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    NRWZ.deSchrambergHochwasser: Nochmals „Danke“ für ein Bad und ein Essen nach 62 Jahren

    Hochwasser: Nochmals „Danke“ für ein Bad und ein Essen nach 62 Jahren

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    Eine Hochwasserkatastrophe wie vor kurzem Rheinland-Pflalz und Nordrhein-Westfalen erlebte Schramberg im Jahr 1959. Ein Zeitzeuge, der als einer von vielen Helfern in den Schwarzwald kam, erinnert sich.

    Vor einigen Tagen ging bei der Bürger- und Touristeninformation im Rathaus der Großen Kreisstadt Schramberg eine E-Mail von Udo Popp mit dem Betreff „Erinnerung an Hochwasserkatastrophe“ ein. Der 84 Jahre alte Berufsschullehrer im Ruhestand lebt in Kaarst-Büttgen in der Nähe von Düsseldorf und Neuss am Niederrhein und war vor 62 Jahren bei der Bundeswehr als Fallschirm-Pionier. Die erschütternden Bilder von der Überflutung in seiner Umgebung erinnerten ihn an den Einsatz seiner Einheit nach der Hochwasserkatastrophe am 21. Mai 1959 in Schramberg.

    In besonderer Erinnerung blieb Udo Popp eine Episode, die er mit einem erneuten „Danke“ nach Schramberg senden wollte. „Mein Einsatz war außerhalb der Stadt, wo ein Bauernhof von der Umwelt abgeschnitten war. Wir bauten ihm eine Brücke, um den Hof mit einem Wagen verlassen zu können. Geschlafen haben wir in der Fabrik der Firma Junghans. Dazu habe ich eine nette Geschichte zu erzählen: Wenn wir abends unser Essen bekamen, saßen wir direkt an der Straße. Da gab es immer Kinder als Zuschauer. Da wir uns kaum Waschen konnten, fragte ich ein kleines Mädchen, ob sie zu Hause eine Badewanne hätten. Sie nickte strahlend. Ich bat sie, ihre Mutti zu fragen, ob ich Samstagabends bei ihr ein Bad nehmen könnte. Die Kleine sauste ab und kam bald mit einer positiven Antwort und einem Zettel mit Aufschrift zurück. An dem Samstag hatten wir etwas länger gearbeitet und kamen so recht spät zurück. Die nette Mutti glaubte, ich würde einen Rückzieher machen. Sie kam zu uns zur Essensausgabe und fragte nach dem Soldaten, der bei ihr um ein Bad gebeten hatte. Meinen Namen kannte sie nicht. Nach einigem Rätselraten, wer damit gemeint sein könnte, kam einer auf die Idee. Das kann nur der ‚Popp’ gewesen sein. Sie schickten jemanden zu mir und der meldete mir: ‚Herr Unteroffizier, da unten ist eine Frau, mit der Sie baden wollten.’ Ich bekam ein herrliches Bad und ein gutes Abendessen – und sage nochmals Danke.“

    Dem Stadtarchiv Schramberg machte Udo Popp auch seine damals gemachten Fotos zugänglich, die sehr wertvolle Bilddokumente der damals wenig fotografierten Situation beim „Wendelhans“ im oberen Göttelbach darstellen. Er nahm sie mit kleinen Minox auf, einer so genannten „Spionagekamera“ mit nur 8 x 12 Millimeter großen Negativen, die er auch beim Fallschirmsprung benutzen konnte. Die Fotos zeigen die Geröllmassen nach dem Hochwasser und die Bundeswehrsoldaten beim Brückenbau. Auf dem Mittelpfeiler der Brücke hinterließen die beiden Einheiten – das 1. Feld-Artillerie-Bataillon 295 und die Fallschirm-Pionier-Kompanie 250 – ihre Truppensymbole.

    Bei der Erfassung der Kleindenkmale in der Großen Kreisstadt Schramberg wurde das Zeitzeugnis von Dieter Kohlmann vor einigen Jahren wieder entdeckt – zusammen mit den „Merseburger Zaubersprüchen“, die auf einem Bachstein wohl ebenfalls von Bundeswehrsoldaten eingeschlagen wurden.

    Wenn sich eine Leserin in dem „kleinen Mädchen“ in dieser Erinnerung wieder erkennt, ist das Stadtarchiv Schramberg gerne bereit, einen Kontakt mit Udo Popp zu vermitteln: Telefon: 07422/29263. E-Mail: stadtarchiv@schramberg.de

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    Eine Hochwasserkatastrophe wie vor kurzem Rheinland-Pflalz und Nordrhein-Westfalen erlebte Schramberg im Jahr 1959. Ein Zeitzeuge, der als einer von vielen Helfern in den Schwarzwald kam, erinnert sich.

    Vor einigen Tagen ging bei der Bürger- und Touristeninformation im Rathaus der Großen Kreisstadt Schramberg eine E-Mail von Udo Popp mit dem Betreff „Erinnerung an Hochwasserkatastrophe“ ein. Der 84 Jahre alte Berufsschullehrer im Ruhestand lebt in Kaarst-Büttgen in der Nähe von Düsseldorf und Neuss am Niederrhein und war vor 62 Jahren bei der Bundeswehr als Fallschirm-Pionier. Die erschütternden Bilder von der Überflutung in seiner Umgebung erinnerten ihn an den Einsatz seiner Einheit nach der Hochwasserkatastrophe am 21. Mai 1959 in Schramberg.

    In besonderer Erinnerung blieb Udo Popp eine Episode, die er mit einem erneuten „Danke“ nach Schramberg senden wollte. „Mein Einsatz war außerhalb der Stadt, wo ein Bauernhof von der Umwelt abgeschnitten war. Wir bauten ihm eine Brücke, um den Hof mit einem Wagen verlassen zu können. Geschlafen haben wir in der Fabrik der Firma Junghans. Dazu habe ich eine nette Geschichte zu erzählen: Wenn wir abends unser Essen bekamen, saßen wir direkt an der Straße. Da gab es immer Kinder als Zuschauer. Da wir uns kaum Waschen konnten, fragte ich ein kleines Mädchen, ob sie zu Hause eine Badewanne hätten. Sie nickte strahlend. Ich bat sie, ihre Mutti zu fragen, ob ich Samstagabends bei ihr ein Bad nehmen könnte. Die Kleine sauste ab und kam bald mit einer positiven Antwort und einem Zettel mit Aufschrift zurück. An dem Samstag hatten wir etwas länger gearbeitet und kamen so recht spät zurück. Die nette Mutti glaubte, ich würde einen Rückzieher machen. Sie kam zu uns zur Essensausgabe und fragte nach dem Soldaten, der bei ihr um ein Bad gebeten hatte. Meinen Namen kannte sie nicht. Nach einigem Rätselraten, wer damit gemeint sein könnte, kam einer auf die Idee. Das kann nur der ‚Popp’ gewesen sein. Sie schickten jemanden zu mir und der meldete mir: ‚Herr Unteroffizier, da unten ist eine Frau, mit der Sie baden wollten.’ Ich bekam ein herrliches Bad und ein gutes Abendessen – und sage nochmals Danke.“

    Dem Stadtarchiv Schramberg machte Udo Popp auch seine damals gemachten Fotos zugänglich, die sehr wertvolle Bilddokumente der damals wenig fotografierten Situation beim „Wendelhans“ im oberen Göttelbach darstellen. Er nahm sie mit kleinen Minox auf, einer so genannten „Spionagekamera“ mit nur 8 x 12 Millimeter großen Negativen, die er auch beim Fallschirmsprung benutzen konnte. Die Fotos zeigen die Geröllmassen nach dem Hochwasser und die Bundeswehrsoldaten beim Brückenbau. Auf dem Mittelpfeiler der Brücke hinterließen die beiden Einheiten – das 1. Feld-Artillerie-Bataillon 295 und die Fallschirm-Pionier-Kompanie 250 – ihre Truppensymbole.

    Bei der Erfassung der Kleindenkmale in der Großen Kreisstadt Schramberg wurde das Zeitzeugnis von Dieter Kohlmann vor einigen Jahren wieder entdeckt – zusammen mit den „Merseburger Zaubersprüchen“, die auf einem Bachstein wohl ebenfalls von Bundeswehrsoldaten eingeschlagen wurden.

    Wenn sich eine Leserin in dem „kleinen Mädchen“ in dieser Erinnerung wieder erkennt, ist das Stadtarchiv Schramberg gerne bereit, einen Kontakt mit Udo Popp zu vermitteln: Telefon: 07422/29263. E-Mail: stadtarchiv@schramberg.de

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