Selten hat ein Schramberger für die Geschichte seiner Heimatstadt so viel geleistet wie Lothar Späth. Der führende Kopf der Burgpioniere auf dem Schlossberg wird heute in Ettlingen 80 Jahre alt. Eine Würdigung von Stadtarchivar Carsten Kohlmann:
Die Geschichte der Burgruinen seiner Heimatstadt ist das Lebensthema von Lothar Späth. Seit 65 Jahren ist er Burgpionier In dieser Zeit hat er für das Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg ein einmaliges Lebenswerk geschaffen, das aus einer großen Sammlung archäologischer Funde, einem ebenso großen Bestand an Fachliteratur und Archivquellen und zahlreichen Publikationen besteht. Vor allem in der Zeitschrift „D’Kräz“ des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg sind diese erschienen. Für sein herausragendes ehrenamtliches Engagement hat der stets bescheiden gebliebene Idealist die „Heimatmedaille“ des Landes Baden-Württemberg und den „Ehrenbrief“ der Großen Kreisstadt Schramberg erhalten.
Beginn in der Jugend
In den 1950er-Jahren sahen die Burgruinen der Fünftälerstadt Schramberg noch sehr romantisch aus. Die zerfallenen Anlagen waren für Besucher nur schlecht zugänglich und wirkten durch zahlreiche Bäume und Büsche sehr geheimnisvoll. 1956 begaben sich einige Oberschüler, zu denen auch der damals 15 Jahre alte Lothar Späth gehörte, auf dem Schlossberg auf „Schatzsuche“. Die Begeisterung für Archäologie war durch einige Bücher und Filme in dieser Zeit ohnehin groß. Die ersten Funde im Hof zwischen der vorderen und hinteren Wehrburg machten Lust auf weitere Entdeckungen.
Anstelle der wilden Grabungen rief die Stadtverwaltung im Jahr 1957 nach dem Vorbild der bereits bestehenden Bürgervereinigung Falkenstein und der Höflevereinigung Burg Schilteck zur Bildung einer „Interessengemeinschaft“ auf, um auch auf der größten örtlichen Burgruine die „Renovierung, Ausbesserung und teilweise Freilegung“ in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege anzugehen. Zahlreiche Bürger – auch Paul Späth (1905 bis 1972) und sein Sohn Lothar Späth – meldeten sich und arbeiteten seitdem als „Burgpioniere“ in ihrer Freizeit mit großer Begeisterung auf dem Schlossberg.
Kopf der Burgpioniere
Lothar Späth war vom Beginn der Grabungen in den 1950er bis zu ihrem Ende in den 1980er Jahren dabei. Er entwickelte sich in dieser Zeit zum führenden Kopf der Burgpioniere. Neben seiner Berufstätigkeit als Ingenieur für Maschinenbau machte er sich auch immer mehr mit archäologischen Methoden vertraut. Seit 1970 arbeitet und lebt er berufsbedingt in Ettlingen. Seitdem kam er zur Fortsetzung seiner ehrenamtlichen Arbeit auf dem Schlossberg regelmäßig in seiner Freizeit nach Schramberg.
Die Erhaltung der Funde und der Beginn ihrer Erforschung ist sein bleibendes Verdienst. Die heutige „Archäologie des Mittelalters“ wurde von ihm betrieben, als es sie in der Denkmalpflege und an den Universitäten noch gar nicht gab – eine Pionierleistung, bei allen Grenzen, die ihm auch gesetzt waren. 1985 konnte er die dreißigjährige Grabungstätigkeit mit der Einrichtung des „Burgenzimmers“ im damals neu eingerichteten Stadtmuseum Schramberg abschließen.
Die Dauerausstellung war eine der ersten Präsentationen archäologischer Zeugnisse des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in einem Stadtmuseum in Baden-Württemberg, die auch nach bald 40 Jahren immer noch durch ihre Qualität überzeugt und mit der deshalb auch bei einer Neukonzeption mit großem Respekt umzugehen ist.
„Alte Funde in neuem Licht“ im nächsten Jahr
Zum 80. Geburtstag von Lothar Späth war für dieses Jahr eine große Ausstellung mit dem Titel „Alte Funde in neuem Licht“ im Stadtmuseum Schramberg geplant – einmal mehr von ihm maßgeblich unterstützt. Aufgrund der aktuellen Pandemie musste die Ausstellung auf das Jahr 2022 verschoben werden und wird zusammen mit dem Begleitbuch ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für einen großen Schramberger werden.
Der Zeitgewinn kommt dem Ausstellungs- und Buchprojekt aber auch zugute. Im Projektteam wirken mit: Kurator Moritz Seeburger (Archäologe und Historiker), Ines Petri, Schülerin am Gymnasium Schramberg und Urenkelin des Burgpioniers Heinrich Petri (1914 bis 1992) mit einer 3-D-Rekonstruktion des „Neuen Hauses“ auf dem Schlossberg, David Kuhner (Freiwilliges Soziales Jahr Kultur), Rainer Langenbacher (Fotografenmeister) mit Bildergalerien und Gunnar Link (Grafikdesigner) als Buchgestalter. Die Projektleitung hat Archiv- und Museumsleiter Carsten Kohlmann inne.
Die Ausstellung „Alte Funde in neuem Licht“ wird am 15. Mai 2022 zum „Internationalen Museumstag“ eröffnet. Sie wird mit begleitenden Führungen und Vorträgen bis zum 30. Oktober 2022 zu sehen sein.