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    Gasthaus Kreuz: Abbruch beendet – Baustart im Spätsommer?

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    Die Abbrucharbeiten am ehemaligen Gasthaus Kreuz in Waldmössingen sind inzwischen abgeschlossen. Bevor allerdings mit dem Neubau einer Seniorenwohnanlage begonnen wird, werden noch etliche Monate ins Land ziehen. Die Planungen seien „noch nicht ganz fertig“, sagt einer, der am Bauprojekt beteiligt ist.

    „Katastrophenbaustelle“

    Das ganze Projekt scheint unter Holprigkeiten zu leiden. Zunächst hatte sich der Abbruch des Wirtshauses und aus dem späten 19. Jahrhundert um etwa ein Jahr verzögert. Dann, als endlich die Bagger angerollt waren, war nach wenigen Tagen wieder Schluss:  Polizei, Gewerbeaufsicht und Baugenossenschaft rückten Anfang März an und stellten die Abbrucharbeiten auf der –  laut internem Polizeibericht –  „Katastrophenbaustelle“ ein.

    Es sei „einiges“ nicht so gewesen, wie es sein sollte, berichtet Polizeipressesprecher Herbert Storz auf Nachfrage der NRWZ. So habe eine Gefährdungsbeurteilung gefehlt. Zwischen den Dachsparren waren Mineralfasern als Dämmstoffe verbaut. Diese hätten extra verpackt und entsorgt werden müssen, was nicht geschehen war. Ein Zeuge habe das gesehen und daraufhin die Berufsgenossenschaft Bau (BG) informiert, die dann die Kontrolle vor Ort auch veranlasst habe.

    Stillegung war berechtigt

    Die zuständige Baurechtsbehörde, das Baurechtsamt bei der Stadt Schramberg, habe den Bauherrn vorab darauf hingewiesen, was beim Abbruch des Gebäudes zu beachten sei, so Linda Niebel vom Baurechtsamt. Ansonsten sei der Abbruch genehmigungsfrei gewesen.

    Patrick Wiese aus Wildberg, dessen Mitarbeiter den Abbruch ausgeführt haben, bestätigt auf Nachfrage der NRWZ, dass nicht alles ok war. Zwei bis drei seiner Mitarbeiter hätten bei der Kontrolle keinen Schutzhelm getragen. Ja, auch ein Gefahrengutachten habe gefehlt. Und dass man Mineralfasern getrennt verpacken und entsorgen müsse, das wüssten sie schon. Asbest habe man nicht gefunden. Er bekennt: „Das Gutachten hätte man machen müssen.“

    Ende März durften die Mitarbeiter der Firma Wiese weiter machen.

    Aus Datenschutzgründen wollte sich eine Sprecherin der Berufsgenossenschaft Bau nicht konkret zum Fall in Waldmössingen äußern. Sie bestätigt der NRWZ lediglich, dass Aufsichtspersonen der BG berechtigt sind, „sofort vollziehbare Anordnungen zur Abwendung von arbeitsbedingten Gefahren für Leben und Gesundheit zu treffen“. Wenn die angeordneten Maßnahmen umgesetzt seien und arbeitsbedingte Gefahren für Leben und Gesundheit nicht länger bestünden, könnten die Arbeiten dann wieder ausgeführt werden.

    Die Sprecherin erwähnt noch, dass die BG-Mitarbeiter in erster Linie Unternehmer und deren Beschäftige beraten, „und nur dann hoheitlich einschreiten, wenn tatsächlich Gefahren bestehen“.

    Polizei prüft strafrechtliche Konsequenzen

    Das muss demnach in Waldmössingen der Fall gewesen sein. Es geht nicht nur um ein paar nicht aufgesetzte Helme, wie Polizeisprecher Storz bestätigt. Die Tuttlinger Kollegen, die sich um Gewerbe- und Umweltsachen kümmerten, ermittelten, ob auch ein Straftatbestand vorliege.

    Zuständig für den ordnungsgemäßen Ablauf der Bauarbeiten ist der Bauherr,  in diesem Fall ein Generalunternehmen. Die zuständigen Personen bei der Firma Weisenburger aus Rastatt waren telefonisch für eine Stellungnahme für die NRWZ mehrfach nicht zu erreichen.

    Gegenüber dem „Schwarzwälder Boten“ hatte eine Mitarbeiterin erklärt, es fehlten noch Baugrunduntersuchungen und es müsse ein Stück eines Bachs verlegt werden.  evor die Baugrube ausgehoben werden könne, würden noch “einige Wochen“ vergehen. Das Unternehmen Weisenburger ist nach eigenen Angaben „der führende mittelständische Generalunternehmer im Süden und Westen Deutschlands“.

    Der Schlierbach im Vordergrund muss für den Bau des Seniorenheimes etwas verlegt werden.

    Patrick Wiese, der auch den Auftrag für die Erdarbeiten erhalten hat, geht davon aus, dass es „August oder September“ werden wird, bevor er und seine Leute mit den Aushub beginnen können: „Die ganzen Pläne müssen noch durchgearbeitet werden.“

    Info:

    An die Stelle des ehemaligen Gasthauses Kreuz möchte ein Investor ein Seniorenheim mit 68 Wohneinheiten und drei Personalwohnungen sowie 16 Tagespflegeplätzen errichten. Das Elf-Millionen-Euro-Projekt sollte bereits vor einem Jahr begonnen und in diesem Sommer fertig werden.

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.