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    NRWZ.deSchrambergGewerbegebiet Madenwald: Es dauert

    Fragen an Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr

    Gewerbegebiet Madenwald: Es dauert

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    „Schramberg fehlen Gewerbegebiete.“ „Wir haben fast keine Flächen.“ So oder ähnlich hört man regelmäßig die Klagen von Wirtschaftsförderer oder Unternehmen. Und das, obwohl seit Sommer 2020 ein Gewerbegebiet fix und fertig erschlossen ist: Der Madenwald in Sulgen. Warum in dem seit 2016 geplanten Gebiet bis heute außer einem geparkten Lastzug noch nichts steht, hat die NRWZ die Stadtverwaltung gefragt.

    Schramberg. Begonnen hatte das Ganze im Jahr 2016. Damals hatte sich der Ausschuss für Umwelt und Technik mit einem Bebauungsplanvorentwurf für das Gebiet, das unmittelbar an ein bestehendes Gewerbegebiet angrenzt, befasst. In erster Linie sollten hier kleinere Gewerbeeinheiten, speziell für Handwerksbetriebe und Dienstleister entstehen, hieß es damals.

    Langer Vorlauf mit Prozess

    Dabei wollten die Stadtplaner bereits vorhandene Erschließungseinrichtungen nutzen und lediglich erweitern, nämlich über eine Verlängerung der Max-Planck-Straße im Süden um weitere etwa 130 Meter in Richtung Norden.

    Der große Vorteil, die Grundstücke gehörten zu einem Gutteil der Stadt. Der Nachteil, sie waren an eine Gärtnerei verpachtet. Und Gärtner Norbert Längle klagte gegen die Stadt, weil diese ihm den regulär nach zwölf Jahren auslaufenden Pachtvertrag nicht verlängert hatte.

    Schließlich schloss der damalige Oberbürgermeister Thomas Herzog einen Vergleich mit dem Gärtner. Längle konnte bis Mitte  2018 bleiben. Danach wurden die Gebäude abgerissen, der Bebauungsplan beschlossen. Im November 2019 hat die neue Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr den ersten Spatenstich für die Erschließung vorgenommen.

    Öd und leer, das seit dreieinhalb Jahren voll erschlossene Gewerbegebiet Madenwald. Foto: him

    OB Dorothee Eisenlohr: Rücksicht auf schwierige Lage der Unternehmen

    Ein dreiviertel Jahr später, im Sommer 2020 war die Erschließung abgeschlossen.  Aber seit dreieinhalb Jahren ist dort nichts passiert. Die NRWZ hat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr befragt:

    Warum ist bis heute in diesem Gewerbegebiet noch keine Betriebsansiedlung erfolgt?

    Dorothee Eisenlohr: Im Gebiet Sulgen-Ost sind bis auf ein Grundstück alle Grundstücke an interessierte Betriebe verkauft. Den Betrieben wurde und wird in den Kaufverträgen eine Frist von fünf Jahren ab Datum des Kaufvertrags eingeräumt, bis zu der sie ihr gewerbliches Objekt fertiggestellt haben müssen. Diese wird auch benötigt um die finale Planung mit Raumplan, Bauantragsstellung und Einholung von Angeboten für Bau- und Finanzierung durchführen zu können. Wird innerhalb dieses Zeitraums das Grundstück nicht wie vertraglich vereinbart genutzt, so steht der Stadt ein Rückkaufsrecht zu. Mit dieser großzügigen Frist zur Bebauung kommt die Stadt den Betrieben in der aktuell schwierigen Bau- und Finanzierungssituation entgegen und nimmt von städtischer Seite den Druck aus den für die Betriebe in der Regel großen Vorhaben.

    Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Foto: him

    Wie viele Ansiedlungswünsche liegen der Stadt vor?

    Aktuell liegt eine zweistellige Anzahl von Ansiedlungsanfragen vor, die natürlich von ihren Flächenanforderungen oder Standortwünschen nicht alle ins Gebiet Sulgen-Ost passen. Hier schauen wir auch nach einer Unterbringung in anderen Gewerbegebieten zum Beispiel Webertal III, IKGI oder Hirtenwald. Nach wie vor übersteigt die Nachfrage das Angebot, weshalb wir bei der Stadt Schramberg weiterhin an der Ausweisung neuer Gewerbegebiete arbeiten.

    Welche Branchen sind im Madenwald vertreten?

    Derzeit sind Grundstücke an Betriebe aus den Branchen Handwerk und Dienstleistungen veräußert.

    Gibt es bereits Bauanträge?

    Ein Bauantrag ist im November 2023 für den angefragten Bebauungsplan-Bereich eingegangen.

    Bis wann soll dieser bearbeitet sein?

    Bauanträge können abschließend bearbeitet werden, wenn sie vollständig bei der Baurechtsbehörde eingegangen sind. Die Bearbeitung soll dann innerhalb der Fristen der Landesbauordnung Baden-Württemberg erfolgen. Bei Bauanträgen im „Vollverfahren“ sind dies rund drei Monate.

    Wann ist damit zu rechnen, dass das Gewerbegebiet Madenwald tatsächlich genutzt wird?

    Das hängt von den Betrieben ab, die sich ansiedeln möchten. Wir gehen davon aus, dass die Objekte fristgerecht fertiggestellt werden, also innerhalb der von uns eingeräumten fünf Jahre.

     Wie hoch waren die Grundstücks- und Erschließungskosten für das neue Gewerbegebiet?

    Die Gesamtkosten lagen bei rund zwei Millionen Euro. Diese werden eins zu eins über die Verkaufspreise refinanziert.

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    1 Kommentar

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    Schmid Wolfgang
    Schmid Wolfgang
    11 Monate her

    Es wurden eben nicht wie versprochen ca 15 – 20 Kleinbetriebe berücksichtigt, sondern 3 Investoren. Allen Anderen wurde abgesagt. Auch denen die sofort gebaut hätten

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    „Schramberg fehlen Gewerbegebiete.“ „Wir haben fast keine Flächen.“ So oder ähnlich hört man regelmäßig die Klagen von Wirtschaftsförderer oder Unternehmen. Und das, obwohl seit Sommer 2020 ein Gewerbegebiet fix und fertig erschlossen ist: Der Madenwald in Sulgen. Warum in dem seit 2016 geplanten Gebiet bis heute außer einem geparkten Lastzug noch nichts steht, hat die NRWZ die Stadtverwaltung gefragt.

    Schramberg. Begonnen hatte das Ganze im Jahr 2016. Damals hatte sich der Ausschuss für Umwelt und Technik mit einem Bebauungsplanvorentwurf für das Gebiet, das unmittelbar an ein bestehendes Gewerbegebiet angrenzt, befasst. In erster Linie sollten hier kleinere Gewerbeeinheiten, speziell für Handwerksbetriebe und Dienstleister entstehen, hieß es damals.

    Langer Vorlauf mit Prozess

    Dabei wollten die Stadtplaner bereits vorhandene Erschließungseinrichtungen nutzen und lediglich erweitern, nämlich über eine Verlängerung der Max-Planck-Straße im Süden um weitere etwa 130 Meter in Richtung Norden.

    Der große Vorteil, die Grundstücke gehörten zu einem Gutteil der Stadt. Der Nachteil, sie waren an eine Gärtnerei verpachtet. Und Gärtner Norbert Längle klagte gegen die Stadt, weil diese ihm den regulär nach zwölf Jahren auslaufenden Pachtvertrag nicht verlängert hatte.

    Schließlich schloss der damalige Oberbürgermeister Thomas Herzog einen Vergleich mit dem Gärtner. Längle konnte bis Mitte  2018 bleiben. Danach wurden die Gebäude abgerissen, der Bebauungsplan beschlossen. Im November 2019 hat die neue Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr den ersten Spatenstich für die Erschließung vorgenommen.

    Öd und leer, das seit dreieinhalb Jahren voll erschlossene Gewerbegebiet Madenwald. Foto: him

    OB Dorothee Eisenlohr: Rücksicht auf schwierige Lage der Unternehmen

    Ein dreiviertel Jahr später, im Sommer 2020 war die Erschließung abgeschlossen.  Aber seit dreieinhalb Jahren ist dort nichts passiert. Die NRWZ hat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr befragt:

    Warum ist bis heute in diesem Gewerbegebiet noch keine Betriebsansiedlung erfolgt?

    Dorothee Eisenlohr: Im Gebiet Sulgen-Ost sind bis auf ein Grundstück alle Grundstücke an interessierte Betriebe verkauft. Den Betrieben wurde und wird in den Kaufverträgen eine Frist von fünf Jahren ab Datum des Kaufvertrags eingeräumt, bis zu der sie ihr gewerbliches Objekt fertiggestellt haben müssen. Diese wird auch benötigt um die finale Planung mit Raumplan, Bauantragsstellung und Einholung von Angeboten für Bau- und Finanzierung durchführen zu können. Wird innerhalb dieses Zeitraums das Grundstück nicht wie vertraglich vereinbart genutzt, so steht der Stadt ein Rückkaufsrecht zu. Mit dieser großzügigen Frist zur Bebauung kommt die Stadt den Betrieben in der aktuell schwierigen Bau- und Finanzierungssituation entgegen und nimmt von städtischer Seite den Druck aus den für die Betriebe in der Regel großen Vorhaben.

    Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Foto: him

    Wie viele Ansiedlungswünsche liegen der Stadt vor?

    Aktuell liegt eine zweistellige Anzahl von Ansiedlungsanfragen vor, die natürlich von ihren Flächenanforderungen oder Standortwünschen nicht alle ins Gebiet Sulgen-Ost passen. Hier schauen wir auch nach einer Unterbringung in anderen Gewerbegebieten zum Beispiel Webertal III, IKGI oder Hirtenwald. Nach wie vor übersteigt die Nachfrage das Angebot, weshalb wir bei der Stadt Schramberg weiterhin an der Ausweisung neuer Gewerbegebiete arbeiten.

    Welche Branchen sind im Madenwald vertreten?

    Derzeit sind Grundstücke an Betriebe aus den Branchen Handwerk und Dienstleistungen veräußert.

    Gibt es bereits Bauanträge?

    Ein Bauantrag ist im November 2023 für den angefragten Bebauungsplan-Bereich eingegangen.

    Bis wann soll dieser bearbeitet sein?

    Bauanträge können abschließend bearbeitet werden, wenn sie vollständig bei der Baurechtsbehörde eingegangen sind. Die Bearbeitung soll dann innerhalb der Fristen der Landesbauordnung Baden-Württemberg erfolgen. Bei Bauanträgen im „Vollverfahren“ sind dies rund drei Monate.

    Wann ist damit zu rechnen, dass das Gewerbegebiet Madenwald tatsächlich genutzt wird?

    Das hängt von den Betrieben ab, die sich ansiedeln möchten. Wir gehen davon aus, dass die Objekte fristgerecht fertiggestellt werden, also innerhalb der von uns eingeräumten fünf Jahre.

     Wie hoch waren die Grundstücks- und Erschließungskosten für das neue Gewerbegebiet?

    Die Gesamtkosten lagen bei rund zwei Millionen Euro. Diese werden eins zu eins über die Verkaufspreise refinanziert.

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