Eigentlich hätte Konstantin Ignatov heute, am 11. November im Southern District Court House in Manhattan stehen und sein Urteil erfahren sollen. Doch gestern hat die Staatsanwältin Audrey Strauss an Richter Edgardo Ramos geschrieben. Er möge den heutigen Termin doch bitte um ein weiteres halbes Jahr hinausschieben, denn die Zusammenarbeit des Angeklagten sei noch nicht vollständig. Die Verteidiger seien damit einverstanden.
Konstantin Ignatov, Bruder und Nachfolger von Ruja Ignatova, der seit Oktober 2017 spurlos verschwundenen „Cryptoqueen“, musste sich wegen seiner Verwicklungen in die OneCoin-Affäre vor dem Gericht verantworten. Nach seiner Verhaftung im März 2019 in Los Angeles hatte Ignatov zunächst versucht, gegen Kaution frei zu kommen. Doch 20 Millionen Dollar reichten nicht – zumal das Geld von OneCoin-Geschädigten stammte.
Der in Schramberg aufgewachsene Ignatov schmorte bis zum Sommer 19 in U-Haft im Metropolitan Correctional Center und ließ sich dann auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft ein. Er sagt vollständig gegen seine OneCoin-Kumpane aus und bekommt im Gegenzug eine mildere Strafe.
Geldwäscher Mark Scott hat einen deutschen Pass
Einen ersten Auftritt als Kronzeuge hatte „Konsti Keks“, wie ihn seine Schramberger Skaterfreunde nannten, vor einem Jahr. Da stand Mark Scott in New York vor Gericht. Der Rechtsanwalt aus Florida war laut Anklage einer der Geldwäscher für OneCoin. Er soll 400 Millionen US-Dollar über Investmentfonds gewaschen haben. Gut 50 Millionen zweigte Scott sich als Belohnung ab.
In diesem Prozess hat Ignatov freimütig zugegeben, dass OneCoin wohl von Anfang an ein Schwindel war – und ihm das auch klar gewesen war. Scott wurde verurteilt, wartet aber auch noch auf sein Strafmaß. Eine Freilassung unter Auflagen Scotts komme nicht in Frage, so die Staatsanwaltschaft. Denn Scott habe die deutsche Staatsbürgerschaft und könnte dorthin fliehen. Da er einerseits weiterhin über „offshore funds“ verfüge, und man ihn möglichweise nicht aus Deutschland ausliefern werde, solle er in Haft bleiben, forderten im März die Staatsanwälte.
Sebastian Greenwood: Singt auch er?
Doch nun steht ein weiteres Verfahren an: Sebastian Greenwood, einst der zweite Mann bei OneCoin nach Ignatova, sitzt schon seit 2018 in einem US-Gefängnis. Sein Prozess hat sich auch schon mehrfach nach hinten verschoben. Bei einer Anhörung am 7. August sagte einer seiner Anwälte, Bruce Barket, man brauche mehr Zeit, um sich durch die Akten zu arbeiten, schließlich gehe es bei OneCoin um 15 Milliarden US Dollar. Hier nachzuhören: bei Minute 5:28
Wann dieses Verfahren beginnt? Darüber verhandeln die Anwälte Bruce Barket und Alexander Klein noch. Ein ursprünglich für Anfang Oktober geplantes Treffen hat Richter Ramos auf Wunsch der Verteidiger auf den 18 Dezember verlegt. Die Anwälte von Greenwood schreiben, sie hätten diverse Gespräche mit der Staatsanwaltschaft geführt und erwarteten eine Menge weiterer Akten („discovery materials“).
Durch die Verlegung bekämen sie genug Zeit, um diese Enthüllungen genau zu analysieren und „ihren Klienten angemessen zu beraten“. Eine solche Ankündigung nährt die Vermutung, auch Greenwood könnte im Gegenzug für Strafmilderung gegen seine frühere Chefin aussagen. Wenn nicht, wird Ignatov am 18. Dezember wohl gegen Greenwood aussagen – wenn nicht auch dieses Verfahren weiter verschoben wird.
Unterdessen -und das mag man wirklich nicht glauben – geht das Geschäft mit OneCoin weiter:
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