Die Umwandlung der Sulgener Kirchplatzschule in einen Kindergarten erweist sich als deutlich komplizierter – und teurer – als von der Verwaltung ursprünglich erwartet. Im Gemeinderat hat Architekt Roland Hess die neuen Zahlen erläutert und Fragen aus dem Verwaltungsausschuss beantwortet. Am Ende einer gründlichen Debatte stimmte der Gemeinderat aber mit großer Mehrheit der bisherigen Planung zu.
Im Verwaltungsausschuss war etwa die Frage aufgekommen, weshalb in diesem großen Gebäude nur Platz für zwei Kindergarten- und eine Krippengruppe sein soll. Hess wies darauf hin, dass die vorhandenen Räume eigentlich schon zu klein seien für die Vorgaben der Stadt. Andererseits gebe es einen sehr großen Keller, das Treppenhaus sei für heutige Verhältnisse sehr groß. Auch die Räume unterm Dach für das Personal seien recht groß. Wenn man saniere, müsse man aber überall ran.
In der Machbarkeitsstudie viele Punkte offen geblieben
Beim Denkmalschutz umstritten ist der Aufzug. Dieser würde das Bild stören. Ein Verzicht auf die Anbindung des Dachgeschosses wäre für die Denkmalschützer ein Kompromiss. Die Kostensteigerungen von knapp anderthalb Millionen Euro aus der Studie zu Beginn des Projektes und den heutigen Berechnungen mit mehr als drei Millionen führte Hess auch darauf zurück, dass die Autoren der Studie „sich nicht vertieft mit den baulichen Mängeln befasst“ hätten.
Die energetische Ertüchtigung und der Brandschutz seien große Probleme, die seinerzeit nicht geprüft worden seien. Der Vorschlag eines Aufzugs im Treppenauge von damals funktioniere aus statischen Gründen nicht. Man müsse nun einen teureren Aufzug im Gebäude planen. „Den feuchte Keller muss man machen“, so Hess.
Raumnot an der Grund- und Werkrealschule
CDU-Fraktionssprecher Thomas Brantner bat, vor Einstieg in die Debatte zu klären, ob die Verwendung der Kirchplatzschule doch wieder als Schulhaus möglich wäre. Die Grund- und Werkrealschule Sulgen (GWRS) habe nach seinen Informationen „nicht mehr ausreichend Klassenzimmer“.
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr bestätigte das Raumproblem der GWRS. Neben den 27 Schülerinnen und Schülern aus Aichhalden seien auch starke Jahrgänge in der Grundschule, sodass dort drei statt bisher zwei Züge unterrichtet würden. Aus Sicht der Verwaltung und der Schulleitung mache eine Wiedereröffnung der Kirchplatzschule heute wenig Sinn. Die Wege seien weit und die heutige Ganztagesschule mit Mensa mache die Zweiteilung unpraktisch.
Außerdem müssten auch für eine Schule bauliche Veränderungen vorgenommen werden, wie Brandschutz, energetische Sanierung und Barrierefreiheit. „Das wäre ähnlich wie bei der Kita“, so Eisenlohr.
Anderer Kita-Standort?
Ralf Rückert, Freie Liste, fragte, ob eine Kita im Neubaugebiet Schoren nicht sinnvoller sei. Kerstin Flaig, die Abteilungsleiterin Kitas und Schulen entgegnete, die meisten der dort hinziehenden Kinder seien Kindergartenbedarfsplan schon berücksichtigt, weil sie schon bisher in Schramberg wohnten. Es sei generell schwierig zu schätzen, wie viele Kindergartenplätze die Stadt brauche. Längerfristig gehe sie aber von einem Rückgang aus.
Lara Kiolbassa (SPD-Buntspecht) fragte, was denn passiere, wenn die Stadt die Kirchplatzschule jetzt nicht umbaue. Dann müsse man es eben eines Tages machen. Außerdem gehöre der Stadt das Gebäude. Grundsätzlich sei es für den Klimaschutz besser, bestehende Gebäude zu sanieren, als neue zu bauen.
OB Eisenlohr erinnerte daran, dass die Stadt bereits 188.000 Euro für Planungen ausgegeben habe. Ein Neubau werde auf jeden Fall teurer und es gebe weniger Zuschüsse.
Riesiger Investitionsstau
Udo Neudeck, Sprecher der freien Liste, plädierte aus pädagogischen Gründen für eine Schule an einem Standort. Es sei halt ärgerlich, dass man ursprünglich von anderthalb Millionen ausgegangen sei. Andererseits habe die Stadt bei ihren Gebäuden „einen riesigen Investitionsstau“. Er forderte, die Politik neu auszurichten und bestehende Gebäude laufend zu sanieren, „und nicht zu warten bis sie an die Wand gefahren sind“. Für Neudeck ist klar, wenn ein Gebäude saniert wird, muss es barrierefrei sein. Er meinte mit Blick auf den Aufzug: „Da dürfen wir keine halben Sachen machen.“
Volker Liebermann (ÖDP) argumentierte dagegen: Es gebe im Stadtteil genügend barrierefreie Kindergärten. Deshalb könne man die Kosten für den Aufzug sparen. Es habe in den letzten 20 Jahren nur zwei behinderte Kinder in den Sulgener Kitas gegeben.
Johannes Grimm („Aktive Bürger“) befand, man plane für einen längeren Zeitraum. Wenn man schon so viel Geld ausgebe, dann müsse die Barrierefreiheit gegeben sein. Tanja Witkowski, Sprecherin von SPD-Buntspecht fand ebenfalls den Aufzug wichtig. Die GWRS gehöre an einen Platz.
Was passiert in der GWRS?
Für Clemens Maurer (CDU) ist das Gebäude der Kirchplatzschule „eine Verpflichtung“. Er wollte die Frage des Platzbedarfs an der GWRS konkreter beantwortet haben.
Das Thema sei „Anfang Juli aufgepoppt“, so Flaig. Neben den höheren Schülerzahlen brauche auch die Ganztagsschule mehr Räume. Eisenlohr ergänzte, für dieses Schuljahr habe man das Problem gelöst. Wie lange die Raumnot dauere, sei schwer zusagen, „vielleicht nur ein paar Jahre“.
Jürgen Winter (CDU) wurde grundsätzlich: Er bat die Verwaltung, beim Auftreten derartiger Probleme wie bei der Kirchplatzschule, sich früher im Gemeinderat zu melden, sonst stehe das Gremium unter Entscheidungszwang, weil man schon so viel Geld investiert habe.
Nach der Wirtschaftlichkeit der Maßnahme fragte Jürgen Kaupp (CDU). Hochbauchef Andreas Krause meinte, mit der Kirchplatzschule habe man „ein Gebäude, das man heute so nicht mehr bauen würde“. Das Nutzen-Kostenverhältnis sei schlecht, „egal, was wir reinmachen“.
Reinhard Günter (SPD-Buntspecht) plädierte für die Kita-Nutzung, da ein Neubau teurer wäre. Er verwies auf den neuen Don-Bosco-Kindergarten. Beim Aufzug habe er sich durch die Diskussion überzeugen lassen, dass man diesen einbauen solle. Die Optik spiele für ihn dabei keine Rolle.
Johannes Grimm schlug eine Kooperation mit Aichhalden vor, die dortige Schule habe Räume. Dem widersprach Gertrud Nöhre (SPD-Buntspecht): „Klassen auszulagern ist keine gute Lösung.“ Das führe zu unzufriedenen Schülern und Lehrern. In der GWRS sei die Mediathek untergebracht. Unter dem Dach gäbe es Räume. Darüber denke die Verwaltung ebenfalls nach, so Eisenlohr, und werde diese Ideen als Varianten noch vorlegen.
Der Planung einschließlich des Aufzugs stimmten schließlich 19 Ratsmitglieder zu, drei enthielten sich und drei stimmten mit nein.