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Die unendliche Geschichte: Sanierung des Gymnasiums

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Schramberg. Seit Jahren eine Dauerbaustelle: Das Schramberger Gymnasium. Begonnen hatte alles mit einer Feuerwehrübung im Jahr 2010. Da stellten sich schwerwiegende Mängel beim Brandschutz heraus. Im Sommer 2011 kam es zu einem ersten Sanierungsplan. In drei Stufen sollte für 2,7 Millionen Euro das Gymnasium sicherer gemacht werden: Abschlusstüren. Brandalarmmelder, Außentreppen, Rauchabzüge….

Die Bauarbeiten begannen – und wie üblich bei einem Gebäude aus den 70er Jahren: Wenn man irgendwo aufmacht, findet man Unschönes. So auch beim Gymnasium. Seit Jahren nun wird dort gewerkelt, die Deckenverkleidungen sind seit einer gefühlten Ewigkeit entfernt, es wird und wird nicht fertig. Am kommenden Donnerstag wird der Leiter der Abteilung Hochbau Andreas Krause im Gemeinderat berichten, wie es weiter gehen soll: Er hofft, dass 2025 die Arbeiten endlich abgeschlossen sind.

Die unendliche Geschichte: Sanierung des Gymnasiums
Das Schramberger Gymnasium im typischen 70er Jahre Stil gebaut. Foto: him

Mit dem Brandschutz ging es los

In einer Vorlage für den Rat erinnert Krause an die Vergaben von „Restmaßnahmen Brandschutz“ im Dezember 2018, bei denen auch die Sanierung der Klassen- und Verwaltungszimmer einschließlich der Beleuchtung und Elerktro-Installation, die Fassadensanierung der Bauteile B und C, die Sanierung des Mädchen-WCs mit Einbau einer behindertengerechten Toilette, sowie die Beschaffung eines Notstromaggregats für den Serverraum angemeldet wurden. Für diese Maßnahmen habe der Rat gut 2,8 Millionen Euro bewilligt. Anfang Jahr 2020 habe der Rat dann die Arbeiten vergeben.

Parallel zur Maßnahmenplanung habe die Stadt im Frühjahr 2020 eine Schadstoffuntersuchung in Auftrag gegeben, „um die betroffenen Bauteile zu analysieren und die erforderlichen Schritte zum Rückbau vorzubereiten“. Dabei hätten die Gutachter zwar „keinerlei Faserbefunde“ also Künstliche Mineralfasern, kurz KMF oder Asbest, aber höhere Werte im Bereich PCB gefunden, „die allerdings im Bereich der zu[1]lässigen Grenzwerte lagen“.

Woher kommt das PCB?

Daraufhin hätten die Experten  weiter gesucht, um die Ursache für diese Kontamination zu ergründen. Das PCB steckt demnach in den Bauwerksfugen, sowie der Verfugung der Oberlichtverglasungen zwischen Klassenräumen und Fluren.

Im Sommer 2020 hätten die Handwerker als erste Maßnahme die Paneeldecken mit der KMF-Dämmung in großen Teilen des Gymnasiums ausgebaut. Danach wollte die Stadtverwaltung die weiteren Verfahrensschritte wie die Brandschottung der Durchführungen der Sanitär- und Heizungsinstallation planen und setzen.  Das beauftragte Ingenieur- Büro stellte dabei fest, „dass insbesondere die Sanitärleitungen zum Teil stärker von Rost befallen waren und Teile der Abwasserstrukturen aus asbesthaltigem Faserzement bestanden“.

Auch die Wasserrohre sind teils verrostet

Das Büro empfahl deshalb dringend, diese Installation zu ersetzen. Der Fachbereich 4 habe im Oktober 2020 kurzfristig dazu einen weiteren Zuschussantrag für die Sanierung der Sanitärinstallation, der Lüftungsanlagen in den Fachräumen, der Suche nach weiteren Schadstoffen und weiterer Brand- und Schallschutzmaßnahmen gestellt und im März 2021 mit weiteren 910.000 Euro bezuschusst bekommen.

Im Januar 2021 beschloss der Gemeinderat, die Sanitärinfrastruktur im  Gymnasium zu erneuern. „Da diese Maßnahmen bisher nicht vorgesehen waren und die überschlägige Kostenschätzung entsprechend hoch war, musste im Frühsommer 2021 ein weiteres VgV-Verfahren für diese Planungsleistungen durchgeführt werden“, schreibt Andreas Krause. Im Oktober 2021 hat der Rat den Auftrag für die weitere Planung Heizung Lüftung Sanitär an das Ingenieur-Büro Maurer vergeben.

Was steckt in den Böden?

Da es beim Austausch der Sanitärinstallation „unweigerlich zu Eingriffen in den Bodenaufbau“ komme, seien im Spätherbst die verschiedenen Bodenaufbauten und -beläge ebenfalls flächendeckend schadstofftechnisch untersucht worden. Die Fachleute hätten „weitere Schadstoffbelastungen in einigen Bodenaufbauten festgestellt“.

„Erst hatten wir kein Glück und dann kam Pech dazu“, würde ein Fußballer sagen, denn wegen Corona kam der Abschlussbericht verspätet und die Sanierung war im Sommer nicht mehr möglich.

Die Kosten für die Schadstoffsanierungen hängen laut Krause sehr stark von den vorgeschriebenen und angewandten Verfahren ab. Deshalb habe man in den Weihnachtsferien 2022/23 eine Testsanierung in drei Bereichen durchgeführt. Nach aktuellem Stand werde wohl mit sogenannten Bauteilverfahren gearbeitet und flächendeckende Schwarzbereiche vermieden wer4den können. „Dies wird sich positiv auf die zu erwartenden Kosten der Schadstoffsanierung auswirken, ohne derzeit hierzu Aussagen machen zu können“, schreibt Krause.

…und nun auch noch die EU

Doch nun kommt der nächste Hammer: Die EU will die Bemessungsgrenze Asbest von 0,1 Masse-Prozent um das Zehnfache auf 0,01 Masse-Prozent reduzieren. „Dies hat zur Konsequenz, dass bei einer jetzt durchgeführten Sanierung auf Basis 0,1 Prozent in circa zwei Jahren Bauteile vorhanden sein können, die nach den dann geltenden Bestimmungen wieder als belastet eingestuft werden und mit entsprechendem Aufwand saniert werden müssten.“

Deshalb laufe derzeit eine Nachbeprobung, um festzustellen, ob es weitere Materialien wie Putze oder Fliesenkleber gebe, die über diesem zukünftigen Grenzwert liegen würden.

Wenn diese Ergebnisse vorliegen, werde ein Büro das Leistungsverzeichnis für die Schadstoffsanierung erstellen, damit diese während der schulfreien Zeit im Sommer umgesetzt werden können. Parallel will die Stadt auch die Planungen der eigentlichen Sanierungsmaßnahmen fortsetzen, die Leistungsverzeichnisse erstellen und die Terminplanung in Abstimmung mit dem Gymnasium erarbeiten.

Das sei alles sehr komplex und sei eine herausfordernde Aufgabe der nächsten Wochen, so Krause. Deshalb könne er noch keinen konkreteren Ablaufplan nur einen groben Entwurf präsentieren.Die unendliche Geschichte: Sanierung des Gymnasiums

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Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.