SCHRAMBERG – Die „Fruchtbären-Stube“ an der Berneckstraße hat vor einigen Tagen geschlossen. Schon im Februar hatte die NRWZ berichtet, dass die Stadt den bisherigen Pachtvertrag für den Pavillon wegen der Erweiterungspläne der Berneckschule fristgerecht auf Ende Juni gekündigt hatte. In einer Tageszeitung erschien am 23. Juni ein Artikel, in dem die Betreiber der „Fruchtbären-Stube“ der Stadtverwaltung mehrere Vorwürfe gemacht haben. Die NRWZ hat bei der Stadt nachgehakt.
Im Artikel heißt es, die Stadt habe mit der Begründung gekündigt, „da Schulcontainer auf den Berneckparkplatz sollen, wodurch Parkplätze wegfallen, für die ein Ersatz her muss“. Dazu holt die Sprecherin der Stadt, Susanne Gorgs-Mager, etwas weiter aus. Sie erinnert daran, dass das gesamte Gebiet zwischen Weihergasse und Heilig-Geist-Kirche „die größte zusammenhängende Entwicklungsfläche in städtischem Besitz in der Talstadt“ sei.
Interimsnutzung
Nachdem 1980 die ehemaligen Gebäude der Firma Schweizer dort abgerissen worden seien, habe die Stadt für eine „Interimsnutzung“ der noch verbliebenen Gebäude zeitlich begrenzte Mietverträge zu sehr günstigen Konditionen geschlossen. Dass die Verträge zeitlich begrenzt seien, hätten die Pächter von Anfang an gewusst.
Seit der Entscheidung für einen Schulcampus im Frühjahr 2018 sei klar gewesen, dass auch für die Berneckschule eine schnelle Lösung gefunden werden muss. Deshalb habe die Stadt die Mietverträge der Gebäude Weihergasse 10 (City-Autohaus) und Berneckstraße 21 (Fruchtbärenstube) fristgerecht gekündigt.
Ausweichräume für die Berneckschule
Mitte April hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, auf dem Schweizer-Areal für die Berneckschule ein Schulgebäude in Modulbauweise mit sieben Klassenzimmern zu bauen, das bis spätestens Februar 2020 bezugsfertig sein soll. Weil die Stadt rechtzeitig gekündigt habe, sei „die Umorganisation der Fläche und der Bau der Schulerweiterung terminlich möglich“, so Gorgs-Mager. Das Gebäude Berneckstraße 21 soll bereits ab dem kommenden Schuljahr, also ab September 2019, für die Berneckschule als „schulische Ausweichräumlichkeit genutzt werden“.
Die bisherigen Betreiber beklagen, sie bekämen von der Stadtverwaltung „nur Prügel in den Weg gelegt“. Man habe ihnen zwar zugesagt, sie bei der Suche nach einer neuen Bleibe zu unterstützen. Das sei auch geschehen, so habe die Stadt unter anderem das ehemalige Fotogeschäft Löffler vorgeschlagen. Da hätten sie fünf Jahre arbeiten müssen, bis sich die Neueinrichtung bezahlt gemacht hätte.
„Sehr günstige Mietkonditionen“
Gorgs-Mager weist darauf hin, dass „von Seiten der Stadt, Eigenbetrieb Wirtschaftsförderung mit der fristgerechten Kündigung Alternativstandorte, attraktiv und zentral gelegen, angeboten“ wurden. Leider hätten diese nicht den Vorstellungen der Mieter entsprochen. Möglicherweise weil sie für das Gebäude der Stadt bislang „sehr günstige Mietkonditionen erhalten“ hatten, die auf dem freien Markt nicht zu bekommen sind.
Weiter werfen die beiden Ex-Mieter der Stadtverwaltung vor, ihren Hähnchengrillwagen beim Schramberger Wochenmarkt „geradezu verjagt“ zu haben. An der Zufahrt zum Marktplatz habe die Stadt einen Blumenkübel aufgestellt, „sodass sie mit ihrem Wagen nicht mehr hineinkamen“. Sie hätten angefragt, ob dieser nicht einen Meter versetzt werden könnte, doch da habe „die Stadt kein Pardon“ gekannt, der Kübel sei geblieben.
Hähnchenbraterei auf dem Wochenmarkt
Aus Sicht der Stadt sieht es anders aus. Der Hähnchenwagen stand auf dem hinteren Rathausplatz zunächst an der Ecke Rathaus/Schillerstraße. Wegen der damals neuen Pflanzkübel war das Aufstellen des Hähnchenwagens etwas schwieriger geworden, so Gorgs-Mager.
Es hätte schon früh morgens vor dem Aufbau der anderen Marktstände erfolgen müssen. Dies sei für die Hähnchenbraterei aber nicht möglich gewesen. Andererseits wäre das Versetzen der Pflanzkübel mit einem Gabelstapler jeden Samstag „für die Stadt unverhältnismäßig und mit hohen Kosten verbunden“.
Deshalb habe man einen neuen Standort gesucht, nämlich gegenüber dem Rathaus vor dem Gebäude der Kreissparkasse. Weil sich Anlieger wegen Geruchsbelästigung beschwerten, suchte die Stadt einen anderen Standort und fand ihn nördlich des Fontänenfelds. Diesen Standort habe der Hähnchenbrater „nach einmaliger Nutzung nicht für gut befunden“ und entschieden, „nicht mehr am Wochenmarkt teilzunehmen“.