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    Eine große Persönlichkeit der Arbeiterstadt Schramberg

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    Schramberg. Am morgigen Freitag werden mit der Familie zahlreiche Freunde aus der IG Metall, aus der SPD, der AWO und aus den Naturfreunden von Robert Abt Abschied nehmen, der im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Der ehemalige Betriebsratsvorsitzende der Firmen Junghans Uhren und Junghans Feinwerktechnik war eine große Persönlichkeit seiner Heimatstadt.

    Rotliegendes heißt das Gestein, auf dem die Industriestadt Schramberg im 19. Jahrhundert entstanden ist. 1978 gab der SPD-Ortsverein Schramberg zu seinem damals 90-jährigen Gründungsjubiläum der ersten Darstellung seiner Geschichte deshalb den prägnanten Titel „Rotliegendes“ als Metapher für die Tradition der Industriestadt als Arbeiterstadt mit einer bedeutenden Arbeiterbewegung. Das „Rotliegende“ brachte einige Persönlichkeiten hervor, zu denen auch der Gewerkschafter, Politiker und Naturfreund Robert Abt gehörte, die sich in ihrer Heimatstadt durch ihr großes Engagement in den Unternehmen, in der Kommunalpolitik und im Vereinsleben ein hohes Ansehen erwarben.

    Robert Abt an seinem Arbeitsplatz im „Terrassenbau“ der Uhrenfabrik Gebrüder Junghans zu Beginn der 1950er-Jahre. Foto: privat

    Robert Abt wurde am 21. Februar 1933 als eines von zwei Kindern des Ehepaares Otto Abt (1901 bis 1940) und seiner Ehefrau Klara Abt (1905 bis 1969) in Schramberg geboren. Die Familie lebte in der Kirnbachstraße, einem Arbeiterviertel der Industriestadt, wo viele Kommunisten und Sozialdemokraten wohnten. Sein Vater war Anfang der 1920er-Jahre mit seinem Großvater Wilhelm Abt (1865 bis 1943) aus vom Mittleren Neckar in den Schwarzwald gekommen und als Werkmeister in der Galvanik der Uhrenfabriken Gebrüder Junghans beschäftigt.

    Die Kindheit von Robert Abt in der Zeit des Nationalsozialismus war vom frühen Verlust seines Vaters überschattet, der an einer psychischen Erkrankung litt und deshalb mehrfach in Heil- und Pflegeanstalten eingewiesen wurde. Am 10. September 1940 fiel er in der Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb dem als „Euthanasie“ bezeichneten Massenmord an Behinderten und Kranken zum Opfer. Das Schicksal seines Vaters wurde ihm erst im Alter von 24 Jahren bekannt, als er in den letzten Lebensjahren seiner Mutter die Unterlagen der Familie sichtete. Seine Mutter hatte immer darüber geschwiegen.

    „Wir waren arme Leute“, erinnerte sich Robert Abt an die Zeit nach dem Tod seines Vaters. Die Witwen- und Waisenrenten reichten zum Lebensunterhalt nicht aus. Klara Abt war deshalb als Heimarbeiterin für die Rüstungsproduktion der Uhrenfabriken Gebrüder Junghans tätig. Jeden Tag wurden Einzelteile für die Zünderproduktion zu ihr nach Hause geliefert, die sie mit ihren Kindern nach dem Mittagessen am Küchentisch zusammensetzte. In der „schlechten Zeit“ nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste Robert Abt bereits als Jugendlicher Verantwortung für seine Mutter und seine Schwester übernehmen und wurde dadurch früh erwachsen: „Ich kenne nur Hunger in der Zeit“, erzählte er im Rückblick, „ich bin Hamstern gegangen, ich bin Organisieren gegangen, ich bin Stehlen gegangen.“ Aus der Erfahrung des Arbeiterkindes entstand bei Robert Abt ein starkes Empfinden für soziale Gerechtigkeit. Schon damals bewegte ihn: „Ich wollte, dass es alles Menschen gut geht, vor allem gleich gut und dass es keine Unterschiede gibt.“ Als junger Mann unterschrieb er deshalb auch die Unterstützerlisten der KPD. 1947 schloss er sich im Alter von 14 Jahren dem Touristenverein „Die Naturfreunde“ an, einer sozialistischen Kultur-, Sport- und Wanderorganisation, die 1949 die erste Ferienfahrt der Nachkriegszeit in Schramberg nach Bayern organisierte, die für den Jugendlichen ein großes Erlebnis war.

    Robert Abt als Betriebsrat bei der Demonstration „Junghans darf nicht sterben!“ der IG Metall am 10. November 1981 (ganz rechts). Foto: Roland Löffler

    Nach der Schulentlassung begann er 1947 im Alter von 14 Jahren in den Uhrenfabriken Gebrüder Junghans, zunächst als Hilfsarbeiter im „Terrassenbau“. Eine Berufsausbildung zum Uhrmacher musste er abbrechen, um als Hilfsarbeiter mehr Geld nach Hause bringen zu können. Mit großem Bildungswillen und hoher Leistungsbereitschaft arbeitete er sich jedoch kontinuierlich empor, konnte sich zum „Gangmacher“ qualifizieren und gehörte damit zur Elite der „Terrassenarbeiter“ in der höchsten Lohngruppe. Im Alter von 16 Jahren wurde Robert Abt 1949 Mitglied der IG Metall. Die Arbeit in einem Großbetrieb mit mehreren Tausend Beschäftigten prägte und führte neben breiter Berufserfahrung auch zu einer großen Menschenkenntnis. 2013 wirkte er zusammen mit seinen ehemaligen Kollegen Franz Braun und Franz Zehnder (1928 bis 2014) an dem Dokumentarfilm „Terrassenbauer –Zeitzeugen berichten über ein Industriedenkmal“ des Stadtarchivs Schramberg zum „Tag des offenen Denkmals“ mit.

    Die meisten seiner jungen Kollegen zeigten an den großen Betriebsversammlungen kein Interesse, er saß dagegen immer ganz vorne, um sich über das Unternehmen und den Betriebsrat zu informieren. In den 1960er- und 1970er-Jahren engagierte sich Robert Abt immer mehr: 1961 Wahl in den Vorstand der Betriebskrankenkasse Junghans, 1968 bis 1976 Obmann des Touristenvereins „Die Naturfreunde“, 1975 Betriebsrat und SPD-Eintritt, 1977 Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, 1979 bis 1994 (mit kurzer Unterbrechung) Mitglied der SPD-Gemeinderatsfraktion und von 1987 bis 1993 Betriebsratsvorsitzender der Firmen Junghans Uhren und Junghans Feinwerktechnik. Beruflich und politisch erlebte er fordernde und spannende Zeiten mit, für die stichwortartig der Arbeitsplatzabbau in der Uhrenindustrie mit dem Kampf der IG Metall unter dem Motto „Junghans darf nicht sterben!“, die Entwicklung des Naturfreundehauses Sommerecke zu einem modernen Freizeitheim und Kulturzentrum und die Amtszeiten der Oberbürgermeister Roland Geitmann (SPD), Bernd Reichert (CDU) und Herbert O. Zinell (SPD) zu nennen sind.

    In der Kommunalpolitik verstand er sich als „Arbeitervertreter in der Arbeiterstadt“ und zeigte mitunter klare Kante. Der fest in seiner Heimatstadt verwurzelte Schramberger wurde aber über die Parteigrenzen hinweg geachtet und geschätzt, war er doch auch sehr humorvoll, kompromissbereit und umgänglich. 1958 verheiratete er sich mit Irmgard Dewald vom Niederrhein, in der er eine sehr gute Lebenspartnerin fand. 1962 konnte sich das Ehepaar über die Geburt einer Tochter und im Alter auch über mehrere Enkel freuen. Entspannung und Erholung fand er bei den Wanderungen und Veranstaltungen der Naturfreunde, in der Gemeinschaft mit seinem Jahrgang und bei regelmäßigen Sauna-Besuchen.

    Robert Abt – von seinen Freunden „Robby“ genannt – war als beispielhafter Gewerkschafter, Sozialdemokrat und Naturfreund eine große Persönlichkeit der Arbeiterstadt Schramberg. Was seine Familie unter seine Todesanzeige schrieb, gibt auch die Trauer der Bekannten, Freunde und Kollegen in seiner Heimatstadt wieder: „Er fehlt.“

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    Rotliegendes heißt das Gestein, auf dem die Industriestadt Schramberg im 19. Jahrhundert entstanden ist. 1978 gab der SPD-Ortsverein Schramberg zu seinem damals 90-jährigen Gründungsjubiläum der ersten Darstellung seiner Geschichte deshalb den prägnanten Titel „Rotliegendes“ als Metapher für die Tradition der Industriestadt als Arbeiterstadt mit einer bedeutenden Arbeiterbewegung. Das „Rotliegende“ brachte einige Persönlichkeiten hervor, zu denen auch der Gewerkschafter, Politiker und Naturfreund Robert Abt gehörte, die sich in ihrer Heimatstadt durch ihr großes Engagement in den Unternehmen, in der Kommunalpolitik und im Vereinsleben ein hohes Ansehen erwarben.

    Robert Abt an seinem Arbeitsplatz im „Terrassenbau“ der Uhrenfabrik Gebrüder Junghans zu Beginn der 1950er-Jahre. Foto: privat

    Robert Abt wurde am 21. Februar 1933 als eines von zwei Kindern des Ehepaares Otto Abt (1901 bis 1940) und seiner Ehefrau Klara Abt (1905 bis 1969) in Schramberg geboren. Die Familie lebte in der Kirnbachstraße, einem Arbeiterviertel der Industriestadt, wo viele Kommunisten und Sozialdemokraten wohnten. Sein Vater war Anfang der 1920er-Jahre mit seinem Großvater Wilhelm Abt (1865 bis 1943) aus vom Mittleren Neckar in den Schwarzwald gekommen und als Werkmeister in der Galvanik der Uhrenfabriken Gebrüder Junghans beschäftigt.

    Die Kindheit von Robert Abt in der Zeit des Nationalsozialismus war vom frühen Verlust seines Vaters überschattet, der an einer psychischen Erkrankung litt und deshalb mehrfach in Heil- und Pflegeanstalten eingewiesen wurde. Am 10. September 1940 fiel er in der Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb dem als „Euthanasie“ bezeichneten Massenmord an Behinderten und Kranken zum Opfer. Das Schicksal seines Vaters wurde ihm erst im Alter von 24 Jahren bekannt, als er in den letzten Lebensjahren seiner Mutter die Unterlagen der Familie sichtete. Seine Mutter hatte immer darüber geschwiegen.

    „Wir waren arme Leute“, erinnerte sich Robert Abt an die Zeit nach dem Tod seines Vaters. Die Witwen- und Waisenrenten reichten zum Lebensunterhalt nicht aus. Klara Abt war deshalb als Heimarbeiterin für die Rüstungsproduktion der Uhrenfabriken Gebrüder Junghans tätig. Jeden Tag wurden Einzelteile für die Zünderproduktion zu ihr nach Hause geliefert, die sie mit ihren Kindern nach dem Mittagessen am Küchentisch zusammensetzte. In der „schlechten Zeit“ nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste Robert Abt bereits als Jugendlicher Verantwortung für seine Mutter und seine Schwester übernehmen und wurde dadurch früh erwachsen: „Ich kenne nur Hunger in der Zeit“, erzählte er im Rückblick, „ich bin Hamstern gegangen, ich bin Organisieren gegangen, ich bin Stehlen gegangen.“ Aus der Erfahrung des Arbeiterkindes entstand bei Robert Abt ein starkes Empfinden für soziale Gerechtigkeit. Schon damals bewegte ihn: „Ich wollte, dass es alles Menschen gut geht, vor allem gleich gut und dass es keine Unterschiede gibt.“ Als junger Mann unterschrieb er deshalb auch die Unterstützerlisten der KPD. 1947 schloss er sich im Alter von 14 Jahren dem Touristenverein „Die Naturfreunde“ an, einer sozialistischen Kultur-, Sport- und Wanderorganisation, die 1949 die erste Ferienfahrt der Nachkriegszeit in Schramberg nach Bayern organisierte, die für den Jugendlichen ein großes Erlebnis war.

    Robert Abt als Betriebsrat bei der Demonstration „Junghans darf nicht sterben!“ der IG Metall am 10. November 1981 (ganz rechts). Foto: Roland Löffler

    Nach der Schulentlassung begann er 1947 im Alter von 14 Jahren in den Uhrenfabriken Gebrüder Junghans, zunächst als Hilfsarbeiter im „Terrassenbau“. Eine Berufsausbildung zum Uhrmacher musste er abbrechen, um als Hilfsarbeiter mehr Geld nach Hause bringen zu können. Mit großem Bildungswillen und hoher Leistungsbereitschaft arbeitete er sich jedoch kontinuierlich empor, konnte sich zum „Gangmacher“ qualifizieren und gehörte damit zur Elite der „Terrassenarbeiter“ in der höchsten Lohngruppe. Im Alter von 16 Jahren wurde Robert Abt 1949 Mitglied der IG Metall. Die Arbeit in einem Großbetrieb mit mehreren Tausend Beschäftigten prägte und führte neben breiter Berufserfahrung auch zu einer großen Menschenkenntnis. 2013 wirkte er zusammen mit seinen ehemaligen Kollegen Franz Braun und Franz Zehnder (1928 bis 2014) an dem Dokumentarfilm „Terrassenbauer –Zeitzeugen berichten über ein Industriedenkmal“ des Stadtarchivs Schramberg zum „Tag des offenen Denkmals“ mit.

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    In der Kommunalpolitik verstand er sich als „Arbeitervertreter in der Arbeiterstadt“ und zeigte mitunter klare Kante. Der fest in seiner Heimatstadt verwurzelte Schramberger wurde aber über die Parteigrenzen hinweg geachtet und geschätzt, war er doch auch sehr humorvoll, kompromissbereit und umgänglich. 1958 verheiratete er sich mit Irmgard Dewald vom Niederrhein, in der er eine sehr gute Lebenspartnerin fand. 1962 konnte sich das Ehepaar über die Geburt einer Tochter und im Alter auch über mehrere Enkel freuen. Entspannung und Erholung fand er bei den Wanderungen und Veranstaltungen der Naturfreunde, in der Gemeinschaft mit seinem Jahrgang und bei regelmäßigen Sauna-Besuchen.

    Robert Abt – von seinen Freunden „Robby“ genannt – war als beispielhafter Gewerkschafter, Sozialdemokrat und Naturfreund eine große Persönlichkeit der Arbeiterstadt Schramberg. Was seine Familie unter seine Todesanzeige schrieb, gibt auch die Trauer der Bekannten, Freunde und Kollegen in seiner Heimatstadt wieder: „Er fehlt.“

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