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Einwohnerversammlung Tennenbronn: Sachliche Atmosphäre

Die Erwartungen der Bürger waren so hoch wie die Tagesordnung lang war: Zur Einwohnerversammlung in Tennenbronn am Dienstag, 16. Oktober, war die Festhalle voll besetzt. Von denen, die keinen Sitzplatz mehr ergattern konnten, war nicht nur geistiges sondern auch körperliches Durchhaltevermögen gefordert, verbrachten sie doch die knapp drei Stunden Vortrag der Stadtvertreter aus Schramberg an den Stehtischen im hinteren Bereich der Halle.

Lutz Strobel, Ortsvorsteher von Tennenbronn, begrüßte die Einwohner in der „alt-ehrwürdigen Sport- und Festhalle“ und stellte die Themen vor, die den Ortschaftsrat aktuell beschäftigen. Damit lieferte er die Agenda für den weiteren Verlauf des Abends: Schwimmbadrenovierung, Festhallenneu- oder umbau, Kinderbetreuung, Fußballplatz und Friedhöfe, die zukünftige Nutzung des Areals am ehemaligen Gasthaus Krone, die Schaffung von Bauplätzen und die Belebung der Dorfmitte.

Dauerbrenner Schwimmbad

Das Thema, das den Bürgern spürbar am meisten unter den Nägeln brannte, griff Peter Kälble, Geschäftsführer der Stadtwerke Schramberg, gleich zu Beginn auf: Er erläuterte die aktuellen Planungen zur Neugestaltung und Renovierung des Schwimmbades. So soll nun, anders als zunächst angedacht, auch der Eingangsbereich neu gestaltet werden, um einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Die Sitzterrasse rückt näher an den Beckenrand und wird flacher, die Treppenanlagen werden erneuert, ein „Panoramaweg“ ermöglicht einen barrierefreien Zugang zu allen Bereichen des Bades.

Einige Neuentwicklungen sind, so Kälble, aus Ideen aus der Bürgerinformationsveranstaltung im Februar dieses Jahres hervorgegangen, so etwa die Konzeption des Schwimmerbeckens als „Infinity-Pool“. Diese Idee sowie einige an Stadtparks erinnernde Visualisierungen des neuen Bades verdeutlichten die von Kälble angesprochenen aktuellen Ansprüche an Schwimm- und Hallenbäder, die nun nicht mehr als bloße Sportstätten sondern auch als Aufenthalts- und Erholungsorte angelegt sein sollen.

Zu diesem Tagesordnungspunkt waren direkt im Anschluss Fragen der Bürger zugelassen, was Kerstin Heinlein, langjährige Beobachterin des Planungsprozesses und Initiatorin einer Unterschriftenaktion für den Erhalt der Sprunganlage, nutzte, um auf die ihrer Ansicht nach fehlende Attraktivität des neuen Bades für Jugendliche aufmerksam zu machen.

Weiterhin wurde vonseiten der Einwohner Kritik an Pflege und Sauberhaltung des bisherigen Schwimmbades geübt. Peter Kälble verteidigte das Personal und brach gar – quittiert durch sarkastisches Lachen einiger Bürger – „eine Lanze“ für die Mitarbeiter des Bades. Er räumte allerdings Engpässe bei der Anzahl der Mitarbeiter ein und will beim neuen Bad „personell nachsteuern“.

Fachbereichleiter Mager: Visionen und Alltag

Rudolf Mager, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Technik bei der Stadt Schramberg übernahm die weiteren Themen und fügte spontan ein neues hinzu: Er gestand ein, dass eine größere Leinwand als die halleneigene erforderlich gewesen wäre, um die von den Referenten vorbereiteten Präsentationen für alle les- und erkennbar zu machen. Eine solche soll folglich Teil der neuen Festhalle in Tennenbronn werden.

Ein spürbares Anliegen war es Mager, den in der Bevölkerung aufgekommenen und von der Presse teilweise aufgegriffenen Vorwurf auszuräumen, die Stadt Schramberg würde Tennenbronn „am ausgestreckten Arm verhungern“ lassen. Er entführte die Zuhörer in die Welt einer Stadtverwaltung, die zwar Visionen haben darf, die aber im Alltag vor allem mit Anträgen, Beschlüssen, Finanzierungsplänen, Gutachten und Statistiken zu tun hat. Und die nur das Geld ausgeben kann, das auch vorhanden ist und dabei den unterschiedlichen Interessen in den Stadtteilen gerecht werden muss.

Rudolf Mager stellt die Pläne beim Stadtumbau 2030+ vor. Am Tisch rechts daneben Ortsvorsteher Lutz Strobel und OB Thomas Herzog.

Mager verwies auf die spezifische Topografie in Tennenbronn mit viel Fläche und vielen außerhalb des Ortskerns liegenden Höfen, was im Verhältnis zur Einwohnerzahl erhebliche Straßen- und Weg- und Kanallängen nach sich zieht. Allerdings ist Tennenbronn Vorreiter bei der Anzahl der Übernachtungen von Touristen und Geschäftsreisenden. Zusammen mit den geringen Möglichkeiten, Gewerbeflächen auszuweiten und der  „absolut einladenden Landschaft“ sieht Mager den Schwerpunkt der Stadtentwicklung für Tennenbronn im Tourismus.

Neben der bereits fortgeschrittenen Planung zum Freibad hatte er auf diesem Gebiet allerdings dann doch eher Visionen als konkrete Vorhaben zu verkünden: So hält er einen Abenteuerspielplatz im Remsbachtal oberhalb des Schwimmbades für möglich sowie einen durch die zunehmende Verbreitung von E-Bikes möglich erscheinenden Radweg von Schramberg über die Purpenhalde nach Tennenbronn.

Da auf beiden Friedhöfen in Tennenbronn öffentliche Toiletten fehlen, brachte er eine neue Aussegnungshalle im Bereich der Parkplätze am oberen Friedhof ins Gespräch, in der auch WCs untergebracht sein könnten. Auch dies ist momentan noch ein Ausloten der Möglichkeiten und nicht mit Stadt- und Ortschaftsrat abgestimmt.

Bauplätze im Affentäle?

Bent Liebrich, Leiter der Abteilung Stadtplanung, fügte eine weitere Vision hinzu, nämlich eine „Potentialfläche“ für neue Bauplätze im Affentäle – das Gelände befindet sich derzeit nicht in städtischem Eigentum und würde aufgrund der gegenwärtigen Auszeichnung als Landwirtschafts- und Waldfläche eine Änderung des Flächennutzungsplanes erfordern.

Viel konkreter ist dagegen die Erschließung des Baugebiets Bergacker IV, wo tatsächlich 13 Bauplätze entstehen werden. Für eine Erweiterung der Gewerbeflächen in Tennenbronn sieht Liebrich hingegen wenig Potential, da sich die Industriestandtorte entlang der Schiltach erstrecken, wo die noch freie Flächen durch Hochwasserschutzgebiete und Biotope nicht erschließbar sind.

Ansonsten plädierte Liebrich an alle Bürger, leerstehenden Wohnraum oder ungenutzte Baugrundstücke haben zur Verfügung zu stellen, um zu verhindern, dass freie Flächen im Außenbereich von Tennenbronn bebaut werden müssen.

Kindergartenplätze Mangelware

Kerstin Flaig, zuständig für Schulangelegenheiten im Stadtgebiet, fasste im Anschluss die Kinderbetreuungssituation im Stadtteil zusammen. Engpässe gibt es dort im Bereich der Kindergartenplätze, insbesondere da auf diesem Gebiet ein Rechtsanspruch der Eltern auf einen Platz für ihr Kind besteht. Durch die Verlegung der Schulkindbetreuung aus dem Kindergarten in die Grundschule sind aktuell 12 neue Plätze im Kindergarten Maria Königin ermöglicht worden.

Für dessen Räume stehen in naher Zukunft Brandt- und Schallschutzmaßnahmen an, im Kindergarten Regenbogen werden begonnene Baumaßnahmen fortgeführt. Was die weitere Schaffung von Krippen- und Kindergartenplätzen angeht, werden derzeit Gespräche mit den Kirchengemeinden geführt, die Träger der beiden Kindergärten sind – wobei die Stadt, wie Kerstin Flaig verdeutlichte, mehr als 80 Prozent der Kosten trägt.

Für die Visionen in diesem Bereich war dann wieder Rudolf Mager zuständig, der eine Krippengruppe im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde mit eigenem Außengelände Richtung Bergstraße ins Spiel brachte sowie eine Kindergartengruppe im katholischen Pfarrhaus.

Festhalle: wo denn, wie denn, was denn?

Ein konkreter gewordenes Vorhaben konnte Mager dann aber doch auch noch präsentieren: Den Neu- oder Umbau der alt-ehrwürdigen Festhalle. Nachdem ein zunächst angedachtes Grundstück am Dorfweiher nicht mehr zur Verfügung steht, wurde eine Machbarkeitsstudie für weitere Standorte in Auftrag gegeben, deren Ansätze Mager vorstellte.

So wird momentan ein Neubau der Halle am Dorfweiher auf den stadteigenen Flächen in Erwägung gezogen (die Zukunft des Dorfweihers ist noch ungewiss; gewiss ist allerdings, dass die Schiltach aufgrund der ständigen Versandung künftig nicht mehr durch den Weiher fließen soll). Ein Nachteil dieses Standortes ist die fehlende Außenwirksamkeit, da von der Straße aus allenfalls das Dach der Halle zu sehen wäre.

Anders wäre dies beim Umbau der jetzigen Halle, die mitten im Ortskern thront. Der Saal der Halle würde hier erhalten bleiben, der „Querriegel“ des Eingangsbereichs würde durch ein gläsernes Foyer ersetzt. Am alten Standort wäre auch ein Neubau möglich. Beide Versionen hätten den Vorteil, dass die Ringerhalle in direkter Umgebung der Festhalle verbleiben würde.

Ergänzt werden könnte diese Möglichkeit durch die Schaffung von Parkplätzen im Bereich des ehemaligen Gasthaus Krone, was auch den umgebenden Gaststätten und dem Ausgangspunkt des beliebten Auerhahnwanderweges zugutekommen würde. Schließlich wird noch die Platzierung der Halle selbst neben der Krone in Betracht gezogen. Mit der Machbarkeitsstudie werden nun für all diese Möglichkeiten konkrete Einschätzungen der Kosten erwartet, die Grundlage für weitere Entscheidungen sein werden.

Sachliche Diskussion  auch zur Windkraft

Viele Einwohner waren wegen konkreter persönlicher Anliegen zur Versammlung gekommen: Weil sie von der Umstellung der Schulkinderbetreuung betroffen oder im Fußballverein auf ein neues Kleinspielfeld angewiesen sind, weil sie regelmäßig ins Schwimmbad gehen oder gerne in Tennenbronn ein Eigenheim bauen wollen.

Nach dem Bericht der Stadtvertreter war jedoch jeglicher Kampfgeist aus den Zuhörern gewichen. Die Möglichkeit, Fragen zu stellen, nahmen nur noch wenige Bürger wahr – diejenigen, die es doch wagten, waren „echte“ Tennenbronner, trugen sie doch fast durchweg den in Tennenbronn weit verbreiteten Nachnamen Moosmann.

Auf die Befürchtung von Dieter Moosmann, Tennenbronn könnte bald der „Luftkurort mit den meisten Windrädern im Landkreis Rottweil“ sein, ging Oberbürgermeister Thomas Herzog persönlich ein. Nach der Realisierung der bereits beschlossenen Windräder auf dem Falken würde die Verwaltung keine weiteren Flächen für den Bau neuer Windkraftwerke vorschlagen. Diese Aussage löste zu später Stunde einen letzten zustimmenden Applaus aus.           shu

Auch nach dem Ende der Bürgerversammlung steckten viele Tennenbronner noch die Köpfe zusammen….

 

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