Zum alljährlichen Sommerempfang hatte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr geladen – und etwa 400 geladene Gäste strömten in den Park der Zeiten. Musikalisch umrahmt vom Steffi Flaig Trio und dem Musikverein Frohsinn zog Eisenlohr eine Bilanz des vergangenen Jahres und berichtete ausführlich über die anstehenden Aufgaben für Gemeinderat und Verwaltung.
Schramberg. Drei Themenbereiche wolle sie näher beleuchten, kündigte sie nach einer ausgiebigen Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste an: Das soziale Miteinander, die Stärkung der Wirtschaft und den Klimawandel.
Soziales Miteinander
Beim sozialen Miteinander erinnerte sie an den Markt der Kulturen am vergangenen Samstag, „eine meiner Lieblingsveranstaltungen“. Es sei schön, die Vielfalt der Kulturen in Schramberg zu erleben.
Detailliert schilderte sie die frühkindliche Erziehung, nannte die Träger aller sechzehn Schramberger Kitas, erwähnte die Probleme beim Umbau der Kirchplatzschule bis hin zu den nicht oder schlecht gelieferten Fenstern am Don-Bosco-Kindergaren. Nicht unerwähnt blieben auch zwei neue Spielgruppen im Feuerwehrgerätehaus und Kindergarten Oberreute.
Ähnlich detailliert beschrieb die Oberbürgermeisterin die anstehenden Aufgaben wegen der Ganztagsbetreuung an den Grundschulen und bedauerte, dass sie heute noch „kein klares Bild und keinen Fahrplan“ nennen könne.
Die Sportvereine seien an einem Sportstättenentwicklungsplan beteiligt. Der SV Waldmössingen bekomme einen Zuschuss, die Halle in Tennenbronn befinde sich in Planungsphase 5. Das Jugendhaus JHB 19 in der ehemaligen Villa Schweizer sei im Betrieb. Die Falkensteiner Kapelle, Gut Berneck Szene64 und Kulturbesen, nichts blieb außen vor. Auch für die Villa Junghans sei „ein gewisser Fortschritt“ zu erkennen. Bis 2026 sei ein neuer Start für die Gastronomie dort möglich, kündigte Eisenlohr an.
Zur Unterbringung Geflüchteter suche die Verwaltung weiter Wohnungen außerhalb der Talstadt.
Wirtschaft fördern
Ähnlich ausführlich behandelte Eisenlohr den Wirtschaftsblock: „Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Unternehmen bei uns wohlfühlen“, betonte sie mit Blick auf die Gewerbesteuer. Dazu solle das neue Programm „Make it in Schramberg“ dienen. Ein erstes Projekt sei der KI-Workshop, weitere das Schramberger Unternehmer Vesper und das Azubi-Speeddating.
Die Popupstores erwähnte sie wie die Schaffung von Wohnraum auf der Planie, im Schönblick und an der Rochus-Merz-Straße. „Wir wollen auch prüfen, ob die Schramberger Wohnungsbaugesellschaft wieder aktiv bauen kann“, kündigte sie an.
Beim ehemaligen Krankenhaus sei zwar ein tolles Konzept mit Hotel entwickelt worden, „aber leider haben wir keinen Investor“. Das Bauen auf der „grünen Wiese“ werde schwieriger, weil der Bund und das Land auf die Innenverdichtung setzen, um den Flächenverbrauch zu reduzieren.
Artenschutz-Übertreibungen
Sie sei ja sehr für Umwelt und Artenschutz, aber weshalb für den lange abgebrannten Halden-Hof nun zum Ausgleich Nistkästen für Fledermäuse an ganz anderer stelle angebracht werden müssen, verstehe sie nicht. Ein anderes Beispiel: Bei der Renaturierung eines Grabens habe die Stadt Bäume gepflanzt. Die seien gewachsen. Nun fürchte die Umweltbehörde, eine Lerche in der Nähe könne sich gestört fühlen. Die Bäume mussten wieder weg.
Sie forderte, der Gesetzgeber in Bund und Land solle doch die Kommunen vor Verabschiedung von Gesetzen anhören, „um gemeinsam Lösungen zu finden, bevor man in Hochglanzbroschüren das neue Gesetz feiert“.
Sie erwähnte die Tourismusförderung, für die ein neues Konzept in Arbeit sei, die acht neuen Wohnmobilstellplätze an der H.A.U. und den Beitritt zu einem Römerstraßenverein.
Klimawandel begegnen
Mit Blick auf die Uhr versuchte Eisenlohr das Kapitel Klimawandel abzukürzen, blieb dann aber doch ausführlich beim Verkehrssektor, der ÖPNV-Förderung, dem Ein-Euro-Ticket, dem Bürger- und dem Bäderbus.
Sie vergaß nicht die barrierefreien Bushaltestellen zu erwähnen, bedauerte, dass der Radweg auf dem künftigen Kanal durchs Berneck Tal nicht bezuschusst werde und kündigte einen Zebrastreifen beim Edeka in Sulgen und einen in Waldmössingen an. Die künftigen Tempo 30 Zonen wegen des Lärmschutzes hat sie ebenfalls genannt.
Sie erwähnte die Talumfahrung, die Osttangente Sulgen und eine mögliche Umfahrung für Waldmössingen. Sie lobte den Radwegbau nach Mariazell, vergaß nicht den Forstweg nach Sulgen, der noch einen feineren Belag bekommen soll. Der Radweg an der Steige hinauf sei in Planung und werde mit bis zu 90 Prozent gefördert.
Zum Klimaschutz erinnerte sie an den Hitzeschutz in der Innenstadt mit neuen Plätzen. Die Renaturierung der Schiltach hänge noch an Grundstücksgeschäften. In Neubaugebieten kämen Regenrückhaltebecken zum Einsatz. Sie lobte den Katastrophenschutz und fand schließlich mit dem Feuerwehrbedarfsplan einen Schlusspunkt für ihre Rede.
Drei-Gänge-Menu des Frohsinn
Die Musikerinnen und Musiker aus Tennenbronn servierten als Dessert ein Potpourri aus Kult-Hits der80er Jahre. Eingangs gab es unter der Leitung von Vizedirigent Niklas Broghammer als “Gruß aus der Küche“ den Marsch „Mein schönes Tennenbronn“.
Der Musikverein Frohsinn feiert heuer sein 140-jähriges Bestehen, daher hatte er die Einladung erhalten, den Sommerempfang zu bereichern. Als Hauptgang hatten die Musiker Filmmusik aus dem Film Exodus serviert.
Nach Rede und Musik gab es sozusagen als Espresso die Poetry-Slammerin Jasmin Hettich. Ihr Loblied auf Schramberg enthielt die Worte: „Du bist nicht perfekt, aber du bist ein Ort, an dem man sich wohlfühlt.“ Wie wahr.
Trotz EM-Eröffnungsspiel hielt es etliche der 400 Gäste noch bis weit nach Anpfiff. Bestens umsorgt von den freundlichen Azubis der Stadtverwaltung, den Kolleginnen und Kollegen von der Stadt und vom Caterer Kappey.