Das Schramberger Stadtmuseum zeigt derzeit eine Sonderausstellung zur Erfassung und Erforschung von „Kleindenkmalen“ in Schramberg. Eine große Zahl Interessierter war am Freitagabend zur Eröffnung ins Stadtmuseum im Schloss gekommen.
In seiner Begrüßung hob Oberbürgermeister Thomas Herzog hervor, die Erfassung der Kleindenkmale im Kreis Rottweil habe „ein neues Bewusstsein für diese kulturgeschichtlichen Zeugnisse in unserer Heimat geschaffen“. In den Jahren 2012 und 2013 hatten ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Bildstöcke, Wegkreuze, Kapellen, Brunnen, Brücken, Denkmäler und ähnliche Objekte gesucht, erfasst und dokumentiert.
Herzog dankte den Ehrenamtlichen „für die vielen, vielen Stunden, die Sie für dieses Projekt aufgewendet haben“. Herzog erinnerte daran, dass in Schramberg mehr als 200 Objekte unter Denkmalschutz stehen: vom gigantischen Industriegebäude bis zum unscheinbaren Lesesteinhaufen in Tennenbronn. Kleindenkmale seien deutlich weniger geschützt, seien aber oft „sehr aussagekräftige Zeitzeugen historischer Ereignisse, Arbeitsweisen oder Lebensverhältnisse“.
Der Historiker Dr. Hans Harter aus Schiltach erinnerte daran, wie die Erfasser vor fünf, sechs Jahren „über Stock und Stein“ stolperten, in dunkle Eiskeller stiegen oder letzte Zeitzeugen befragten. Etwa 300 Erfasser und Helfer hätten so im Kreis etwa 6000 Kleindenkmale dokumentiert. Eine „kreisweite Bürgerinitiative“ sei das gewesen. Die Kleindenkmale ließen sich in neun Kategorien unterteilen, beispielsweise Brücken in der Kategorie „Verkehr“ oder Kreuze und Bildstöckle in der Kategorie „Religion“.
Diese Kleindenkmale prägten unsere Landschaft und seien „Orte lokaler Identität“. Sie erzählten generationenübergreifend Geschichten. Weil die Kleindenkmale nicht den vollen Schutz des Denkmalschutzes genössen, seien sie gefährdet. Oft betrachte man sie als „altes Glump“. Seit 2013 seien einige Kleindenkmale verloren gegangen, etwa Bogenbrücken im Schiltachtal, bedauerte Harter.
Er forderte zum Dialog der Planer mit den Denkmalkennern auf. Denn „Kleindenkmale sind nicht tote Materie, die nutzlos rumsteht. Sie sind real, nicht digital.“ Sie seien unserer Obhut anvertraut, appellierte er an die Kommunalpolitik: Als „Denkmal, nicht Vergissmal“.
Vier Schwerpunkte
Stadtarchivar Carsten Kohlmann betonte, die Erfassung der Kleindenkmale sei ein siebenjähriges Projekt, das mit der Ausstellung einen vorläufigen Abschluss finde. Es kämen aber auch immer wieder neue Kleindenkmale hinzu, wie etwa die vor wenigen Tagen in Heiligenbronn enthüllte Büste des Klostergründers David Fuchs.
Die von Stadtarchivar und Museumsleiter Carsten Kohlmann und der neuen wissenschaftlichen Mitarbeiterin Annette Hehr betreute Ausstellung habe vier Themenschwerpunkte: Wie haben die Erfasser gearbeitet? Die Grenzen, die den Raum Schramberg geprägt haben, die Grabsteine, Bildstöckle und Wegkreuze und schließlich ein außergewöhnlicher Mühlstein aus dem Göttelbachtal und seine Geschichte. Insgesamt sei die Sonderausstellung, wie auch das Ausstellungsprogramm insgesamt, „ein Schaufenster der großen Kreisstadt Schramberg.“
Info: Die Erfasserinnen und Erfasser in Schramberg und Sulgen waren: Harald Bargenda, Karin Becker (1946-2015), Werner Dold (1942- 2015), Albin Hettich, Kurt Hermann und Dieter Kohlmann, im Stadtteil Tennenbronn Bernhard Fleig, Maria Fleig, Sabine Grimmig, Edwin Klausmann und Alfred Kunz und im Stadtteil Waldmössingen Bernd Günther. Die Ausstellungsstücke haben Harald Bargenda, Albin Hettich, Dieter Kohlmann, Klaus Kopp und Meinrad Kopp über Wochen im „Kristleshof“ auf der Hutneck gereinigt und mit den eigens angefertigten Gestellen in die Ausstellungsräume gebracht. Leihgaben überließen Albin Hettich, Hardt, Johannes Klausmann, Hardt und Josef Kubitza, Sulgen.
Die Ausstellung ist bis 16. September zu sehen. Das Museum im Schloss in Schramberg ist von Dienstag bis Samstag von 13 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage von 11 bis 17 Uhr geöffnet.