Feurenmoos: Die Stadtwerke Tübingen antworten den Kritikern
Gemeinderat diskutiert über Stellungnahme
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Die geplanten fünf Windkraftanlagen im Feurenmoos erregen die Gemüter. In der Lokalzeitung häufen sich kritische Stimmen und werden Bedenken gegen die Pläne geäußert. Dieser Tage endete die Widerspruchsfrist für Anwohner gegen die Ausweisung der Fläche als Vorranggebiet durch den Regionalverband. Die Kommune hat noch Zeit bis zum 14. April.
Schramberg. Am Donnerstag, 20. Februar berät der Rat über eine Stellungnahme. Zum Feurenmoos erinnert die Verwaltung daran, dass in einem Großteil der Flächen sich „Bereiche mit hoher Bodenfunktion“ befänden. Die Sensibilität dieser Flächen müsse im weiteren Verfahren „vollumfänglich berücksichtigt werden“. Aus der Bevölkerung würden dazu „massive Bedenken geäußert“.
Weil neben dem Verfahren des Regionalverbands bereits die Stadtwerke Tübingen mit dem Grundbesitzer über fünf Anlagen eine Vereinbarung geschlossen haben, werden die beiden Themen oft vermischt. Für die fünf möglichen Anlagen liefe in jedem Fall noch ein eigenes Baugenehmigungsverfahren beim Landratsamt.
Im Vorfeld der Stellungnahme durch die Stadt hat sich ein Anlieger aus Sulgen mit einem umfangreichen Papier gegen den Bau von fünf Windkraftanlagen im Feurenmoos gewandt. Die NRWZ hat die wesentlichen Punkte aus dem 20-seitigen Papier zu Fragen zusammengefasst und die Stadtwerke Tübingen (swt) gebeten, diese zu beantworten. Wir veröffentlichen die Fragen und die teils sehr ausführlichen Antworten vollständig mit allen Quellenangaben und Links, damit sich unsere Leserinnen und Leser ein Bild machen können.
Schutzgut Boden
Der Anlieger beschreibt das Feurenmoos als „ein einzigartiges, sensibles und überaus schützenswertes Waldgebiet“. Das Gebiet speise eine „Vielzahl von Quellen“. Schließlich führe der Bau und der Betrieb der Anlagen zur Bodenversiegelung.
Frage: Trifft es zu, dass die Fläche von 26.320 Quadratmetern für die fünf WEAs versiegelt würde?
swt: Nein. Versiegelt wird lediglich der Bereich des (Beton-)Fundaments. Das hat einen Außendurchmesser von 25,50 Metern (Sockeldurchmesser knappe 12 Meter). Daraus ergibt sich eine Fläche von 510,7 Quadratmetern pro Windrad. Alle anderen notwendigen Flächen (Wege, Kranstell-, Lager- und Montageflächen) sind geschottert und wasserdurchlässig.
Frage: Trifft es zu, dass für ein Fundament 1736 LKW-Ladungen Beton notwendig wären?
Nein. Korrekt: 816 Kubikmeter Beton C30/37 und 67 Kubikmeter Beton C40/50. Ein vierachsiger Fahrmischer transportiert 8 bis 9 Kubikmeter, somit sind es 98 bis 110 LKW-Ladungen.
Trifft es zu, dass eine Schneise von 7,5 Metern Breite als Zuwegung gebaut werden müsste?
Nein. Die befahrbare Breite der Zuwegung muss vier Meter betragen. Die lichte Durchfahrtsbreite muss sieben Meter betragen.
Wie werden die Quellen im Gebiet beim Bau der Fundamente geschützt?
Der Schutz der Quellen ist im Zuge des bundesimmissionsschutzrechtlichen Verfahrens zu berücksichtigen.
Grundsätzlich haben wir aber einen Anlagentyp gewählt, bei dem bereits durch die Konstruktion der Einsatz von wassergefährdenden Stoffen auf ein Minimum reduziert ist. So entfällt durch den Einsatz eines direktgetriebenen Ringgenerators ohne Getriebe eine große Menge Getriebeöl. Die Verwendung von elektromagnetischen Komponenten, wie dem Azimut- und Blattverstellantrieb, verringert den Einsatz von großen Mengen Hydraulikflüssigkeit.
Um die Gefahren zu reduzieren, die durch wassergefährdende Stoffe für Mensch und Umwelt entstehen können, wurden beim ausgewählten Anlagentyp folgende konstruktive Maßnahmen berücksichtigt:
■ Azimut- und Blattverstellgetriebe werden herstellerseitig befüllt angeliefert und je nach Bedarf nachgefüllt. Durch das geschlossene System findet kein Kontakt mit dem Getriebeöl statt.
■ Das Hydrauliksystem wird in der Produktionsstätte montiert und befüllt.
■ Bei den in der Windenergieanlage eingesetzten Schmierstoffgebern handelt es sich um geschlossene Patronen, die während der Wartung durch geschultes Personal getauscht werden. Durch das geschlossene System der Schmierstoffgeber findet kein Kontakt mit dem Schmierstoff statt.
■ Die Zentralschmiereinheit zum Schmieren einiger mechanischer Komponenten wird während der Wartung durch geschultes Personal nachgefüllt. Das Nachfüllen der Zentralschmiereinheit erfolgt über ein geschlossenes System. Durch das geschlossene System der Zentralschmiereinheit findet wenig Kontakt mit dem Schmierstoff statt.
■ Einige Komponenten werden manuell über Schmierbohrungen nachgeschmiert. Der Schmiervorgang erfolgt über eine Fettpresse. Durch das geschlossene System findet wenig Kontakt mit dem Schmierstoff statt.
Das Austreten von wassergefährdenden Stoffen aus der Windenergieanlage in die Umgebung wird auch im Fall einer Leckage der Komponenten durch verschiedene Sicherheitsvorkehrungen verhindert. So werden alle Komponenten, in denen wassergefährdende Stoffe zum Einsatz kommen, während der Wartung durch geschultes Wartungspersonal auf Undichtigkeit und außergewöhnlichen Fettaustritt kontrolliert. Ausgetretene Verbrauchsstoffe werden regelmäßig während der Wartungsmaßnahmen durch das Wartungspersonal entfernt und der Entsorgung nach Abfallschlüssel zugeführt. Geeignete Auffangmöglichkeiten für austretende wassergefährdende Stoffe sind vorhanden.
Durch die kontinuierliche Fernüberwachung der Windenergieanlage werden Störungen, die zum Austritt von wassergefährdenden Stoffen führen können, frühzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet.
Bei Betrieb der Windenergieanlagen fällt grundsätzlich kein Abwasser an. Das witterungsbedingte Niederschlagswasser wird entlang der Oberfläche der Windenergieanlage und weiter in das Erdreich abgeleitet. Durch konstruktive Maßnahmen zur Abdichtung des Maschinenhauses ist sichergestellt, dass eine Verunreinigung von abfließendem Wasser, wie zum Beispiel Niederschlagswasser, nicht erfolgt.
Trifft es zu, dass wegen der Erdbebenzone 1, in der das Feurenmoos liegt, besondere Fundamente gebraucht werden?
Der Fundamenttyp wird im Zuge der Baugrunduntersuchungen definiert. Die Baugrunduntersuchung hat noch nicht stattgefunden.
In wie weit gefährden PFAS von den Windkraftanlagen das Grundwasser? Weshalb werden PFAS bei Windkraftanlagen eingesetzt?
Hierzu sind uns keine Details bekannt. Gerne können wir beim Hersteller der Windenergieanlagen anfragen (das wird allerdings einige Tage, vielleicht auch Wochen, dauern). Eine Kurzrecherche im Internet brachte folgenden Faktencheck:
Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine große Stoffgruppe mit 10.000 Substanzen, die biologisch kaum bis gar nicht abbaubar sind („Ewigkeitschemikalien“). Sie sind insgesamt auch wegen ihrer Vielfalt in ihren Umweltwirkungen und Transportmechanismen bisher nur begrenzt erforscht und kommen in einer nur schlecht erfassten Menge auch in Windkraftanlagen vor. Dort sind sie in Kunststoffe eingebaut. In dieser Form lassen sie sich kaum aus den Partikeln herauslösen.
Die meisten in der Umwelt vorkommenden PFAS sind nicht Teil von festen Kunststoffen (Fluorpolymeren), sondern sind zum Beispiel teilweise gut wasserlösliche Hauptbestandteile von Feuerlöschschäumen oder Pflanzenschutzmittel. Deshalb findet man diese Substanzen dann auch in Gewässern oder im Grundwasser. In dieser flüssigen Form allerdings sind sie keinesfalls harmlos. Ein Verbot oder eine Einschränkung der Nutzung von bestimmten PFAS wird umweltpolitisch stark diskutiert, und Hersteller arbeiten mit harter Lobbyarbeit gegen weitreichende Einschränkungen.
Es gibt keine Hinweise, dass sich der Windkraftbereich als Hauptverbreitungsquelle in Frage kommt, auch wenn die Stoffe in verbauten Materialien eingesetzt werden, dort aber gerade wegen ihrer besonderen Eigenschaften zur Haltbarkeit und Stabilisierung gegen Partikelerosion beitragen.
Besonders fraglich ist, ob PFAS, die in den Lacken fest gebunden sind, im Mikroplastik bioverfügbar vorliegen. Dafür gibt es eine ganze Reihe anderer Quellen der Stoffe aus dem Bereich PFAS, an denen eine Beschränkung schnell und ohne relevante Funktionsverluste möglich sein dürfte (Hamburger-Verpackungen, Toilettenpapier, Kosmetik, Imprägnierungen).
https://www.mdr.de/wissen/pfas-gefahr-chemikalien-toilettenpapier-100.html
Werden die Fundamente am Ende der Nutzung der Windräder komplett entfernt oder verbleiben in die Erde gerammte Betonpfähle im Boden? Wenn ja warum?
Die swt haben sich vertraglich gegenüber dem Grundstückseigentümer zum vollständigen Rückbau verpflichtet. Ob „Betonpfähle“ notwendig werden, steht noch gar nicht fest. Siehe vorherige Antwort zum Stand bezüglich Baugrunduntersuchungen.
Schutzgut Wasser
Das Feurenmoos grenzt an ein Wasserschutzgebiet 2, ein Teilstück sei WSGZ 3 . Inwiefern findet dies bei der Planung Berücksichtigung?
Siehe ausführliche Antwort zum Schutz der Quellen. Alle wesentlichen Schutzgüter werden im bundesimmissionsschutzrechtlichen Verfahren behandelt.
Welche Erfahrungen gibt es mit Windkraftanlagen und Grundwasser?
Siehe ausführliche Antwort zum Schutz der Quellen und zur Bodenversiegelung. Der Einfluss von Windkraftanlagen auf das Grundwasser ist vernachlässigbar.
Wie werden die in den WEAs benötigten Getriebeöle gegen Auslaufen gesichert? Gibt es Erfahrungen mit Ölunfällen und WEAs?
Siehe ausführliche Antwort zum Schutz der Quellen.
Die swt betreiben selbst oder über Beteiligungen deutschlandweit rund 70 Windkraftanlagen. Uns ist kein einziger Ölunfall bekannt.
Schutzgut Mensch
Wie lässt sie eine optisch bedrängende Wirkung der WEAs vermeiden?
Die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstände zu bewohntem Gebiet und Ortschaften werden eingehalten. Ob eine Windkraftanlage in den gesetzlich vorgeschriebenen Abständen als bedrängend wahrgenommen wird, ist eine subjektive und individuelle Wahrnehmung.
Wie schätzen Sie die Gefahr eines Maschinenhausbrandes ein?
Für die geplanten Windenergieanlagen wurden zahlreiche Maßnahmen getroffen, die die Brandeintrittswahrscheinlichkeit, die Brand- und Rauchausbreitung und den Personen- und Sachschaden auf ein Minimum reduzieren.
Technische Brandschutzmaßnahmen: Vermeidung von Zündquellen
Die Windenergieanlage ist mit einem Blitzschutzsystem ausgestattet, das Blitzeinschläge ableitet, ohne dass Schäden an der Windenergieanlage entstehen.
Das Antriebssystem der Windenergieanlage ist getriebelos. Wesentliche Brandgefahren, erzeugt durch heißlaufende Getriebe und entflammbare Getriebeöle, werden dadurch beseitigt.
Die elektrische Ausrüstung und die Überstromschutzeinrichtungen entsprechen der EN 60204-1:2006. Am Generator und an der Turmverkabelung der Prototypen werden Thermografieuntersuchungen durch einen Sachverständigen durchgeführt. Anhand der Ergebnisse wird gegebenenfalls die Konstruktion angepasst.
Vermeidung der Brandentstehung
Brennbare Baustoffe und Materialien sind möglichst so angeordnet, dass sie durch mögliche Zündquellen (zum Beispiel Wärmeenergie, ungewöhnliche Temperaturanstiege, elektrische Energie, zufällige Funken und Lichtbögen, hoher Spitzenstrom von Transienten und mechanische Energie) nicht entzündet werden können. Elektrische Komponenten werden in Schaltschränken aus Stahlblech gekapselt.
Eingesetzt werden, wo möglich, schwer entflammbare Baustoffe sowie selbstverlöschende/flammwidrige oder nicht brennbare Materialien, zum Beispiel flammwidrige und selbstverlöschende Leistungskabel. Als Isolations- und Kühlungsflüssigkeit des Leistungstransformators wird synthetischer Ester eingesetzt, der schwerentflammbar ist, einen hohen Brennpunkt von > 300 °C (Kühlmittelart K3 nach IEC 61100:2008) hat und einen geringen spezifischen Heizwert aufweist. Der Einsatz brennbarer Materialien, zum Beispiel geschäumte Kunststoffe wie Polyurethan oder Polystyrol als Dämmstoff oder Kunststoffe für Abdeckungen und sonstige Bauteile, wird, wo möglich, vermieden.
Sensorische Überwachung
Mögliche Zündquellen in der Windenergieanlage werden laufend durch Sensoren überwacht.
Zur Detektion von Bränden werden zudem Rauchschalter eingesetzt. Die Rauchschalter reagieren bei Rauch, Verschmutzung, Störung und zu hoher Temperatur. Die Rauchschalter sind so in der Windenergieanlage positioniert, dass Brände im Turm und in der Gondel erkannt werden. Die genaue Position und die Anzahl der Rauchschalter sind abhängig vom Windenergieanlagentyp.
Wenn die Windenergieanlage eine potentiell sicherheitsrelevante Störung (zum Beispiel Rauch) erkennt, hält die Windenergieanlage an (auch bei Netzausfall) und generiert eine Statusmeldung, die das Überwachungssystem des Herstellers sofort an den Hersteller- Service weiterleitet.
Schäden an Windenergie-Anlagen durch Blitzschlag sind sehr selten, da Windenergie-Anlagen mit einem Blitz- und Überspannungsschutz ausgestattet sind.
Windenergie-Anlagen sind aufgrund ihrer Höhe, Komplexität und der exponierten Lage besonders gefährdet, vom Blitz getroffen zu werden. Vordringlichstes Ziel ist daher die Vermeidung von Blitzschäden. Das Blitzschutzsystem einer Windenergie-Anlage besteht aus dem äußerem Blitzschutzsystem und dem Überspannungsschutz. Der äußere Blitzschutz wird durch Fangeinrichtungen sowie Ableiter realisiert, die den Blitzstrom über definierte Wege in die Erde ableiten. Dieses System ist vergleichbar mit dem Blitzableiter an Wohnhäusern.
Wie kann ein solcher Brand gelöscht werden? Besteht Gefahr für den umliegenden Wald?
Die Feuerwehr kann aufgrund der Alarmierung durch den Hersteller-Service schnell am Einsatzort sein und Brände gegebenenfalls vor der weiteren Ausbreitung löschen. Die Kranstellfläche steht als Stellfläche zur Verfügung. Der Ablauf der Brandbekämpfung durch die Feuerwehr wird im Brandschutzkonzept der Windenergieanlage (welches noch zu erstellen ist) genauer beschrieben.
Brand im Turmfuß
Ein Brand im Turmfuß ist örtlich begrenzt. Der Brand kann sich weder auf die Gondel ausbreiten noch auf die Umgebung der Windenergieanlage auswirken. Sobald die Windenergieanlage spannungsfrei geschaltet wurde, kann der Brand im Turmfuß gelöscht werden.
Brand in der Gondel
Ein Brand in der Gondel kann zu einem Ausbrennen der Gondel und zu einem Übergreifen auf die Rotorblätter führen. Die Rotorblätter stehen zu diesem Zeitpunkt bereits still. Ein brennendes Rotorblatt wird nach längerer Brandeinwirkung aufgrund seines Gewichts an der Blattwurzel abknicken und auf die Aufstellfläche herabfallen.
Die Feuerwehr kann einen Brand in der Gondel nicht bekämpfen, jedoch den Zugang zum Gefahrenbereich der Windenergieanlage weiträumig absperren und die Gondel und herabfallende Teile kontrolliert abbrennen lassen.
Welche luftgefährdenden Stoffe gehen von einem solchen Brand aus?
Hierzu sind uns keine Details bekannt. Gerne können wir beim Hersteller der Windenergieanlagen anfragen (das wird allerdings einige Tage, vielleicht auch Wochen, dauern).
Welche neuesten Erkenntnisse zum Infraschall fließen in die Planungen ein? Trifft es zu, dass WEA „im Betrieb nachweislich Vibrationen, Schall und Infraschall“ aussenden, „der sich weit über die Vorsorgeabstände im Feurenmoos erstreckt und zu Gesundheitsgefährdungen von Mensch und Tier führen kann“?
Tieffrequente Geräusche und Infraschall (Körperschall) sind bei Windenergieanlagen messtechnisch nachweisbar, aber für den Menschen nicht hörbar. Die Frequenzen bei Infraschall liegen unterhalb der durch das menschliche Ohr wahrnehmbaren Frequenzen von 16 Hz. Der menschliche Hörbereich liegt zwischen 16 Hz bis 20.000 Hz. Frequenzen darüber werden als Ultraschall bezeichnet.
Infraschall ist in unserem Alltag gegenwärtig: Natürliche Quellen sind Gewitter, Wasserfälle und Meeresbrandung, unter anderem technische Quellen in unserem Alltag sind Straßenverkehr, im Pkw selbst, Flugzeuge, Kühlschränke, Klimaanlagen, Industriearbeitsplätze et cetera.
Durch die gesetzlichen Abstände zwischen Windrädern und Wohnbebauung bleibt der von den Anlagen erzeugte Infraschall deutlich unter der Hör- und Wahrnehmungsschwelle des Menschen. Mehrere Studien, unter anderem Langzeitstudien der Landesämter für Gesundheit Bayern und Baden-Württemberg belegen, dass keine gesundheitlichen Belastungen zu erwarten sind.
Weit höheren Infraschallwerten setzen wir uns täglich vollkommen freiwillig aus: Die Messwerte im Innenraum eines mit 130 Stundenkilometer fahrenden Mittelklasse Pkw übersteigen die einer Windenergieanlage um ein Vielfaches. So ist nach Dr. Stefan Holzheu (Universität Bayreuth) die Infraschallintensität, der ein Mensch beim Durchfahren eines Tunnels ausgesetzt ist, in etwa 1.000.000-fach so hoch wie der einer Windrades in 300 Metern Entfernung. Zehn Minuten Tunneldurchfahrt entsprechen somit der Infraschallenergie von 20 Jahren Aufenthalt in der Nähe einer Windenergieanlage. – Quelle: Holzheu, S. (2024). Infraschall von Windenergieanlagen – viel Lärm um nichts. vgbe energy journal.
Weitere Informationen:
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
Studie des Landesgesundheitsamts Bayern
Fachagentur Windenergie an Land
Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern (Vortrag Nr.7: Prof. Dr. Caroline Herr: „Macht Infraschall krank?“ Vortrag & Diskussion am 4. November 2015)
Welche Erfahrungen mit Eiswurf gibt es bei Anlagen ähnlicher Größe? Könnten Eisbrocken „weit über 1000 Meter geschleudert werden“? Wie kann man das verhindern?
Windräder sind mit einer automatischen Eiserkennung ausgestattet und gehen erst wieder in Betrieb, wenn die Rotorblätter eisfrei sind.
Im Winter können am Anlagenstandort Bedingungen vorherrschen, welche zur Bildung einer Eisschicht auf den Rotorblättern der Windenergie-Anlage führen. Um zu verhindern, dass diese abgelagerten Eisschichten in Form von Bruchstücken weggeschleudert werden, wird jede Windenergieanlage mit einem Überwachungssystem zur Eiserkennung ausgestattet. Dieses Überwachungssystem überprüft ständig das Schwingungsverhalten der Blätter und erkennt mögliche Veränderungen durch anhaftende Eisschichten. Die Anlage wird infolgedessen automatisch stillgesetzt.
Ein Wiederanfahren der Anlage für den Produktionsbetrieb ist erst dann wieder möglich, wenn das System keine kritischen, am Rotorblatt anhaftenden Eismassen mehr detektiert. Somit ist ein Eiswurf bei modernen Windenergieanlagen nicht möglich. Man spricht hier von Eisabfall. Das Herabfallen von Eisstücken von einer stehenden Windenergie-Anlage ist mit der Situation an Strommasten vergleichbar und beschränkt sich auf das direkte Umfeld unter der Windenergieanlage.
Mehr Informationen: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.
Wie sollen die negativen Folgen eines möglichen Schattenwurfs verhindert werden?
Abhängig von Wetterbedingungen, Windrichtung, Sonnenstand und Betrieb kann eine Windenergieanlage mit ihren rotierenden Flügeln einen bewegten Schatten werfen. Bei den Berechnungen des Schattenwurfs wird zwischen der theoretisch maximal möglichen Einwirkzeit – wobei stets Sonnenschein, eine bestimmte Windrichtung und ein drehender Rotor vorausgesetzt werden (astronomisch) – und der realen Einwirkzeit unter örtlich tatsächlichen Wetterbedingungen (meteorologisch) unterschieden.
Bei der astronomisch maximal möglichen Beschattung wird der periodische Schattenwurf als nicht belästigend angesehen, wenn nachfolgende Kriterien erfüllt werden:
Maximale jährliche Beschattungsdauer: 30 Stunden pro Jahr
Maximale tägliche Beschattungsdauer: 30 Minuten pro Tag
Im Genehmigungsverfahren ist durch Gutachten nachzuweisen, dass keine unzulässigen Schattenbelästigungen auftreten. Überschreitungen werden mit einem speziellen Sensor und durch eine Abschaltautomatik vermieden. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen wird die nachfolgend definierte meteorologisch wahrscheinliche Beschattung herangezogen.
Bei diesem Verfahren werden die jährlichen Betriebsstunden der Windkraftanlagen für jeden Himmelsrichtungssektor und die Sonnenscheinwahrscheinlichkeiten für jeden Monat in der Berechnung berücksichtigt. Dabei sind folgende Grenzwerte einzuhalten:
Maximale jährliche Beschattungsdauer: 8 Stunden pro Jahr
Maximale tägliche Beschattungsdauer: 30 Minuten pro Tag
Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
Wie hoch wird der Lärmpegel der Anlagen sein in mindestens 750 Meter Abstand?
Für Windenergieanlagen gibt es klare baurechtliche Vorschriften, die Grenzwerte für die erlaubten Geräuschpegel festlegen und in der „Technischen Anleitung zum Schutz vor Lärm“ (TA-Lärm DIN-ISO 9613-2) festgehalten sind. Die zulässige Geräuschbelastung durch Windenergieanlagen liegt zwischen 35 Dezibel in reinen Wohngebieten und 45 Dezibel in Mischgebieten. 35 Dezibel entsprechen in etwa einem menschlichen Flüstern. 45 Dezibel kann man mit üblichen Geräuschen in einer Wohnung vergleichen.
Der Bau von Windenergieanlagen ist an die sehr strengen Anforderungen der TA-Lärm gebunden. In Gutachten muss nachgewiesen werden, dass diese Anforderungen eingehalten werden (Berechnung nach dem Interimsverfahren). Die Schallgutachten sind unter anderem Grundlage dafür, ob ein Windpark genehmigt werden kann.
Grundsätzlich sind moderne Windenergieanlagen leiser als ihre Vorgänger aus der Pionierzeit der Windenergie. Sie sind besser schallgedämmt und besitzen schalltechnisch optimierte Rotorblattformen. Schon in wenigen 100 Metern Entfernung ist das durch die Rotorblätter hervorgerufene gleichmäßige Rauschen kaum noch wahrnehmbar. Zudem überlagern Umgebungsgeräusche – Bäume und Büsche, Straßenlärm und andere Alltagsgeräusche – die Geräuschentwicklung von Windenergieanlagen erheblich.
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die Anwohner vor Lärm durch die Anlagen zu schützen?
Durch fortwährende Forschung und Entwicklung arbeiten die Anlagenhersteller daran, die Schallemissionen, also die Lautstärke der Windräder weiter zu minimieren. Dies geschieht vor allem über die Verbesserung der aerodynamischen Eigenschaften der Rotorblätter, etwa durch so genannte serrations, das sind kleine gezackte Profile an der Flügelhinterkante. Dieses System verringert die Luftverwirbelungen hinter dem Flügel.
Weiterführende Infos: www.lubw.baden-wuerttemberg.de/erneuerbare-energien/windenergie-und-schall.
Schutzgut Biotope
Inwiefern werden die Biotope um das Feurenmoos durch die Anlagen beeinträchtigt?
Alle wesentlichen Schutzgüter werden im bundesimmissionsschutzrechtlichen Verfahren behandelt. Das Untersuchungsergebnis liegt noch nicht vor.
Im Feurenmoos selbst wachsen seltene Pflanzen. Wie werden sie während der Bauphase geschützt?
Alle wesentlichen Schutzgüter werden im bundesimmissionsschutzrechtlichen Verfahren behandelt. Kartierungsergebnisse und notwendige Maßnahmen werden im landespflegerischen Begleitplan festgehalten. Die Maßnahmen werden auch in Nebenbestimmungen der BimSchG-Genehmigung festgehalten.
Welchen Schutz gibt es für Fledermäuse und Rotmilane, die im Feurenmoos nisten?
Windenergieanlagen stellen eine weitaus geringere Gefahr für Vögel und Fledermäuse dar, als dies oft behauptet wird. Bei diversen Vogelarten wurden vereinzelt sogar verstärkte Brutaktivitäten in der Nähe von Windenergieanlagen festgestellt. So stieg seit 1990 beispielsweise parallel zum Ausbau der Windenergie an Land die Seeadlerpopulation deutlich an, und das insbesondere innerhalb Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und Brandenburgs – den Bundesländern mit den meisten Windenergieanlagen.
Bei der Wahl von Standorten für Windenergieanlagen werden bedeutende Schutz- und Rastgebiete von Vögeln berücksichtigt.
Grundsätzlich wird bei jeder Standortplanung geprüft, ob windkraftrelevante Tierarten, wie Zug- und Brutvögel, Fledermäuse, Wildkatzen und Haselmäuse, vorkommen. Dabei wird sowohl Bezug genommen auf vorhandene Verbreitungs- und Artvorkommensdaten der Fachbehörden als auch auf vorliegende leitfadenkonforme Kartierungen und Gutachten.
Kommt die Fachbehörde zu dem Schluss, dass erhebliche Beeinträchtigung zum Beispiel für brütende oder ziehende Vögel besteht, werden die Windenergieanlagen nicht genehmigt oder sie müssen, wenn dies möglich ist, zum Beispiel zeitweise abgeschaltet werden. Die Praxis zeigt, dass die Kollisionsgefahr sehr gering ist. Die Rotoren der heute gebauten Anlagen drehen sich zudem weit langsamer und meist über den üblichen Flughöhen von Brutvögeln. Zugvogelarten halten meist mehr Abstand zu den Windrädern, werden jedoch nicht vertrieben.
Quelle und weitere Informationen: wind-energie.de/Naturschutz https://www.wind-energie.de/themen/mensch-und-umwelt/naturschutz/
Schutzgut Landschaft
Bedeutet die Umsetzung der Planung, „dass die Landschaft großräumig und nachhaltig zerstört wird“?
Die swt achten darauf, dass die Eingriffe in die Natur und Landschaft so minimal wie möglich gehalten und auf das Notwendigste beschränkt werden. Alle Flächen, die nach der Inbetriebnahme des Windparks nicht mehr benötigt werden, werden wiederaufgeforstet beziehungsweise renaturiert.
Im Feurenmoos befinden sich „zahlreiche gut ausgebaute Wanderwege“, inwiefern sind diese für den Bau der WEAs nützlich?
Falls mit „gut ausgebauten Wanderwegen“ Forstwege gemeint sind, dann wird bei der Windparkplanung versucht, diese in das Konzept so zu integrieren, dass sich die Rodungsmaßnahmen auf das notwendige Minimum beschränken.
Umwelt
Wird bei den geplanten Anlagen Schwefelhexafluorid eingesetzt? Ist das gefährlich für die Umwelt?
Hierzu sind uns keine Details bekannt. Gerne können wir beim Hersteller der Windenergieanlagen anfragen (das wird allerdings einige Tage, vielleicht auch Wochen, dauern).
Schwefel-Hexafluorid, kurz SF₆, ist unter normalen Bedingungen ein geruchloses Gas. Aufgrund der hervorragenden Isoliereigenschaft wird es als Isolation und Lichtbogenlöschgas in Großteilen der Elektrizitätsinfrastruktur eingesetzt. Schaltanlagen mit SF6 können kompakt konstruiert werden und kommen deshalb vor allem dort zur Anwendung, wo der verfügbare Platz beschränkt ist – wie im Turm einer Windkraftanlage.
Das Gas hat eine sehr hohe Treibhauswirkung und verweilt sehr lang in der Atmosphäre. Aus diesem Grund wird das Gas nur in geschlossenen Systemen eingesetzt und wird im Betrieb im Normalfall nicht freigesetzt.
Bei sachgerechter Wartung und Entsorgung ist das Risiko einer Leckage mit weniger als 0,1 Prozent pro Jahr laut einem Bericht des Bundesministeriums für Umwelt, Verbraucherschutz und nukleare Sicherheit äußerst gering. (https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2503/dokumente/endbericht_sf6_de.pdf)
Demgegenüber stehen die sehr großen CO2-Einsparungen einer Windkraftanlage, die die sehr geringen und überhaupt möglichen Leckagemengen um ein Vielfaches übertreffen.
Weitere Informationen: https://www.wind-energie.de/fileadmin/redaktion/dokumente/Aktuelles/Faktenchecks/20220825_-_BWE-Faktencheck_SF6.pdf
Schutzgut Wald und Moor
Inwiefern wird durch den Bau der WEAs das Klimaschutzziel erreicht? Kritiker bemängeln, die Anlagen würden CO2-Senken wie Wald und Moore zerstören.
Die mit den Klimaschutzzielen Deutschlands verbundene Energiewende wird nur mit dem Ausbau erneuerbarer Energien erreicht. Jeder Windpark trägt deshalb einen Teil zum Erreichen der von der Politik vorgegebenen Klimaschutzziele bei.
Alle wesentlichen Schutzgüter, dazu zählen auch Wälder und Moore, werden im bundesimmissionsschutzrechtlichen Verfahren behandelt.
Erhöhen die geschotterten Flächen in der Umgebung der WEAs die Waldbrandgefahr?
Siehe ausführliche Antwort zum Brandschutz. Die Kranstellfläche steht der Feuerwehr als Stellfläche zur Verfügung. Eine Ausweitung kann durch Brandbekämpfung verhindert werden.
Windkraftanlagen im Raum Tübingen
Weshalb planen die swt im Feurenmoos Anlagen, obwohl es „südlich/süd-östlich/süd-westlich von Tübingen … viele ausgewiesene Freiflächen für Windkraftanlagen“ gebe?
Die swt planen auf Gemeindegebiet Tübingen und Dußlingen einen großen Windpark „Rammert“ mit über 10 Anlagen (www.swtue.de/windpark-rammert). Für einen zweiten kleineren geplanten Windpark „Großholz“ (www.swtue.de/windpark-grossholz) ruhen derzeit die Planungen, weil die Bundeswehr Widerspruch aufgrund einer Hubschraubertiefflugstrecke Einspruch erhoben hat.
Die Windkraft-Potentialflächen sind im Raum Tübingen genauso vom zuständigen Regionalverband festgelegt worden, wie in anderen Regionen auch. Die swt nutzen diese ausgewiesenen Flächen für ihre Planungen, suchen aber – und das seit vielen Jahren – auch nach Optionen für Windkraftprojekte überregional in Baden-Württemberg.