Der Bruder von OneCoin-Gründerin Ruja Ignatova ist aus einem US-Gefängnis entlassen worden. Das ist einem Informationsdienst zu den US-Gefängnissen zu entnehmen. Wie auch der Journalist Matthew Russell Lee berichtet, kam Ignatov bereits Mitte März frei.
Ignatov, der wie seine Schwester in Schramberg aufgewachsen ist und den seine Kumpels Konsti Keks riefen, hatte im Prozess gegen Mark Scott für die Anklage als Kronzeuge ausgesagt. Scott war angeklagt, weil er für Ruja Ignatovas OneCoin-Organisation 400 Millionen Dollar “gewaschen” habe. Wie mehrfach berichtet, handelt es sich bei OneCoin um eine angebliche Kryptowährung. Die Ignatovs und viele Beteiligte sollen viele Milliarden Euro weltweit über ein Schneeballsystem von ahnungslosen Anlegern abkassiert haben.
Seit dem 16. März war Scott im Gefängnis, kam aber am 1. April wieder aus dem Knast und lebt nun wieder im Hausarrest in Coral Gables in Florida, wie Inner City Press berichtet.
Frei nach Deal?
Über die Gründe für die Haftentlassung von Ignatov, dem ursprünglich 90 Jahre Haft drohten, ist bisher nichts bekannt. In seinem Deal mit der Staatsanwaltschaft hatte er zugesichert bekommen, nur wegen minderschwerer Vergehen wie Steuerhinterziehung bestraft zu werden. Im Gegenzug muss er vollständig aussagen. Dafür sollten er und seine Verlobte in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden.
Geheimverfahren
Mathew Lee berichtet in seinem Blog, Ignatov sei wohl in einem Geheimverfahren verurteilt und dann frei gelassen worden. Erstaunlich sei, dass das Urteilsfindungsverfahren nicht einmal bei „PACER“ angekündigt worden sei. PACER steht für Public Access to Court Electronic Records, es ist ein öffentlicher elektronischer Dienst, der jedermann Zugriff auf Gerichtsverfahren an US-Gerichten ermöglicht. Bei einem anderen Kronzeugen, dem ein Gericht die in U-Haft verbrachte Zeit auf das Strafmaß angerechnet habe, sei dies aber öffentlich geschehen.
Lee fragt: “Wer entscheidet, bei welchen Kronzeugen die Urteile bekannt gegeben werden und bei wem nicht?“ Seine Anfragen an die Staatsanwaltschaft seien bisher unbeantwortet geblieben.
Auf seiner Facebookseite hat Ignatov sich bisher nicht gemeldet. Der letzte Eintrag stammt vom 6. März 2019, dem Tag seiner Verhaftung am Flughafen von Los Angeles.