Endlich! Das dachte sicher so mancher Zuhörer am Sonntagabend beim Benefiz-Kirchenkonzert zweier Ensembles des Landespolizeiorchesters. Die Stadtmusik Schramberg hatte eingeladen anlässlich ihres 190er-Jubiläumsjahres. Auch das Landespolizeiorchester feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Doch bislang fast ohne Auftrittsmöglichkeiten im üblichen Rahmen.
Unter Coronabedingungen mit Abstand und Handdesinfektion, mit Namenseintrag und Platzanweiser durften die zahlreichen Konzertbesucher in die Kirche.
In ihrer Begrüßung dankte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, die die Schirmherrschafft übernommen hatte, der Stadtmusik für die Organisation. Sie begrüßte ihren Amtsvorvorgänger (und Präsidenten der Stadtmusik) Herbert O. Zinell, der mit seiner Frau Ruth gekommen war. Auch der Landtagsabgeordnete Daniel Karrais war mit seiner erst jüngst Angetrauten nach Schramberg gekommen. Ebenfalls unter den Gästen der Vorsitzende des Kreisblasmusikverbandes Otmar Warmbrunn.
Der Chefdirigent des Landespolizeiorchesters, Professor Stefan Halder, erinnerte in einer kurzen Ansprache nach der bekannten „Susato Suite“ an seine zahlreichen Verbindungen zu Schramberg. Er berichtete, dass mit dem damaligen Ministerialdirektor im Innenministerium Zinell wohl der Retter des Landespolizeiorchesters anwesend sei. In der Zeit der Polizeireform um 2013 sei Zinell „eine wichtige Stütze in allerschwärzester Zeit“ für das Orchester gewesen. Halder wußte aber auch, dass Markus Pfundstein, der Leiter des großen Blechbläserensembles in der Stadtmusik aufgewachsen sei und somit Schramberger Wurzeln habe.
Verhagelte Jubiläen
Das Corona-Virus habe auch dem Polizeiorchester die Jubiläumssaison verhagelt, so Halder. Keine großen Auftritte seit dem Frühling. Stattdessen hätten die Musiker 40 Konzerte in kleineren Besetzungen absolviert und versuchten langsam, wieder in größerem Rahmen zu Konzerte zu geben. Schramberg sei da ein Anfang. Er freue sich über den Neustart mit so viel Publikum.
Das Konzert bestritten das große Blechbläserensemble mit Trompeten, Horn, Posaunen, Tuba und Schlagwerk abwechselnd mit dem Holzbläserquintett unter der Leitung von Truong-Giang Nguyen. Die Holzbläser spielten gleich zwei Mal Stücke aus den alten ungarische Tänzen von Ferenc Farkas und bestachen durch ihre Eleganz.
Es folgten die Blechbläser mit einer Adaption von Johann Sebastian Bachs Choral: „Jesus bleibet meine Freude“. Heiter und beschwingt dann wieder die Holzbläser mit zwei Sätzen aus einem Quintett von Franz Danzi.
Die Schlagwerker bekamen ihren Auftritt in der „Second Suite in F-Dur“ von Gustav Holst. Der strahlende Klang der Holzbläser durchströmte anschließend das große Kirchenschiff in Francis Poulencs „Novellette in C-Dur“.
Die „goldenen Felder“ von Sting hat Fynn Müller für Blasorchester arrangiert. „Lebensfreude und gute Stimmung“, so Halder, solle zum Abschluss „Pastime with Good Company“ von Heinrich VIII vermitteln.
Peter Flaig, der Vorsitzende der Stadtmusik, war „froh, wieder live-Musik zu hören. Das war richtig gut.“ Er dankte den Musikern, der katholischen Kirchengemeinde und allen, die bei der Vorbereitung des Konzerts mitgewirkt hatten.
Weihnachtskonzert in Heilig-Geist
Flaig kündigte an, dass auch das diesjährige Weihnachtskonzert wohl in der Heilig-Geist-Kirche stattfinden werde, weil die Bühne des Bärensaals zu klein wäre, um die Abstandsregeln für die Musiker einhalten zu können. Auch biete die Kirche mehr Platz für das Publikum.
Mit zwei Zugaben, gespielt von beiden Ensembles, endete eine beglückende Stunde mit langanhaltendem Applaus und die Rückkehr in eine (halbe) Normalität: Im Beethovenjahr zunächst die „Ode an die Freude“. Und als Referenz an den Ort des Konzerts folgte „Lobet den Herrn…“ mit Halders Anweisung, bitte nicht mitzusingen, wie sonst, sondern mit zu summen. Es ist eben noch nicht wieder alles normal.