Wie wäre eine Radwegverbindung vom Schloss bis zum Gymnasium kreuzungsfrei möglich? Wie ließe sich der Zentrale Busbahnhof besser an die Innenstadt anknüpfen? Welche Möglichkeiten gäbe es, die Fußgängerzone bis zum „Schweizer-Parkplatz“ zu verlängern. Und was soll überhaupt einmal aus diesem „Filetstück“ geschehen?
Mit diesen Fragen haben sich Stadtplaner innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung intensiv beschäftigt und am Samstagnachmittag bei einem „Stadtspaziergang“ und anschließend in der Aula des Gymnasiums etwa 50 interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt.
Am Ausgangspunkt im Schloss hat Oberbürgermeister Thomas Herzog daran erinnert, dass im Rahmen der Landesgartenschaubewerbung „neue Gesichtspunkte“ der Stadtplanung aufgekommen seien. Darüber habe der Gemeinderat Ende Oktober schon diskutiert. Dabei gehe es auch um Anpassungen des bisherigen Verkehrskonzepts. Der eigentliche beschlossene „Zwei-Richtungs-Verkehr“ im Schlossbergtunnel werde mit den heutigen Rahmenbedingungen und einer zeitnahen Realisierung von Maßnahmen am Busbahnhof abgeglichen. Zu alledem versicherte Herzog, wie auch später alle an den Plänen Beteiligten: „Es ist noch nichts in Stein gemeißelt.“ Vermutlich nicht mehr im Dezember sondern erst im zeitigen Frühjahr werde der Rat die neuen Vorschläge diskutieren und dazu einen Beschluss fassen.
Rad- und fußgängerfreundlich werden
Fachbereichsleiter Rudolf Mager hatte vor einiger Zeit schon angekündigt, die Stadt solle Rad- und fußgängerfreundlicher werden – und so zog sich durch seine Präsentation der Gedanke eines durchgängigen und kreuzungsfreien Radwegs vom Schloss bis zum Gymnasium „wie ein roter Faden“. Der ehrenamtliche Radbeauftragte der Stadt, Gunnar Link, hat es mit Freude vernommen.
Zugleich geht es den Planern um das „Blaue Band“ aus der LGS-Bewerbung. Dabei sollen sowohl der Hochwasserschutz als auch die Gewässerdurchlässigkeit verbessert werden. Deshalb, so Mager, müsse das Ganze vorne beim St. Mariawehr losgehen. „Sonst gibt es keine Fördermittel.“ Und die wären beträchtlich: Bis zu 85 Prozent der Kosten würde das Land bei Hochwasserschutzmaßnahmen übernehmen.
Beim Spaziergang entlang der Schiltach legte Mager immer wieder Stopps ein, bei denen auch er versicherte: „Wir stellen noch keine fertige Planung vor, sondern lediglich Konzepte, wie es gehen könnte.“ Am Brestenberg verwies er auf die Neubauten, die die Innenstadt belebten. Ein drittes Mehrfamilienhaus ist bereits fest eingeplant. Nach Informationen der NRWZ verzögert sich der Baubeginn, weil die Baufirmen zu gut zu tun haben. Die Sanierungspläne am Brestenberg habe die Verwaltung noch einmal im Zuge der LGS-Bewerbung überdacht. Der Radweg sollte später einmal von der Sängerstraße zum Südportal des Tunnels und an der Schiltach entlang weiter Richtung Busbahnhof führen.
Brennpunkt ZOB
Beim Busbahnhof sprach Mager das Dreieck City-Center, Volksbank, Schweizer-Parkplatz und Leibbrandplatz an. Die Berneckstraße soll künftig auf der anderen Seite des Busbahnhofs vorbei führen. So wäre der Zugang in die Stadt fußgängerfreundlich. Die Weihergasse soll von dem Kreuzungssystem „abgehängt“ werden. Der Verkehr über eine neue Querverbindung vor der Heilig-Geist-Kirche in die Schillerstraße geführt werden.
Das zeigt, wie einerseits alles mit allem verknüpft ist, wie Mager betonte. Erst wenn der Schulcampus einschließlich Neubau der Berneckschule verwirklicht ist, könnte diese Straße gebaut werden. Es zeigt aber auch, in welch langen Zeiträumen die Planer denken. Schließlich ist er Neubau der Berneckschule der letzte Baustein im Schulcampuskonzept.
Die Berneckstraße würde dann am künftig frei stehenden Notariatsgebäude vorbei geführt. Der „Schweizer Parkplatz“ böte Platz für eine Veranstaltungshalle. Die Schiltach würde nicht mehr in weiten Teilen überdeckelt, sondern lediglich einzelne Brücken und Stege ließen sie besser zur Geltung kommen. Anders als bei der bisherigen Planung mit dem „Zwei-Richtungsverkehr“ könnte der Leibbrandplatz „weitestgehend“ erhalten bleiben.
Ein- oder Zwei-Richtungsverkehr im Tunnel
Bei der anschließenden Aussprache In der Aula des Gymnasiums sprach OB Herzog von einem „ersten Aufschlag“. Fachbereichsleiter Mager erinnerte an die Gemeinderatssitzung, in der ein „offener Austausch viele Anregungen und Ideen erbracht“ habe, die teilweise schon in die neuen Planungen aufgenommen worden seien. „Wir stehen am Anfang eines Prozesses.“
Die Planungen am Nordportal würden auch dadurch erschwert, dass die Entscheidung zur Talumfahrung ausstehe. Komme sie, müsse der Knoten beim Schloss neu bedacht werden. Im Zusammenhang mit dem Schulcampus werden aber Sofortmaßnahmen unabhängig von der Talumfahrung wie zum Beispiel neue Bushaltestellen erforderlich. Das Parkierungskonzept sei ohne Verkehrskonzept nicht denkbar.
Bernd Fahle, der maßgeblich am Stadtentwicklungsprogramm 2020+ beteiligt war, betonte ebenfalls, dass Stadtplanungen sich ändern, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Etliche Vorschläge von damals, etwa der Bereich um das Rathaus und die bessere Anbindung des Parks der Zeiten, seien inzwischen verwirklicht. Der dauerhafte Gegenverkehr im Tunnel, im STEP 2020+ vorgesehen, habe immer schon Vor- und Nachteile gehabt. Die „Betrachtungsperspektiven“ hätten sich in den letzten zehn Jahren geändert. „Es ist immer Zeit, neu nachzudenken bei der Stadtplanung.“
Zum Zwei-Richtungsverkehr meinte Mager, er sei heute dauerhaft nicht machbar wegen der Probleme beim Schloss. Das könne sich aber in zehn bis 15 Jahren ändern. Und dann funktioniere auch mit den jetzigen Plänen der Zwei-Richtungsverkehr.
Stadtplaner Markus Weise hatte anhand von Verkehrszählungen überprüft, wie die Verkehrsführung beim Busbahnhof geregelt werden könnte. Die Zusammenführung von Leibbrandstraße/ Uhlandstraße/Berneckstraße und die Busausfahrt ließe sich über eine Ampel- oder eine Kreisverkehrslösung regeln, wobei der Kreisverkehr erstaunlicherweise weniger Platz bräuchte und den Verkehr ohne Wartezeiten aufnehmen könnte. Er werde so gebaut, dass auch ein Zweirichtungsverkehr im Tunnel möglich wäre, so Stadtplaner Weise. Mager berichtete von der angedachten Zwischenlösung für die Busse auf dem abgebrochenen Schmid-Areal.
Rege Diskussion
In der Fragerunde wollte Robert Bühler erfahren, was aus dem Leibbrandplatz werde, der als Spielplatz sehr wichtig sei.
Oberbürgermeister Herzog versicherte, der Platz bliebe beim neuen Konzept weitgehend erhalten. Dies sei ein wesentlicher Unterschied zum bisherigen Kreisverkehr-Konzept, bei dem die Uhlandstraße direkt an den Kreisel anschloss. Es sei richtig, „wir brauchen dort einen Spielplatz“.
Wo denn die Autos geparkt werden sollen, wenn der Schweizer Parkplatz wegfalle, wollte ein anderer Fragesteller wissen. Da sei eine Parkierungsanlage vorgesehen, die auch von der Schillerstraße aus angefahren werden könnte. Außerdem bekäme eine Halle eine Tiefgarage, so Herzog.
Was mit den Häusern an der Berneckstraße bis zum Gymnasium geschehen solle, wurde gefragt. „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, so Herzog. Die Straßenführung sei auch anders machbar. Fahle ergänzte, dass aus Sicht der Stadtplaner das Schweizer Areal aufgewertet würde, wenn der Raum zur Schiltach offen wäre. Aber das seien lange Zeiträume, in denen man da denke.
Überhaupt, in welchen Zeiträumen denkt man? Der Schulcampus brauche mindestens fünf bis sechs Jahre, die Veranstaltungshalle sicher 20 Jahre, entgegnete Herzog. Wichtig sei aber, dass die baurechtlichen Grundlagen heute geschaffen werden.
Nach Ende der Diskussion nutzten die Besucher die Gelegenheit, die Planungsskizzen auf den Stellwänden zu studieren, die die Stadtplaner aufgestellt hatten.
Info: Alle Grafiken und die gesamte Präsentation sind hier zu finden.