Denkmalschutz und Modernität

Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Schramberg. Die Umgestaltung des Rathauses und des großen Sitzungssaals lässt die Schramberger Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr nicht los. Nachdem sie bereits einige Aspekte umsetzen ließ, wie den Austausch des Arbeiter-Gemäldes gegen eine Stadtansicht, beauftragte die Verwaltung den Innenarchitekt Arkas Förstner für ein Umgestaltungskonzept des kleinen und großen Ratsaales sowie des Foyers. In diesem Zuge sollte auch die Technik auf den neuesten Stand gebracht werden. Den Entwurf nahm der Gemeinderat zur Kenntnis.

„Am Anfang stand eine Analyse“, wie Förstner dem Gemeinderat berichtete, denn das Rathaus und Teile der Inneneinrichtung befinden sich unter Denkmalschutz. Hierzu zählen unter anderem diverse Holzverkleidungen, die Deckenstruktur und einige „antike Objekte“. Der große Sitzungssaal sei prinzipiell mit dem britischen Unterhaus zu vergleichen, meinte Förstner zur Erheiterung der Ratsmitglieder und verdeutlichte dies  mit einem Foto.

Personalleiterin Ute Vogel und Thomas Brantner lachen mit Arkas Förstner über seinen Vergleich mit dem Unterhaus. Foto: him

Neue Möbel für den Sitzungssaal?

Durch die vorhandenen Möbel gäbe es ein „Defizit der Bequemlichkeit“. Deshalb schlug der Innenarchitekt ein Konzept mit modernen Möbeln vor. Dieses sieht vor, dass neue Tische und Stühle angeschafft werden sollen, die leichter sind und in ihrer Anordnung flexibel aufgestellt werden können.

Weiterhin sollen die Zuhörerstühle stapelbar sein, um so einen schnelleren Aufbau für Sitzungen zu gewährleisten. Die Möbel sollen auch mit Strom versorgt und gegebenenfalls mit Tischleuchten versehen werden, was einer Bibliotheksoptik gleichkäme.

Zur Begutachtung des Konzepts hatte Förstner Möbel im kleinen Sitzungssaal bereitgestellt. Auch Oberbürgermeisterin Eisenlohr bemängelte die Tischordnung mit dem großen Leerraum in der Mitte. Sie scherzte: „Die konstruktiven Ideen fallen in das Loch in der Mitte und die Probleme stapeln sich.“

Das große Loch für konstruktive Ideen….Der Sitzungssaal mit dem Ratstisch. Archiv-Foto: him

Ein weiteres Anliegen der Oberbürgermeisterin sind der Austausch der altmodischen Vorhänge, die Förstner durch moderne graue Vorhänge ersetzen will. Durch eine Beschichtung könnten diese den Raum im Sommer deutlich kühler halten.

„Das Catering kann weiterhin im Mittelbereich bleiben“, so Förstner, der zusätzlich an einen Trinkbrunnen gedacht hat. Ein Schrank mit Geschirr und ähnlichen Utensilien soll hier ebenfalls den Aufbau für Sitzungen erleichtern.

 Moderne Technik

Zur technischen Neugestaltung des großen Sitzungssaales schlug der Innenarchitekt zwei Bildschirme vor, um sowohl Stimmabgaben, als auch die Präsentationen gleichzeitig anzeigen zu können. Dieser Maßnahme würden dann jedoch die Bilder der Ehrenbürger zum Opfer fallen.

Förstner schlug vor, die Porträts künftig im Foyer im Erdgeschoss  und somit „näher an den Bürgern“ zu zeigen. Mit Hinweistafeln könnte dort dann auch auf ihr Leben und ihre Verdienste für die Stadt hingewiesen werden. Das Foyer sollte ohnehin aufbereitet werden, denn es „heißt die Bürger willkommen“, so Förstner weiter.

 Kleiner Sitzungssaal ohne NS-Leuchter

Im kleinen Sitzungssaal könne außerdem ein „repräsentativer Empfangsraum“ entstehen mit einer Fotowand für Ehrengäste. Bisher befindet sich dort ein alter Kronleuchter aus der NS-Zeit mit Runen, der der Oberbürgermeisterin schon lange ein Dorn im Auge ist. „Der Kronleuchter darf raus, muss aber aus Denkmalschutzgründen aufbewahrt werden“, wie Förstner informierte. Dies lässt die Umrüstung auf eine moderne Beleuchtung, möglicherweise mit Schienensystem an der Decke, zu.

Nach den Ausführungen des Innenarchitekten gab es noch reichlich Austauschbedarf, doch der Gemeinderat war für die vorgeschlagenen Modernisierungsmaßnahmen prinzipiell offen. Eisenlohr versicherte den Ratsmitgliedern, dass nun abgeklärt werden soll, wie viel die Umgestaltung kosten würde und dann weiter beraten werden könne.

Tendenz: Alte Möbel lieber aufmöbeln

Gemeinderat Jürgen Reuter („Aktive Bürger“) interessierte sich vor allem dafür, was mit dem bisherigen Mobiliar geschehen solle, sollte es zu einem Austausch kommen. Fachbereichsleiter Uwe Weisser entgegnete, dass wegen des Denkmalschutzes zumindest ein Teil eingelagert werden müsse. Udo Neudeck (Freie Liste) meinte zu den Möbeln: „Ich kann mir ein Konzept mit den alten Möbeln gut vorstellen.“ Es würde im Sitzungssaal wenig verschoben werden, es finde ja „praktisch jede Woche“ hier eine Sitzung statt und die Stadt sei „knapp bei Kasse“. Neudeck mahnte weiter: „Wir müssen vorsichtig sein!“

Eisenlohr versprach, im nächsten Schritt werde man an alles ein Preisschild anbringen. Sie verwies darauf, dass die Verwaltung den großen Sitzungssaal ebenfalls täglich für Besprechungen nutze. Bei kleinen Runden sei die Möblierung „nicht so ideal“.

Vorschlag für neue Ratssessel. Foto: him

Dominik Dieterle (CDU) lobte, die Modernisierung des Sitzungssaales sei „supersinnvoll“. Die Umsetzung sei auch nach und nach möglich. Ralf Rückert freute sich auf die geplante Verbesserung der technischen Infrastruktur, wollte aber noch mehr Details erfahren. Fachbereichsleiter Weisser fand, es sei wichtig, die Technik auf Vordermann zu bringen. Für die Industriestadt Schramberg sei „sie nicht mehr zeitgemäß“.

Eisenlohr bat um ein Signal aus den Fraktionen im Ältestenrat, ob das bisherige Mobiliar ersetzt oder aufgemöbelt werden solle. Der Rat nahm den Bericht zur Kenntnis.

 

image_pdfPDF öffnenimage_printArtikel ausdrucken
David Kuhner (dk)
David Kuhner (dk)
David Kuhner (*2002) geboren in Rottweil und aufgewachsen in Schramberg. Nach dem Abitur am Gymnasium Schramberg im Jahr 2020 absolvierte er ein FSJK im Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg. Sein großes Interesse gilt der Lokalgeschichte seines Heimatortes Schramberg. Seit dem Wintersemester 2021/22 studiert er an der Eberhard Karls Universität Tübingen Geschichtswissenschaft im Hauptfach und katholische Theologie im Nebenfach.