„Ein Klangdenkmal von unschätzbarem Wert“ ertönt in Schramberg

Schiedmayer Scheola Vorführung in Gut Berneck

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Einen weiteren Leckerbissen servierte Hausherr Hans-Jochem Steim am Samstag den Besucherinnen und Besuchern des Konzerts Romantische Harfenklänge (wir haben berichtet) Im Anschluss an das Konzert führte Klavierbauer Peter Zergiebel das Schiedmayer Scheola Orgel Harmonium vor.

Schramberg. Das einmalige Instrument stammt aus dem Jahr 1920. Es sei „ein Klangdenkmal von unschätzbarem Wert“, heißt es in einem Gutachten, es sei ein Zeugnis schwäbischen Erfindergeistes und deutscher Instrumentenbaukunst“. In diesem überdimensionalen Instrument von gut drei Meter Höhe und 3,40 Meter Breite haben die Instrumentenbauer ein Harmonium mit Percussion, eine Celesta und eine Orgel zusammengefügt. Über eine pneumatische Steuerung kann dieses Wunderwerk automatisch Musik spielen.

Bewegte Geschichte

Gebaut für einen Stuttgarter Chefarzt hatte das Monstrum eine bewegte Geschichte, bis Steim das Instrument kaufte und in Gut Berneck einbauen und aufwändig restaurieren ließ: Nach dem Tod des Chefarztes hatte dessen Sohn das Instrument übernommen und später teilweise in seiner Villa wieder aufgestellt. Später wurde das Instrument weiter und weiter verkauft, bis Steim es schließlich erwarb.

Papierkrieg mit den Denkmalschützern

Wie er berichtete sei das Denkmalamt zunächst nicht in der Lage gewesen, dafür zu sorgen, dass das Instrument ins Denkmalbuch eingetragen wird. Das aber ist erforderlich, um für die Restaurierung einen Zuschuss zu erhalten.

Kurz vor der Wieder-Eröffnung Anfang September sei schließlich die Bestätigung eingetroffen, schilderte er „unseren Papierkrieg“. Zwei Orgel- und Instrumentenbauer hatten über Monate an dem Instrument gearbeitet und die mehr als 600 Pfeifen mit Kilometer langen Bleirohren verbunden.

Wilhelm Tell fasziniert

In der großen Halle von Gut Berneck und bis hinauf auf den Umgang hatten sich die Gäste verteilt, bevor Peter Zergiebel zunächst die Celesta ertönen ließ. Das Instrument spielt zwar automatisch, aber ein Organist sei dennoch erforderlich, der die verschiedenen Register der Orgel ziehen muss, erläuterte er. Aufgelegt hatte er als Papierrolle Rossinis Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“.

„Ich lasse die Orgel sprechen, das ist genug“, meinte der Klavierbauer aus dem Vogtland und setzte das Schiedmayer Scheola Orgel Harmonium in Bewegung. Und wie wohl schon vor 100 Jahren in der Chefarztvilla in Stuttgart war auch das Schramberger Publikum fasziniert von diesem Meisterwerk der Instrumentenbaukunst.

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