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Integration gelingt – bei richtigen Rahmenbedingungen

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Über die  Anforderungen und Situation in der Kinder- und Jugendhilfe, die Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMAs) und die Altenpflege hat sich Landessozialminister Manne Lucha in der Stiftung St. Franziskus informiert – und mit den Mitarbeitern diskutiert.

Locker ging es zu beim Minister-Besuch in Heiligenbronn. Wegen eines Missverständnisses war die Klosterleitung nicht eingeladen worden; doch vor dem Eintreffen des Ministers waren Generaloberin Schwester Agnes Löber und Generalvikarin Schwester Dorothea Thomalla mit Vertretern der Stiftung beieinander  gestanden. „Wir sind nicht dabei“, so Löber zu Stiftungsvorstand Hubert Bernhard. Der fand das schlecht, fragte:  „Haben Sie Zeit?“ Die beiden bejahten – und waren dabei.

Ähnlich locker verlief die Begrüßung. Bernhard hieß neben dem Minister dessen Parteikollegin, die Landtagsabgeordnete Martina Braun aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, Schrambergs OB Thomas Herzog, Landratsstellvertreter Hermann Kopp sowie Sozialdezernent Bernd Hamann vom Landratsamt Rottweil willkommen.

Demut in der Kirche – Bio auf dem Hof

Lucha erinnerte daran, dass in Baindt in seinem Wahlkreis eine Stiftungseinrichtung arbeite, und freute sich, mit Braun eine „Abgeordnete der größten Regierungsfraktion“ zu treffen. Als Bernhard daraufhin den Besuch der Kirche vorschlug, meinte Lucha unter allgemeinem Gelächter: „Das macht mich dann wieder demütiger!“

Integration gelingt - bei richtigen Rahmenbedingungen
Am Brunnen mit dem Gnadenwasser.
Integration gelingt - bei richtigen Rahmenbedingungen
„Wir stellen auf Bio um“

In der St. Galluskirche berichtete Bernhard von der Klostergründung und der Entstehung der Stiftung St. Franziskus. Schwester Agnes erläuterte die Bedeutung der Gnadenkapelle und des Gnadenwassers für den Wallfahrtsort Heiligenbronn. Nach dem Besuch der Kirche, gab es einen Rundgang  über das Gelände. Dabei berichtete Bernhard – sehr zur Freude seiner grünen Gäste -, dass die Stiftung die Landwirtschaft ab dem nächsten Jahr auf Bio-Produktion umstellen wolle. Nach und nach sollten alle Einrichtungen der Stiftung nur noch Bio- und/oder regionale Produkte verwenden.

Vorschriften schränken Pädagogik ein

Schließlich lud Bernhard die Gäste ins neue Refektorium von Kloster und Stiftung ein. Bei Kaffee und Kuchen diskutierte Lucha über  Probleme bei der Kinder- und Jugendhilfe Matthias Ries, die diesen Bereich bei der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn im Schwarzwald-Baar-Kreis (KiFaz) und im Kreis Rottweil verantwortet, beklagte die Verbürokratisierung der Arbeit. Wegen  vieler Bestimmungen und Vorschriften werde die Arbeit mit den Jugendlichen immer schwieriger.

Er nannte ein Beispiel:  „Einen Boden verlegen oder eine Glühbirne austauschen, das geht heute nicht mehr aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen“, bedauerte Ries. Dabei könnten Erzieher gerade beim gemeinsamen arbeiten mit Jugendlichen Vertrauen aufbauen. Minister Lucha gab ihm in der Sache recht, meinte aber auch, bei einem längeren Pressegespräch habe sich die erste halbe Stunde um den Missbrauchsfall in Staufen gedreht: „Wie schützen wir die Kinder besser?“

Zuwanderungsgesetz wäre wichtig

Integration gelingt - bei richtigen Rahmenbedingungen
Manne Lucha im Refektorium

Für unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) müsse eine Perspektive eröffnet werden, forderte Ries. Etliche dieser auch von der Stiftung betreuten jungen Menschen hätten sich in den letzten Jahren sehr angestrengt, deutsch gelernt, eine Ausbildung gemacht: „Und jetzt bekommen sie ihre Ablehnungsbescheide.“ Das sei nicht nur für die betroffenen sondern auch für ihre Betreuer sehr frustrierend. Lucha verwies auf seine Initiative für ein modernes Einwanderungsgesetz mit einem Punktesystem und einer Stichtagesregelung, um einen „Pull-Effekt“ zu vermeiden.

Martina Braun berichtete aus ihrer Arbeit im Petitionsausschuss, in der viele solcher Fälle beraten würden. An sich sei die UMA-Betreuung eine „Erfolgsgeschichte“, so Lucha.  Zahlreiche Ausbildungsverträge zeigten dies. Die Jugendlichen, so höre er von diesen immer wieder wollten „ der Gesellschaft auch etwas zurückgeben“ und seien dankbar für die Aufnahme. Dank auch inzwischen 1100 Integrationsmanagern in den Kommunen sei er überzeugt, dass „Integration gelingt, wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen setzen“.

Am Ende des Besuchs bedankte sich Bernhard mit einem Geschenk aus der Bürstenmacherei bei Minister Lucha.

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.