An der Hardtstraße in Sulgen lässt ein Investor derzeit ein altes Gebäude abreißen. Auf dem Grundstück gegenüber der St. Laurentiuskirche sind zwei Mehrfamilienhäuser mit je sieben Wohnungen geplant.
Das ältere Gebäude, eine ehemalige Schreinerei und spätere Getränkehandlung, stand bereits seit längerem leer. Nun baut die Firma Emcon aus Sulgen zwei Gebäude „mit hochwertigen und gut geschnittenen 3,5 und 4,5 Zimmer-Wohnungen“, wie auf der Homepage der Firma nachzulesen ist.
Die Wohnungen sind zwischen 91 und 166 Quadratmeter groß und kosten zwischen etwa 308.000 und 615.000 Euro. Die Fertigstellung sei für Herbst oder Ende 2021 geplant. Die Bauten ähneln stark den Mehrfamilienhäusern im Neubaugebiet Schoren an der Panoramastraße.
Haus mit Geschichte
Hubert Haas erinnert sich noch gut an Josef Reuter, den „Schreiner-Reuter“, der auf dem Sulgen ein „positiver Begriff“ war. Er hat vermutlich das Haus zu Beginn des 20. Jahrhunderts bauen lassen. „Seine Schreinerwerkstatt war über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt“, hieß es in einem Nachruf 1957. Und weiter: „Solides handwerkliches Können und väterliche Fürsorge machten ihn zu einem erfolgreichen Lehrmeister.“
Sein Sohn Franz war Kolpingmitglied. Bei der Bischofsverteidigung 1938 in Heiligenbronn half er den in der Nazizeit geächteten und verfolgten Rottenburger Bischof Joannes Baptista Sproll in Heiligenbronn gegen die SA zu schützen, weiß Haas. „Er ist danach ganz schnell nach Hause gerannt, und schon paar Minuten später stand die Gestapo vor seiner Tür.“ Franz ist wahrscheinlich in der Schlacht um Stalingrad gefallen.
Stadtarchivar Carsten Kohlmann hat im Einwohnerbuch recherchiert, dass Reuter noch zwei Nachfolger hatte: Willi Broghammer und Georg Müller. Zuletzt befand sich die Getränkehandlung Kania in dem Gebäude.