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Gymnasium: Sanierungsstau verschlingt Millionen

Das Schramberger Gymnasium ist in die Jahre gekommen.  Das sieht man ihm von außen nicht unbedingt an, aber seit vor bald zehn Jahren nach einer Brandschutzübung die Handwerker Decken aufreißen, Wände und Rohre abklopfen, kommen Bausünden der Vergangenheit, aber auch Altersbeschwerden des Gebäudes ans Tageslicht.

Bei einem Rundgang durchs Gebäude haben Hochbau-AbteilungsleiterAndreas Krause, Christoph Wetzel von einem Stuttgarter Planungsbüro und Architekt Roland Hess, der die Arbeiten im Gymnasium betreut, den Ausschussmitgliedern die Problemzonen gezeigt. Tobias Maurer berichtete über die Wasser-, Abwasser- und Heizungsleitungen und machte Vorschläge, wie diese bei der Gelegenheit gleich mit ausgetauscht werden könnten.

Nach dem Abnehmen der Deckenverkleidungen kamen die Sünden der vergangenheit zu Tage.

Probleme im Verborgenen

Im Foyer des Gymnasiums stellte Krause den Sachstand dar:  Nach zwei Bauabschnitten zum Brandschutz sei derzeit der dritte Bauabschnitt dran. Dafür habe man in den Fluren und Klassenräumen die Deckenverkleidungen abgenommen. Darunter verborgen lagen Kabel und Rohre. Teilweise waren sie mit Mineralwolle gedämmt. Abwasserrohre aus Eternit, die Asbest enthalten können, fanden sich Durchlässe, die nicht abgeschottet sind.

Für Brandschützer ein Gräuel: nicht abgeschottete Leitungen.

Gleichzeitig kämen die elektrischen Leitungen „an ihre Grenzen“, weil immer mehr EDV-Geräte Strom ziehen. „Nach 50 Jahren ist das legitim“, so Krause.

Rostiges Wasser

Beim Nachschauen habe man weitere Überraschungen erlebt.  Etwa, dass die Rohre teilweise falsch verlegt sind und  auch nicht mehr im besten Zustand sind. „Wie lange halten sie noch?“, fragt sich Krause Und sollte man sie nicht gleich mit austauschen?  Tobias Maurer empfiehlt den Austausch. Er hat den Bestand aufgenommen, um eine grobe Kostenschätzung machen zu können.

Rechts hinten ist ein Eternitabwasserrohr zu erkennen.

Nach den Wochenenden komme an manchen Stellen viel Rost aus den Leitungen, das zeige, dass diese „erheblich korrodiert“ seien. Durch Zwangsspülungen sorge man aber dafür, dass die Wasserqualität  immer in Ordnung sei, erwiderte Krause. Die Kosten für den Austausch der Rohre bezifferte Maurer auf  800.000 bis 900.000 Euro.

Weitere Wünsche der Schule seien zwei zusätzliche Aufenthaltsräume und ein frischer Anstrich aller Klassenzimmer, berichtete Krause. Die Stadt wolle ein Notstromaggregat für die städtische Datenzentrale im Keller. In weiterer Zukunft könne man für Krisenfälle das gesamte Gebäude autark machen.

Der  gegenwärtige Bauabschnitt, für den Schramberg einen dicken Zuschuss bekommt, wird etwa vier Millionen Euro kosten. Wegen der Coronapandemie gebe es ein Jahr Verlängerung zum Abarbeiten, doch Krause will bis Ende 22 fertig sein.

„Haben Sie eine zweite Schule, in der Sie 40 Klassenzimmer bereitstellen können?“

Weshalb man erst jetzt mit all den Arbeiten komme, wollten einige Ausschussmitglieder wissen. Ob unter den Fußböden  vielleicht noch Asbest schlummere, fragte Jürgen Reuter („Aktive Bürger“). Man habe all die Bereiche auf Schadstoffe überprüft, bei denen klar war, „da gehen wir dran“, so Krause. Dass man „scheibchenweise“ vorgehe, wie Emil Rode (Freie Liste) monierte, habe einfach damit zu tun, dass man seit etwa 20 Jahren im Gymnasium arbeite. Fachräume seien erneuert worden, die Mensa gebaut, die Toiletten saniert.

Reuter war „erschüttert, unter welchen Bedingungen meine Kinder hier unterrichtet werden“.  Er mokierte sich, seine Kinder säßen noch auf denselben Stühlen wie er vor 40 Jahren. Man hätte am Anfang das gesamte Gebäude entkernen und frisch aufbauen sollen, war Reuter überzeugt. Architekt Hess entgegnete, aus Planersicht wäre das sicher ideal. „Aber haben Sie eine zweite Schule, in der Sie 40 Klassenzimmer bereitstellen können?“  Es bleibe dem Bauherrn Stadt ja gar nichts anderes übrig, als das Gebäude Schritt für Schritt zu sanieren.

Diskussion im Treppenhaus.

Krause versicherte, die Arbeiten liefen so erträglich als möglich, damit der Unterricht einigermaßen ungestört stattfinden kann.

Oberbürgermeisterin Eisenlohr betonte die Stadt erneuere kontinuierlich, aber es sei eben nicht unendlich viel Geld für alles da. Auf Reuters Frage, wann die Schule keine Baustelle mehr sei, meinte Krause, er schätze, dass man noch vier bis fünf Jahre dran sei. Das hänge natürlich auch von den Finanzen ab, und: „Wenn wir fertig sind, fängt es in Teilbereichen wieder von vorne an.“

Lüftung oder lüften?

Im Biologiesaal beschrieben Krause und Maurer die Leitungsprobleme. Sie kamen aber auch auf die Lüftung in Coronazeiten zu sprechen. Nicht  erst seit Corona würden Fachbehörden empfehlen, in Schulen Lüftungsanlagen einzubauen. Das, so Maurer, habe mit dem CO2-Gehalt in der Luft zu tun. Steige die CO2 Konzentration, lasse die Kinderkonzentration nach. Dank dichter Fenster gebe es kaum Luftaustausch, es sei denn es wird regelmäßig gelüftet. Das  sei dann mit großen Energieverlusten verbunden. „Wir empfehlen deshalb dringend eine Schulentlüftung.“

Im Biosaal.

Fachplaner Wetzel wies auf Fördertöpfe hin, die es gegenwärtig gebe. Bei einer dezentralen Lüftung stünden in jedem Klassenzimmer schrankgroße Kästen, die von draußen Frischluft ansaugen und über einen Wärmetauscher mit der Raumluft  erwärmen. Die Wärme werde so zu etwa 90 Prozent erhalten, so Maurer. Er schätzt die Kosten für das Gymnasium auf etwa 1,4 Millionen Euro.

OB Eisenlohr gab zu bedenken, dass dann auch alle anderen Schulen das fordern könnten. Auch zu bedenken seien die Folgekosten, fand ein Ausschussmitglied. Doch die – 300 bis 500 Euro je Anlage pro Jahr – seien deutlich geringer als die eingesparten Energiekosten, wenn das Lüften entfällt, versicherte Maurer. Er betonte,  die Lüftungsanlagen müssten nicht unbedingt jetzt gleich eingebaut werden.

 

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