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    Herzog: „Es war mir eine Ehre“

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    SCHRAMBERG – Eigentlich enden Ratssitzungen mit  dem Tagesordnungspunkt „Bekanntgaben, Anfragen, Anregungen“. Doch am Donnerstagabend im Verwaltungsausschuss kam ein weiterer hinzu. „Tagesordnungspunkt 8“, kündigte Oberbürgermeister Thomas Herzog an, „Verabschiedung  meiner Wenigkeit.“ Er  habe mitbekommen, Udo Neudeck wolle dazu etwas sagen.

    „Business as usual“. Thomas Herzog leitet seine letzte Ratssitzung routinemäßig.

    Neudeck, der Fraktionsvorsitzende der Freien Liste, wollte und wandte sich an den „sehr geehrten Herrn Oberbürgermeister Herzog, lieben Thomas“. Er könne sich noch gut an die erste Sitzung unter Herzogs Leitung erinnern und wie dieser von Mal zu Mal sicherer geworden sei. Neue Regeln hätten zu einer neuen Diskussionskultur geführt. „Unsachlich oder gar wütend“ sei Herzog so gut wie nie geworden. In den etwa 1000 Stunden in Ausschüssen und im Rat unter Herzogs Sitzungsleitung  habe er ab und zu „einen Blick zum Himmel“ beobachtet, „der Redner möge bald zur Sache kommen“.

    Udo Neudeck bei seiner Rede

    Bei Haushaltsberatungen habe Herzog anders als sein Vorgänger Änderungsanträge nicht als „Majestätsbeleidigung“ aufgenommen, sondern Mehrheitsentscheidungen akzeptiert. „Sehr zum Leidwesen von Rudi Huber, dessen Körpersprache bei solchen Entscheidungen sehr eindeutig zu interpretieren war.“  Da musste der scheidende Stadtkämmerer Huber auf der Zuschauerbank grinsen.



    Fachbereichsleiterin Susanne Gwosch und Stadtkämmerer Rudi Huber

    Neudeck zählte eine lange Liste von Vorhaben und Bauten auf, die in der Ära Herzog umgesetzt wurden: Von attraktiveren Kinderbetreuungsangeboten in Schulen und Kindergärten, dem Hallenbad Badschnass, den Schulcampusplänen, der Sanierung der Schiller- und der Oberndorfer Straße, der Marktstraße über die Premiumwanderwege, die Entscheidung für den Schulcampus bis zum Regiobus, den Medzentren auf dem Sulgen und in der Talstadt.

    Er erwähnte die Freibadsanierung in Tennenbronn mit dem jüngst genehmigten fast 50-Prozent-Zuschuss, die Hallenpläne in Tennenbronn, die Sanierung des Gymnasiums und den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Sulgen. Dies sei vom Gemeinderat „alles mit großen Mehrheiten und aktiv begleitet und beschlossen“ worden – „bei nur wenigen nicht so aktiven Enthaltungen“.

    Verwaltung umgebaut

    Neudeck erinnerte daran, dass Herzog, „von der Öffentlichkeit nicht bemerkt“, die Verwaltung umgekrempelt habe: „Die entscheidenden Stellen in der Verwaltung wurden oder sind gut besetzt.“ Dieser Umbau habe ihm im Rathaus sicher nicht nur Freunde gemacht. Doch sei er für seine Mitarbeiter immer ansprechbar gewesen, wie eine Mitarbeiterin ihm bestätigt habe. „Die Verwaltung verliert einen guten Chef.“

    Fairer Verlierer

    Herzog habe sich zur Wiederwahl gestellt und diese Wahl nicht gewonnen. „Die Gründe dafür sind manchen Menschen unverständlich, anderen selbsternannten Experten aber völlig klar“, spottete Neudeck. Herzog habe in Schramberg viele Spuren hinterlassen. Beeindruckt habe ihn besonders seine ruhige und ausgeglichene Art. „Selbst wenn man nicht zimperlich mit dir umgegangen ist, dann hast du die Fehler zuerst bei dir gesucht. Das ehrt dich.“

    Auch Herzogs Verhalten nach der verlorenen Wahl habe ihn beeindruckt: „Du warst ein fairer Verlierer. Du warst der Erste, der deiner Mitbewerberin gratuliert hat. Du bist auf dem Rathausplatz geblieben, ‚bis der Märkt verdloffa war‘.“ Auch habe er bis heute seine Aufgabe als OB ernst genommen.

    „Ich danke dir im Namen der Bürger der Stadt, der Verwaltung und des Gemeinderats für die geleistete Arbeit. Vergelt’s Gott.“

    Geschenk für die Kinder

    Da  Herzog ein Familienmensch sei und seine Familie in den letzten Jahren oft auf ihn verzichten musste, wolle der Rat die Kinder beschenken. Neudeck hatte verschiedene Angebote von Freizeitparks dabei. Daraus sollten die Kinder das Passende aussuchen. „Und wenn du sie nett fragsch, nehmet se dich auch mit…“ Für dieses Abschiedsgeschenk hatten die Fraktionen und Räte von CDU, SPD/Buntspecht, Freier Liste und ÖDP zusammengelegt.

    Dank an Team, Rat und Bevölkerung

    Herzog sagte drei Mal Danke: Seinem Rathausteam, denn ein OB könne nur so viel umsetzen, wie sein Team mittrage. „Ich bin jeden Tag gerne ins Rathaus gekommen.“ Er dankte dem  Gemeinderat, denn er habe nur eine Stimme im  Rat. Es freue ihn, dass fast alle wichtigen Beschlüsse einstimmig oder zumindest mit sehr großer Mehrheit gefasst wurden. Schließlich dankte er der Bürgerschaft, die ihn begleitet und unterstützt habe, sei es im Ehrenamt oder in den Vereinen. „Es war mir eine Ehre, meiner Heimatstadt acht Jahre vorstehen zu dürfen“.

    Die Ausschussmitglieder danken Herzog mit lang anhaltendem Beifall. Fotos: him

    Es gab langen Beifall der Ratsmitglieder, von Verwaltungsmitarbeitern und Besuchern, bei denen die ein oder andere Träne in die Augen stieg. Im Foyer konnte man einen Sektkorken ploppen hören. Dann Herzogs letzte Worte im Ausschuss, sachlich wie so oft in den vergangenen acht Jahren: „Damit schließe ich meine letzte Sitzung, danke.“

    Ein bisschen Wehmut war schon dabei: Thomas Herzog bei seiner Dankesrede.

    Im Foyer hatten Herzogs Mitarbeiter Sekt und Käsegebäck gerichtet, Uwe Weisser holte die Pausenbrezeln, und so standen Herzog und Gäste noch lange plauschend beieinander.

    Info: Oberbürgermeister Herzogs Amtszeit endet am 3. Oktober. Er nimmt ab heute bis dahin seinen Resturlaub. Die neue Oberbürgermeisterin von Schramberg, Dorothee Eisenlohr, tritt ihr Amt am 4. Oktober an. Die offizielle Amtseinsetzung im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung ist für Freitag, 11. Oktober um 17 Uhr in der Aula des Gymnasiums geplant.

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Udo Neudeck bei seiner Rede

    Bei Haushaltsberatungen habe Herzog anders als sein Vorgänger Änderungsanträge nicht als „Majestätsbeleidigung“ aufgenommen, sondern Mehrheitsentscheidungen akzeptiert. „Sehr zum Leidwesen von Rudi Huber, dessen Körpersprache bei solchen Entscheidungen sehr eindeutig zu interpretieren war.“  Da musste der scheidende Stadtkämmerer Huber auf der Zuschauerbank grinsen.



    Fachbereichsleiterin Susanne Gwosch und Stadtkämmerer Rudi Huber

    Neudeck zählte eine lange Liste von Vorhaben und Bauten auf, die in der Ära Herzog umgesetzt wurden: Von attraktiveren Kinderbetreuungsangeboten in Schulen und Kindergärten, dem Hallenbad Badschnass, den Schulcampusplänen, der Sanierung der Schiller- und der Oberndorfer Straße, der Marktstraße über die Premiumwanderwege, die Entscheidung für den Schulcampus bis zum Regiobus, den Medzentren auf dem Sulgen und in der Talstadt.

    Er erwähnte die Freibadsanierung in Tennenbronn mit dem jüngst genehmigten fast 50-Prozent-Zuschuss, die Hallenpläne in Tennenbronn, die Sanierung des Gymnasiums und den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Sulgen. Dies sei vom Gemeinderat „alles mit großen Mehrheiten und aktiv begleitet und beschlossen“ worden – „bei nur wenigen nicht so aktiven Enthaltungen“.

    Verwaltung umgebaut

    Neudeck erinnerte daran, dass Herzog, „von der Öffentlichkeit nicht bemerkt“, die Verwaltung umgekrempelt habe: „Die entscheidenden Stellen in der Verwaltung wurden oder sind gut besetzt.“ Dieser Umbau habe ihm im Rathaus sicher nicht nur Freunde gemacht. Doch sei er für seine Mitarbeiter immer ansprechbar gewesen, wie eine Mitarbeiterin ihm bestätigt habe. „Die Verwaltung verliert einen guten Chef.“

    Fairer Verlierer

    Herzog habe sich zur Wiederwahl gestellt und diese Wahl nicht gewonnen. „Die Gründe dafür sind manchen Menschen unverständlich, anderen selbsternannten Experten aber völlig klar“, spottete Neudeck. Herzog habe in Schramberg viele Spuren hinterlassen. Beeindruckt habe ihn besonders seine ruhige und ausgeglichene Art. „Selbst wenn man nicht zimperlich mit dir umgegangen ist, dann hast du die Fehler zuerst bei dir gesucht. Das ehrt dich.“

    Auch Herzogs Verhalten nach der verlorenen Wahl habe ihn beeindruckt: „Du warst ein fairer Verlierer. Du warst der Erste, der deiner Mitbewerberin gratuliert hat. Du bist auf dem Rathausplatz geblieben, ‚bis der Märkt verdloffa war‘.“ Auch habe er bis heute seine Aufgabe als OB ernst genommen.

    „Ich danke dir im Namen der Bürger der Stadt, der Verwaltung und des Gemeinderats für die geleistete Arbeit. Vergelt’s Gott.“

    Geschenk für die Kinder

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