Fundtierpauschale fürs Schramberger Tierheim steigt kräftig
Stadt muss 70 Prozent mehr bezahlen

Der Tierschutzverein Schramberg erhält künftig statt gut 32.000 Euro an die 54.000 Euro von der Stadt überweisen. Der Grund: Die Fundtierpauschale steigt von bisher 1,50 Euro auf 2,50 Euro pro Einwohner. Das hat der Ausschuss für Umwelt und Technik am vergangenen Donnerstag bei einer Enthaltung beschlossen.
Schramberg. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr begründete die Erhöhung damit, dass die Stadt gesetzlich verpflichtet sei, Fundtiere aufzunehmen. Diese Aufgabe habe die Stadt dem Tierschutzverein übertragen. „Der Verein hat den bisherigen Vertrag gekündigt, weil die Pauschale nicht mehr auskömmlich ist“, berichtete Eisenlohr.
Ordnungsamtsleiterin Cornelia Penning erinnerte daran, dass die letzte Erhöhung zum 1. Januar 2018 erfolgt war. Inzwischen habe es eine deutliche Inflation gegeben, die Energie-Kosten seien gestiegen. Auch der Mindestlohn für die Beschäftigten beim Tierschutzverein habe sich deutlich erhöht. Tierarzthonorare, Tierfutter und Verbrauchsmaterial seien ebenfalls teurer geworden.

Der Erhöhung der Pauschale hätten die anderen Umlandgemeinden Schiltach, Aichhalden, Hardt und Lauterbach zugestimmt. Schenkenzell fehle noch. Seit diesem Jahr hat sich auch Dunningen dem Tierheim Schramberg angeschlossen. Schramberg sei „in der komfortablen Lage“, selbst ein Tierheim vor Ort zu haben, so Penning.
Lebhafte Debatte
Jürgen Kaupp (CDU) war sauer aufgestoßen, dass der Verein den Vertrag gekündigt und nicht zuerst das Gespräch mit der Stadt gesucht habe. Auch wollte er wissen, ob man eine Alternative habe.
Eisenlohr entgegnete, der Vereinsvorsitzende Claudio Di Simio habe bereits im September den Vertrag gekündigt. Er habe mit den Bürgermeistern der Umlandkommunen und der Stadt einen Termin gehabt. Dunningen sei vom Tierheim Rottweil nach Schramberg gewechselt.
Eine Alternative wäre das Tierheim in Rottweil, so Penning, oder auch das in Alpirsbach. In Rottweil allerdings läge die Fundtierpauschale noch höher. Sie könne die Argumentation des hiesigen Vereins „sehr gut nachvollziehen“, betonte Penning.
Kaupp hakte nach: Die Stadt habe doch vor zehn, fünfzehn Jahren dem Verein für den Ausbau des Hofs auf dem Paradiesberg „einen sehr hohen Zuschuss“ gewährt. Ob es da eine Vereinbarung gebe, dass der Tierschutzverein im Gegenzug die Schramberger Fundtiere kostenlos aufnehme. Nein, eine solche Vereinbarung gebe es nicht, versicherte Penning.
Vereinsleben?
Volker Liebermann (ÖDP) hatte sich vor gut zwölf Jahren vehement für das Tierheim am Paradiesberg eingesetzt. Er wunderte sich, dass er seit fünf Jahren keine Einladung zu Mitgliederversammlungen mehr erhalten habe. Er glaube, es hätten keine Sitzungen, keine Versammlungen stattgefunden. Das habe er auch von anderen Mitgliedern gehört. Auch habe es wohl Reibereien gegeben. „Es würde mich interessieren, wie es da oben aussieht.“
Über solche Vereinsinterna wisse sie nichts, so Penning. Sie sei aber sicher, dass der Verein Besucher willkommen heißen werde.
Mirko Witkowski (SPD-Buntspecht) erinnerte daran, dass die Stadt diese Pflichtaufgabe an den Verein delegiert habe, und man mit dem Betrag günstiger als in Rottweil fahre. Seit Di Simio den Vorsitz habe, sei der Verein „in ruhigeres Fahrwasser“ gekommen. Damals habe man die Listen durchgeschaut, „wo sind unsere Mitglieder“.

Nur Katzen im Tierheim
Michael Melvin (CDU) erzählte, dass der Verein nur Fundkatzen aufnehme, keine Hunde. Er wollte wissen, wie viele Katzen der Verein pro Jahr aufnehme und was mit Hunden geschehe. Im Zusammenhang mit der Haushaltskonsolidierung müsse man auch an solche Kosten denken.
Eisenlohr widersprach: Es handle sich um eine Pflichtaufgabe, keine Freiwiligkeitsleistung. Im Zusammenhang mit der Vertragskündigung habe die Bürgermeisterrunde viele Fragen gestellt. Ein Kollege habe auch die Bücher des Vereins intensiv geprüft. Der Verein müsse zur Versorgung der Katzen rund um die Uhr zwei Tierpflegerinnen in Vollzeit und eine Teilzeitkraft beschäftigen.
Laut Penning nehme der Verein durchaus auch Hunde auf. Diese würden aber privat und nicht im Tierheim untergebracht. Im Jahr 2023 habe der Verein allein aus Schramberg etwa 120 Katzen aufgenommen. Es landeten aber auch Bussarde, Kaninchen, Schildkröten, Wellensittiche, eine Wachtel und auch schon mal ein verletzter Storch im Tierheim.
Rapp: „Horrende Summe“
Oskar Rapp (Freie/Neue Liste) meinte, durch die zusätzlichen Einnahmen aus Dunningen dürften die Pauschalen nicht um 70 Prozent steigen. Für die Anzahl der aufzunehmenden Tiere sie es eine „horrende Summe“, die die Stadt berappen müsse.
Eisenlohr berichtete, der Verein habe noch „wesentlich mehr“ gefordert. Er sei erst auf den Hinweis zu Dunningen etwas runter gegangen. Die Fundtierversorgung habe mit den anderen Vereinszielen nichts zu tun. Spenden, Erbschaften und Mitgliedsbeiträge wolle der Verein einsetzen, um das „steckengebliebene Bauvorhaben“ voran zu bringen. Seit vielen Jahren sind der ursprünglich geplante Ausbau des Obergeschosses noch nicht abgeschlossen.

Bei Enthaltung von Oskar Rapp beschloss der Ausschuss, die überplanmäßigen Ausgaben von 31.500 Euro zu bewilligen.
Di Simio: Letzte Mitgliederversammlung im Juni 2022
Auf Nachfrage der NRWZ hat es der Vereinsvorsitzende Di Simio bedauert, dass er an der Ausschusssitzung nicht habe teilnehmen können. Sonst hätte er sicher einige Fragen direkt beantworten können.
Zum Thema Mitgliederversammlung schreibt er: „Unsere letzte Mitgliederversammlung fand am 22. 6. 2022 statt.“ Dabei hätten die Mitglieder sämtliche Ämter neu für die Dauer von vier Jahren gewählt. „Wir haben dazu schriftlich per Post alle Mitglieder direkt angeschrieben und eingeladen.“ Bis auf vereinzelte Rückläufer, die es immer mal wieder gebe, weil Empfänger verzogen oder unbekannt seien, habe er „keine Kenntnis davon, dass Einladungen nicht ankommen“.
Er werde demnächst versuchen, den Ausschuss oder interessierte Ratsmitglieder mal wieder ins Tierheim einzuladen. „Der letzte Besuch ist schon eine Weile her und war Anfang 2018.“