Als Ende letzter Woche Revierleiter Jürgen Lederer die Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2019 vorlegte, da hatte ihm die Daten sein neuer Stellvertreter aufbereitet. (Wir haben berichtet.) Der 57-jährige Harry Hurtz ist seit Mai Leiter der Führungsgruppe. Sein Team ist dafür verantwortlich, dass „die Kollegen alles zur Verfügung haben, was sie für ihre tägliche Arbeit brauchen“, wie Lederer erläuterte.
In der Kriminalitätsstatistik gibt es, wie bei den meisten Statistiken, Unwägbarkeiten, Schwankungen, Ungenauigkeiten. Manchmal helfen Zufälle, die Aufklärungsquote zu verschönern. Etwa, wenn die Polizei einen Betrüger erwischt, der gleich100 Leute im Internet reingelegt hat. Schon steigt die Quote. Oder umgekehrt, wie jetzt in Schramberg geschehen, wenn ein Kaufhaus am Ende des Jahres merkt: ‚Ui, da müssen ja etliche Langfinger am Werk gewesen sein‘, und nachträglich Anzeigen erstattet, wenn die Chance, noch Taten aufzuklären, gleich null geht.
Die Häufigkeitszahl erlaubt Vergleiche – und Schramberg steht bestens da
Dennoch: Eine Zahl ist wichtig, weil sie Vergleichbarkeit schafft, das ist die Häufigkeitszahl. Sie gibt an, wie viele Straftaten je 100.000 Einwohner registriert wurden. Je niedriger diese Zahl, desto sicherer können sich die Menschen in einer Kommune fühlen. Und da ist eben schon erstaunlich, dass Schramberg sehr gut da steht. Seit Jahren ist die Stadt eine der sichersten großen Kreisstädte im Land, in Südbaden meist die sicherste.
Und vergleicht man Schramberg mit Nachbarkommunen, dürfte sich so mancher die Augen reiben. Auf Bitten der NRWZ hat Harry Hurtz einige Zahlen aus der unmittelbaren Nachbarschaft herausgesucht.
Die Häufigkeitszahl für Schramberg mit knapp 22.0000 Einwohnern: 2681. Im angeblich so friedlich-verschlafenen St. Georgen mit nur 13.000 Einwohnern liegt die Häufigkeitszahl bei 3396. Das mit etwa 14.000 Einwohnern ebenfalls deutlich kleinere Oberndorf weist mit 4271 eine mehr als anderthalb Mal höhere Häufigkeitszahl als Schramberg aus.
Rottweil mit gut 25.000 Einwohnern nur unwesentlich größer als Schramberg hat eine bald doppelt so hohe Häufigkeitszahl, nämlich 4712. Sogar das Oberzentrum mit gut 85.000 Einwohnern liegt darunter. Laut Hurtz beträgt die aktuelle Häufigkeitszahl für Villingen-Schwenningen 4635.
Im Landesdurchschnitt für Baden-Württemberg liegt die Häufigkeitszahl bei 5184, im Landkreis Rottweil bei 3028, im Schwarzwald-Baar-Kreis bei 3742 und im Landkreis Tuttlingen bei 3708.
Ein Leben bei der Polizei
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hatte Hurtz eine Reihe höchst unterschiedlicher Posten bei der Polizei. In seiner neuen Rolle habe er sich aber sehr schnell eingelebt, lobt Lederer im Pressegespräch. Seine Karriere begann Hurtz
1980 in Hechingen-Leichlingen bei der Bereitschaftspolizei. Es folgten fünf Jahre in Stuttgart und anschließend ein erstes Mal Schramberg. Hurtz studierte anschließend an der Fachhochschule und wurde danach nach Freiburg versetzt
1994 wurde er Leiter einer Dienstgruppe und kam 1998 wieder in die Region und wurde Pressesprecher in der Polizeidirektion Rottweil. Nach weiteren Stationen in Oberndorf, beim Fahndungsdienst der Autobahnpolizei und in Stuttgart kam er nochmals in die Öffentlichkeitsarbeit in Villingen-Schwenningen.
Nach der großen Polizeireform wechselte Hurtz 2014 in die Einstellungsberatung und Nachwuchswerbung in Rottweil. Seit 1. Mai nun Schramberg. Und dabei soll es nun erst einmal bleiben, hofft Revierleiter Lederer: „Bei einer solchen Schlüsselposition ist Kontinuität wichtig.“ Hurtz wohnt in Mariazell, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.