Die Enttäuschung sitzt tief: Weil ein eingefleischter Junghans-Uhren-Fan und seine Kumpels nicht zur Eröffnung des Junghans-Terrassenbau-Museums am 15. Juni eingeladen, weil sie nicht einmal im Vorfeld informiert worden sind, weil ihnen zudem mögliche Schnäppchen vorenthalten wurden, will der Mann hinwerfen. Er droht, sich von seiner bisherigen Lieblingsmarke abzuwenden und zur Schweizer Konkurrenz zu wechseln, in diesem Falle zu Longines. Ein Vorgang, der den Schramberger Uhrenhersteller allerdings nicht kalt lässt. Andererseits aber auch nicht umbringt.
Leider bin ich sehr enttäuscht darüber, dass unser aktiver JunghansUhrenFreunde-Club bei facebook mit über 420 Mitgliedern keinerlei Informationen und noch weniger Beachtung zu diesem historischen Moment erfahren durfte.
Das schreibt Jürgen Fuhrmann, seines Zeichens sehr großer Fan der Schramberger Traditions-Uhrenmarke Junghans (bislang jedenfalls). Was ihn wurmt: Am 15. Januar habe er auf Anfrage noch die Zusage zur genaueren Bekanntgabe der entsprechenden Termine rund um die Eröffnung des neuen Museums im Terrassenbau in Schramberg erhalten. Ab da aber herrschte Funkstille. Und jetzt ist die Geschichte durch.
Auch findet er es „bedauerlich und recht beschämend, dass uns der Sonderverkauf im Werksverkauf anlässlich des Umzuges komplett vorenthalten wurde.“ Etliche Mitglieder seien schließlich erst aufgrund ihrer Mitgliedschaft im Facebook-Forum zum Junghans-Werksverkauf gekommen, um eine neue Junghans zu kaufen. Und jetzt hätten sie nicht die Chance auf weitere Schnäppchen gehabt.
„Ich werde das Gefühl nicht los, dass unser Tun und Handeln, auch im Bezug der regelmäßigen Treffen der Junghans-Uhrenfreunde aus nah und fern in der Villa Junghans, nicht beachtet und wertgeschätzt wird.“ Deshalb habe er nun beschlossen, dem Schramberger Unternehmen den Rücken zu kehren und seine Aktivitäten in der JunghansUhrenFreunde-Gruppe bei Facebook einzustellen.
Die Folge: Fuhrmann hat vor zwei Tagen bereits seinen Abschied aus der Gruppe erklärt, quasi fristgerecht: „Nun ist für mich der Zeitpunkt gekommen, mich von Euch zu verabschieden. Zum 30.06.2018 beende ich nun meine aktive Arbeit und hoffe, Ihr könnt meinen Schritt verstehen.“ Die Kommentatoren dort bedauern den Schritt unisono.
Und dann der Hammer, der den Schrambergern am meisten weh tun wird: „Meine für dieses Jahr geplante Junghans Meister Driver Chronoscope wird nun eine Longines Hydro Conquest.“
Jeder Uhrenfreund versteht’s, für alle anderen im Klartext: Fuhrmann hatte geplant, ein schickes und gut 2000 Euro teures Modell aus der „Meister“-Kollektion – unser Titelbild zeigt ein Model dieser Serie – der Schramberger zu kaufen. Und plant nun, statt dessen eine Taucheruhr, eventuell einen Chronographen von Longines aus der Schweiz zu erstehen (eine exzellente Wahl, aber als alter Junghans-Fan der richtige Schritt?).
Ob die NRWZ diesen Frust dämpfen kann? Wir haben Fuhrmanns Mail, die er eigentlich als Leserbrief abgedruckt sehen wollte (dazu ist aber die Geschichte viel zu gut), nach Stuttgart weiter geleitet. Zur Kommunikationsagentur Convensis, die auch die Pressearbeit für die Schramberger macht.
Der zuständige Pressemann dort reagiert schnell. Er setzt sich zunächst mit Junghans in Verbindung und erfährt: Die Schramberger sind schon im Bilde. Sie kennen Fuhrmanns Mail. Sie hätten dieselbe erhalten, allerdings von einem anderen Absender. Das hat eine einfache Bewandtnis: Fuhrmann tritt online unter einem Pseudonym auf.
Aber was kommt nun als Antwort von der Stuttgarter Presseagentur?
Wir freuen uns, dass Junghans eine große Fangemeinde hat, zu der auch die JunghansUhrenFreunde gehören. Und wir bedauern Ihre persönliche Entscheidung, Junghans den Rücken zu kehren.
Das heißt es im Namen von Junghans. Der Umbau des Terrassenbaus zu einem Museum sei mit sehr viel Aufwand verbunden gewesen, teilt das Unternehmen über seine Stuttgarter Agentur mit. Es bezeichnet das Museum als „ein Herzensprojekt, da der Terrassenbau ein essentieller Teil der Junghans-Geschichte ist.“
Um alle Interessierten rechtzeitig über die anstehende Eröffnung zu informieren, seien bereits vorab Gespräche mit der NRWZ und dem Schwarzwälder Bote geführt worden, so Junghans‘ Stellungnahme weiter. Am 9. Juni berichtete online die NRWZ, am 8. Juni der Schwarzwälder Bote. „Somit war das Datum der Eröffnung bereits eine Woche vor dem eigentlichen Termin bekannt. Schade, dass es Ihnen entgangen ist“, lässt sich Junghans zitieren. (Wir berichteten bereits Mitte Mai zum ersten Mal über den Eröffnungstermin, Anmerkung der Redaktion.)
Ein direktes Angebot macht Junghans an den enttäuschten Fan nicht. Sondern gibt einen freundlichen und am Ende nicht ganz uneigennützigen Hinweis (der darauf schließen lässt, dass es eh keine Schnäppchen gegeben hat): Zur Eröffnung des Museums sei auch der Werksverkauf umgezogen. Um den Umzug adäquat zu bewerkstelligen, sei der Werksverkauf für fünf Tage geschlossen gewesen. Dieser sei aber nun im Museums-Shop verfügbar und für alle zugänglich.
UPDATE Dienstag, 20. Juni, 8 Uhr. Junghans-Fans unterstützen den Beschwerdeführer Fuhrmann …
… und Junghans hat auch in der Fangruppe auf Facebook reagiert: