ würde das auch wollen, bzw. es wäre interessant für ihn.
Ihr schiefes Bild verkennt den zentralen Aspekt und beschreibt die Situation entsprechend unvollständig.
Es handelt sich hier bei dem Ensemble ja tatsächlich um das Erbe von Steims Familie. Nicht in der engen, juristischen, Auslegung des Begriffes, sondern in einer weitgefassteren, da persönlicheren Auslegung.
Das Areal wurde in den Vergangenheit von Steims Familie gestiftet, um darauf ein Krankenhaus(!) zu erbauen. Dieser Stiftungszweck ist nun ja vor einigen Jahren weggefallen. Das Steim hier nicht enthusiastisch auf eine stiftungsfremde Bebauung reagiert, wäre für eine umsichtige und weniger geschichtsvergessene Stadtverwaltung abzusehen gewesen.
Es geht für Steim also gerade nicht um wirtschaftliche Aspekte.
Der Investor ist aber umgekehrt aus wirtschaftlichen Aspekten zurückgetreten. Diesen Aspekten wäre Ihr „Fabrikle“ aber ebenfalls unterworfen. Das könnte da stehen, muss es aber nicht. Eventuelle Standortnachteile einer alternativen Fläche ließen sich daher kompensieren.
Raphael Maier, da verwechseln Sie was. Gut Berneck, Park und Gruft gehörten der Familie Junghans bis nach dem 2. Weltkrieg. Dann ging bis auf die Gruft alles an die Stadt, die in den 60er das Krankenhaus drauf baute. Als sie das nicht halten konnte, gingen Gut, Park und Krankenhaus an den Landkreis. Dann 2011 wurde das Krankenhaus geschlossen und ging mitsamt Gut und Park an die Stadt zurück. Hans-Jochem Steim hat ein paar Jahre später (2018) nur Gut Berneck von der Stadt erworben und seither sanieren lassen. Die Familie Steim hat also erst seit 2018 etwas mit Gut Berneck zu tun. Die Gruft gehört bis heute der Familie Junghans – sonst nichts mehr in Schramberg übrigens.
Die „Stiftung“ durch die Familie Junghans nach dem 2. Weltkrieg war nicht so ganz freiwillig. Aber das ist eine andere Geschichte. Nachzulesen im „Gut Berneck“-Buch. Martin Himmelheber
Herr Himmelheber, vielen Dank für die Einordnung. Mir war bis jetzt unklar, dass die Verbindung der Familie Steim zu Familie Junghans nicht auf einem Verwandschaftsverhältnis beruht.
Dann hat die „Schützenhilfe“ via entsprechend lautstarker vorab Diskussion aus dem Hause Steim, ja ganze Arbeit geleistet.