Generationswechsel an der Spitze der MS Schramberg
Heimo Hübner tritt Ende des Jahres kürzer / Multi-Krisen machen zu schaffen

Die Schramberger Magnetfabrik, heute MS Schramberg genannt, hat seit Jahresanfang eine neue Geschäftsführung. Der langjährige Chef Heimo Hübner wird diese Aufgabe zum Jahresende an Michael Dein und Volker Patz übergeben, bis dahin bleibt er Vorsitzender der Geschäftsführung. Die beiden Nachfolger sind schon seit vielen Jahren bei der MS in verschiedenen Leitungsfunktionen aktiv.
Schramberg. Die beiden neuen Geschäftsführer sind überzeugt, dass das Familienunternehmen „auch in schwierigen Zeiten erfolgreich sein“ kann, wie Dein versichert. Der Standort Deutschland sei derzeit ein „schwieriges Umfeld“. Patz ergänzt, auch er glaube an das Unternehmen und dessen Produkte. Man sei zwar zu 70 Prozent von der Automobilindustrie abhängig. Aber sowohl bei Verbrennern als auch E-Autos würden Produkte von MS-Schramberg gebraucht.

Krisen sind angekommen
Dennoch macht sich die Krise der Weltwirtschaft und besonders bei der Automobilindustrie auch bei MS-Schramberg bemerkbar. Die Produktion am Standort Schramberg sei geprägt gewesen durch „extrem hohe Stückzahlen und einen extrem hohen Automatisierungsgrad“, so Dein. Der Höhepunkt sei 2018 gewesen. Seither seien die Zahlen rückläufig, bestätigt Hübner. Danach kam eine Krise nach der anderen: Corona, Halbleiterkrise, Russlands Krieg gegen die Ukraine, Energiepreisexplosion.
Bei den geänderten Rahmenbedingungen gelte es, neue Lösungen zu finden, neue Branchen zu erschließen, erläutert Dein. Dabei werde man aber nicht die Stückzahlen wie beim Auto erreichen.
„Ein Projekt dreht sich um den Antrieb von Spülmaschinen“, so Dein. Ein anderes habe mit Haushaltslüftungen zu tun. In der Medizintechnik arbeite MS-Schramberg an einem Teil für eine Dialysepumpe. Klar, dass das keine Massenartikel wie Autos sind. „Darauf müssen wir uns einstellen.“ Das Unternehmen wolle andere Bereiche neben dem Auto erschließen, um dort Wachstum zu erzielen.
Neue Standorte in USA und Osteuropa
Diese Neu-Orientierung sieht auch vor, weitere Produktionsstandorte zu eröffnen. Nach dem Motto „local to local“ müssten auch die Zulieferer wie MS-Schramberg dort produzieren, wo die Kunden seien. Das werde den Standort Schramberg aber stärken, ist Dein überzeugt. Noch in diesem Jahr sollen Standorte in den USA und Osteuropa entstehen.
Die großen „Anpassungen“ bei der Mitarbeiterzahl seien im vergangenen Jahr geschehen. Da sei der Umsatz von 100 Millionen Euro auf 80 Millionen zurückgegangen, berichtet Hübner. Diese Entwicklung habe aber schon 2019 begonnen. Fachleute rechnen damit, dass man erst in etlichen Jahren, wenn überhaupt, das Niveau von 2018 wieder erreichen werde, so Hübner. „Der Anpassungsprozess ist im Wesentlichen vollzogen.“

Mitarbeiterzahl deutlich gesunken
Die Zahl der Beschäftigten liegt derzeit noch bei 460 Personen. Im Sommer 2024 sprach Hübner von 500 Beschäftigten und kündigte einen weiteren Personalabbau an. Die Zahl von 100 nannte er damals „definitiv falsch“. Erste Entlassungen gab es bereits 2020.
Vor gut zehn Jahren war der Umsatz auf 90 Millionen Euro und die Belegschaft auf 500 angestiegen.
Kurzarbeit hilft kurzfristig
Das Unternehmen hat auch Kurzarbeit angemeldet. Das helfe zwar kurzfristig. „Auf lange Frist kommen Sie aber um Strukturanpassungen nicht vorbei“, ist Hübner überzeugt. Europa wachse nicht mehr. Die Zeit, da Deutschland von hier aus die Welt beliefert habe, sei vorbei. „Wir müssen in die Regionen gehen, um wachsen zu können.“
Dein sieht weiterhin gute Chancen für Magnete, auch im Auto, unabhängig von der Antriebsart. Sensoren müssten gereinigt werden, dafür brauche es Pumpen. Lüftungsklappen werden elektrisch bedient, Heckklappen geschlossen….
Mit Innovationen punkten
Das Unternehmen müsse sich auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen. Wichtig sei, dem Wettbewerb immer einen Schritt voraus zu sein. Deshalb werde es auch Bereich geben, in denen MS Schramberg neue Leute einstellen werde. „Die Qualifikationen ändern sich“, wenn man umstrukturiere, erläutert Patz. „Wir können nur mit Innovationen punkten“, betont Seniorchef Hübner. „Dafür brauchen wir kreative, hungrige Mitarbeiter.“
MS-Schramberg bleibe ein Familienunternehmen. Als solches könne man schnell reagieren, „schneller als ein großer Tanker“, ist Patz überzeugt. In Zeiten wie diesen sei es wichtig, dass die Gesellschafter zur Firma stünden und ein langfristiges Interesse hätten, versichert Hübner. Daher sei es auch gut, intern seine Nachfolge regeln zu können.
Zur Person:
Heimo Hübner ist seit 32 Jahren als Geschäftsführer der MS-Schramberg im Unternehmen tätig. Er werde nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben am 31. Dezember aufgrund seiner „besonderen Verbundenheit weiterhin beratend zur Verfügung“ stehen.
Volker Patz ist 53 Jahre alt, arbeitet seit 2020 in verschiedenen Funktionen für die MS-Schramberg Schramberg. Er ist zuständig für die Produktion und Industrialisierung.
Michael Dein (44) ist seit 2006 bei der MS Schramberg beschäftigt. Er war Bereichsleiter im Vertrieb und Produktentwicklung und ist nun in der Geschäftsführung für diesen Bereich verantwortlich. Dein stammt aus Tennenbronn.