back to top
...
    NRWZ.deNRWZ.de+Corona und Klima: Heilsamer Schuss vor den Bug?

    Corona und Klima: Heilsamer Schuss vor den Bug?

    Artikel
    Kommentare
    Autor / Quelle
    Weitere Artikel
    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    Der gebürtige Schramberger Franz Baumann arbeitete seit 1980 für die Vereinten Nationen und war bis 2015 Beigeordneter General­sekretär sowie Sonder­berater für Umwelt­fragen und Friedens­missionen und damit einer der höchst­rangigen deutschen UN-Beamten. Seit 2017 ist der studierte Verwaltungs­wissen­schaftler und promovierte Poltik­wissen­schaftler Gast­professor an der New York University.

    Franz Baumann vor einem Hinweisschild zur längst nicht mehr existierenden Bäckerei-Konditorei seiner Eltern in Schramberg. Foto: privat

    In einem Artikel für das Online Magazin „Klimareporter“ hat sich Baumann mit den Auswirkungender Coronakrise auf die Klimadebatte auseinandergesetzt. Ein Interview mit Baumann in der NRWZ  vor einigen Wochen wurde heftig diskutiert und zu einem der meist kommentierten Beiträge auf nrwz.de.

    Wir veröffentlichen Baumanns jüngsten Beitrag, wie er bei „Klimareporter“ erschienen ist:

    Krisen schaffen Klarheit und eröffnen Chancen. Covid-19 enthält Lehren für die Begrenzung der Erderhitzung. Fünf Vorschläge, was es jetzt braucht, um eine Havarie abzuwenden.

    Mike Campbell, eine Figur in Hemingways Roman „Fiesta“, wird gefragt, wie er bankrott gegangen sei. „Erst ganz allmählich, dann plötzlich“, ist seine Antwort.

    Covid-19 zeigt, wie abrupt der Übergang von Glattgehen zu Havarie sein kann. Seit Februar vernichtete der Coronavirus die unvorstellbare Summe von mehreren Billionen Euro und verdeutlichte damit die Risiken sowie die Instabilität und die Destruktivität einer auf fossilen Brennstoffen und endlos wachsendem Güterkonsum basierenden, integrierten Weltwirtschaft.

    Krisen schaffen Klarheit und eröffnen Chancen. Covid-19 enthält Lehren für die Begrenzung der Erderhitzung, zum Beispiel folgende fünf.

    Erstens: Fakten zählen

    Wissenschaftliche Erkenntnisse sind lebensrettend, wenn sie denn umgesetzt werden. Verantwortliche Politiker müssen, analog zur Viruskrise, den Klimanotstand als solchen bezeichnen und entsprechend handeln.

    Das erfordert einerseits die dramatische Verringerung von CO2-Emissionen, nämlich um jährlich 7,6 Prozent bis 2030, wenn das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte Ziel von 1,5 Grad Erderwärmung erreicht werden soll.

    Um dies zu schaffen, müssen nahezu 90 Prozent der bekannten fossilen Brennstoffreserven in der Erde bleiben, also abgeschrieben werden. Eine Herkulesaufgabe angesichts der globalen Förderungsplanungen für fossile Brennstoffe, die noch jetzt um 120 Prozent höher liegen als mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar.

    Andererseits ist es unumgänglich, die gesamte globale Energiewirtschaft auf – von Sonne und Wind gewonnene – Elektrizität umzustellen. Ein hoher CO2-Preis sowie das Abschaffen aller Subventionen für fossile Brennstoffe sind elegante, marktwirtschaftliche Methoden, um diese Umstellung voranzutreiben. Je früher und nachdrücklicher, je besser.

    Weil Jahrzehnte verbummelt wurden, reichen kleine Schritte nicht mehr aus. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert deshalb nachdrücklich „einen unmittelbaren Transformationsschub“.

    Zweitens: Hohe staatliche Kompetenz und Kapazität sind unabdingbar

    Weil vorbeugen besser und billiger ist als heilen, braucht es eine über den Tag hinausgehende Risikoanalyse, politische Prioritätensetzung und transparente sowie umfassende Gegenmaßnahmen.

    Das fossile Zeitalter ist am Ende. So zu tun, als sei dies nicht der Fall, verschiebt nur die unvermeidlichen Anpassungskosten in die Zukunft. Das ist unsolide.

    Viel Zeit ist vertan worden, aber ein treffliches afrikanisches Sprichwort besagt: „Der beste Moment, einen Baum zu pflanzen, war vor Jahrzehnten, der zweitbeste ist heute.“

    Wichtig ist es, wenn die Coronakrise überstanden ist, den Spielraum zu nutzen und die notwendigen Anpassungen strategisch einzuleiten, anstatt in ein paar Jahren unter Krisendruck handeln zu müssen.

    Am Verbrennungsmotor festzuhalten, an der Braunkohle, am steuerbefreiten Flugbenzin, an der Massentierhaltung oder an der Subvention fossiler Brennstoffe bedeutet, langfristigen Schaden für kurzfristige Bequemlichkeit in Kauf zu nehmen.

    Es ist wichtig, die Zeichen der Zeit zu sehen, und sie als Chance zu begreifen. Heutige Unzulänglichkeiten und Untätigkeit verschieben Risiken sowie Kosten in die Zukunft.

    Die Physik der Erderhitzung hat ihren eigenen Kalender, und die realistische Gefahr besteht, dass wir uns Kipppunkten nähern, deren Überschreiten katastrophale, nicht rückgängig zu machende Folgen hat.

    Nachdem der Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hat, entwickelt sich eine Eigendynamik, die weitere menschliche Interventionen irrelevant macht. Carpe diem.

    Drittens: Die Erderhitzung ist nur politisch in den Griff zu bekommen

    Die Erderhitzung ist keine Angelegenheit persönlicher Tugend oder individueller Lebensstile, sondern ein Problem solch großen Ausmaßes, dass wissenschaftliche, wirtschaftliche oder persönliche Anstrengungen allein nicht genug ausrichten können, außer sie werden politisch in großem Maßstab strategisch und dauerhaft vorangetrieben.

    Individuelle Anstrengungen sind zweifellos notwendig, aber nicht ausreichend. Vorausschauende Schadensbegrenzung braucht es, internationale Zusammenarbeit, Kompromisse und, ja, gewaltige finanzielle Leistungen, um es zu ermöglichen, dass das Wirtschaftswachstum im globalen Süden nicht mit fossilen Brennstoffen befeuert wird.

    Der Markt wird es nicht richten. Er kann nicht einmal beurteilen, ob es ökonomisch sinnvoll ist, die menschliche Zivilisation zu retten.

    Weil sich der Kapitalismus globalisiert hat, aber nicht die notwendige demokratische Kontrolle, wird der Kampf gegen die Erderhitzung nur gelingen, wenn das Politische gestärkt wird.

    Die von der Coronakrise unerwartet erschlossene Chance muss genutzt werden.

    Viertens: Preise müssen Kosten reflektieren

    Weil bislang die tatsächlich anfallenden Umwelt- und Gesundheitskosten fossiler Energien nicht beglichen, sondern auf die lange Bank geschoben wurden, ist Treibhausgasneutralität eine ebenso gigantische wie politisch heimatlose Aufgabe.

    Anstatt ein Nischen- oder Wohlfühlthema zu sein, geht es um nicht weniger als um den radikalen und sofortigen Umbau der Wirtschaft und Landwirtschaft, der Städte und der Mobilität, des Wohnens, Essens und Reisens.

    Verzwickt, schmerzhaft und teuer wird es werden, aber lange nicht so wie weitere Lösungsverschleppung. Die baldige Umstellung auf Nachhaltigkeit wird kostspielig und kompliziert, aber billiger, als weiterhin zu wenig zu tun.

    Vor Jahren hätte ein mäßiger CO2-Preis ausgereicht. Die CDU beschloss ihn 1995 auf ihrem Parteitag mit dem Motto „Sicher in die Zukunft“. Heute kalkuliert das Umweltbundesamt 180 Euro pro Tonne CO2.

    Fünftens: Technologische Innovation ist kein Allheilmittel

    Angenommen, ein hoher CO2-Preis und Milliardeninvestitionen in erneuerbare Energien und Speicherung führen zu einer technologischen Revolution kopernikanischen Ausmaßes.

    Selbst dann ist es zwar möglich, wenn auch unwahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren technische Lösungen zur Verfügung stehen, die es erlauben, dass die Armen der Welt wohlhabend werden, ohne dass die Reichen sich einschränken müssen – während die Weltbevölkerung um weitere 50 Prozent zunimmt.

    Grenzenloses Wachstum ist die Logik – besser der Fetisch – der Weltwirtschaft, und zwar sowohl in marktwirtschaftlichen als auch in staatsdirigistischen Ländern.

    Nicht nur die Klimaleugner sind anti-wissenschaftlich, sondern auch die Technologie-Enthusiasten und Erneuerbare-Energie-Optimisten, welche die Möglichkeit nicht bezweifeln, dass elf Milliarden Menschen so leben können wie die europäische, nordamerikanische, australische oder japanische Mittelklasse.

    Präsident Trumps Flugverbot für Europa betrifft 550 Flüge am Tag mit über 120.000 Passagieren. Von der Willkür der Maßnahme abgesehen stellt sich die Frage, ob dieses tägliche Volumen normal sein kann? Oder erstrebenswert? Oder nachhaltig?

    Beispiellos schnelle und weitreichende Systemübergänge

    Die Covid-19-Krise könnte ein heilsamer Schuss vor den Bug sein, wenn sie zu einer realistischen Einschätzung der existenziellen Gefahr führt, in der sich Menschheit und Natur befinden. Vielleicht dringt die Nachricht nun endlich durch.

    Der Weltklimarat ist vorsichtig optimistisch, allerdings mit gewichtigem Vorbehalt: Die – solange es Menschen auf der Erde gibt – noch nie dagewesene und lebensbedrohende Krise könnte zwar gelöst werden, aber nur durch „schnelle und weitreichende Systemübergänge in Energie‐, Land‐, Stadt‐ und Infrastruktur‐ (einschließlich Verkehr und Gebäude) sowie in Industriesystemen“, die „beispiellos sind bezüglich ihres Ausmaßes“.

    Dabei muss – unter der Leitfrage was es braucht, nicht, was geht – alles auf eine grundsätzliche Vereinbarkeit mit Treibhausgasneutralität überprüft werden.

    Und weil die Erderhitzung ein globales Problem ist, muss die Antwort beinhalten, was es global braucht und was der Beitrag eines reichen und hoch entwickelten Landes wie Deutschland zu sein hat.

    Die Frage ist nicht, was zu tun ist, sondern ob es die Menschheit als Kollektiv schafft, und zwar in diesem Jahrzehnt. Deutschland hat dabei eine Schlüsselrolle.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Diskutieren Sie mit!

    Hier können Sie einen Kommentar zu unserem Artikel hinterlassen.

    7 Kommentare

    7 Kommentare
    Neueste
    Älteste Meist bewertet
    Inline Feedbacks
    Alle Kommentare anzeigen
    Sandra C.
    Sandra C.
    4 Jahre her

    Hallo Herr Strobl,
    Da Sie offensichtlich doch Interesse an meinen Ansichten haben:
    Zuerst einmal möchte ich die Klimafrage strikt von der Diskussion über SARS-COV2 trennen.
    Der einzige Zusammenhang, den ich sehe, ist im Konsumverhalten anzusetzen. Wie mir eine befreundete Ärztin, auf die ich fachlich große Stücke halte, erläutert hat, sind unstrittig alle Coronaviren (auch die von Ihnen erwähnten schon lange bekannte Typen) von Tieren auf den Menschen übertragen worden. Das bringt mich zu der Frage, ob es nicht von Vorteil wäre, den Konsum tierischer Produkte auf ein Minimum zu reduzieren. Ich selbst esse seit Jahren kein Fleisch,was aber rein ethische und keine klimarelevanten Gründe hat und ich sehe es als wichtig an, jedem die persönliche Entscheidungsfreiheit in dieser Hinsicht zuzugestehen. Mit einem Umdenken in puncto Massentierhaltung spricht Herr Baumann mir allerdings aus der Seele. Mit der Reduzierung der Produktion tierischer Waren, wodurch diese gemäß den Gesetzen des Marktes teurer würden, würde man, finde ich, sehr gut fahren. Auch der Ruf nach einer weltweiten Zusammenarbeit und Solidarität ist genau das, was ich mir aus tiefstem Herzen wünsche. Ob der Klimawandel (auch) menschengemacht ist, diese Frage stellt sich mir nicht. In jedem Fall könnte Mensch ihn verlangsamen und in seinen Auswirkungen abmildern. Dafür Dieselfahrzeuge (von heute auf morgen) zu verdammen, finde ich hingegen völlig unsinnig. Und auch der Windenergie stehe ich mit Skepsis gegenüber. Billigflüge, den enormen Zuwachs in der Kreuzfahrtbranche etc sehe ich aber als vermeidbar und unsinnig an. So gesehen gebe ich Ihnen mit dem Ausdruck „Klimahysterie“ ein wenig Recht- die Durchsetzung setzt, so ist meine Meinung, an den falschen Stellen an. Das kritisiert Herr Baumann ja aber gerade.
    Aber genug vom Klima.
    Den Brief des Herrn Bhakdi habe ich gelesen.
    Zu Punkt eins kommt mir als Laie sofort dieser Einwand in den Sinn: Man hat die Erfassung der Daten zu Neuinfektionen vielleicht mit der wohlgemeinten Intention begonnen, alle Fälle und Verdachtsfälle auswerten zu wollen, weil man von weniger Fällen ausgegangen war? Von Mitarbeitern des hiesigen Landratsamts weiß ich, dass die Testkits mittlerweile so rar sind, dass nur noch bei begründetem Verdacht überhaupt getestet wird. Der „begründete Verdacht“ beschränkt sich demnach auf klinische Krankheitsbilder. Selbst Kontaktpersonen werden nicht mehr getestet, sondern müssen in häusliche Isolation. Über diese Fälle wiederum besteht Mitteilungspflicht. Sie fließen aber nicht in die Statistik zu Infektionen ein ( auf den Seiten des RKI so nachzulesen). Die Zahl labordiagnostischer Nachweise nähert sich also der des klinischen Krankheitsbilds an.
    Meine Gegenfrage: Was wäre die Alternative?
    Ich kenne das Dilemma zu wissenschaftlich fundierten Studien zu gut, bin ich doch selbst Studentin und weiß, wie so etwas abläuft und mit welchen Methoden man arbeiten kann.
    Zu Punkt 2: Es wird doch eigentlich nirgends gesagt, dass SARS-COV2 ohne Vorerkrankungen oder eine Mehrfachinfektion mit anderen Erregern gefährlich ist? Um wieder „meine“ Ärztin zu zitieren: „Das Problem am Corinavirus ist nicht die Virulenz, sondern die hohe Infektiösität.“ Es verbreitet sich extrem effektiv. Es geht im Kern nur darum, die Kurve flach zu halten, um unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten.( Und vielen Ärzten auch darum, gefährdete Menschen zu schützen.)
    Punkt drei erübrigt sich damit. Eine flächendeckende Testung ist auf Grund mangelnder Testmöglichkeiten nicht durchführbar.
    Punkt vier: Absolut !!! Die Medien verbreiten eine Panik, die vielleicht darauf abzielen sollte, uns von Massenveranstaltungen fernzuhalten und die sich stattdessen in einem (sehr peinlichen) Run auf Klopapier und Nudeln manifestiert hat. Und nein, ich gehe nicht davon aus, dass unserer Regierung die alten gefährdeten Menschen besonders am Herzen liegen. Der Kollaps unseres Gesundheitssystems andererseits sehr! Wie bereits oben geschrieben, gehe ich stark davon aus, dass der Virus nur bei immunschwachen Menschen eine hohe Mortalitätsrate hervorruft. Oder nochmal anders gesagt: Das Problem ist die Intensivversorgung. Haben wir genügend Kapazitäten, um einen Massenanfall an immungeschwächten mit dem Virus befallenen Menschen versorgen zu können? Und die Frage: Wie reagiert ein Volk, wenn das Gesundheitssystem am Rande ist und Oma und Opa sterben, weil kein freies Beatmungsgerät mehr da war? Da sehen die Politiker ihrer Felle davon schwimmen. Das ist doch klar!
    Aber: Ich würde nicht davon ausgehen, dass Deutschland mit dieser Welle an (sicherlich zum Großteil vorbelateten) Pneumoniepatienten zu Recht kommt. Meine Verwandschaft arbeitet, wie gesagt, in der italienischen Schweiz- nicht in Italien. Und die Zustände sind katastrophal. Wir stehen vermutlich immernoch am Anfang. Tote werden außerdem nicht (mehr) auf das Virus getestet. Es fehlen ja die Kits. Dazu gibt es hier auf den Seiten der NRWZ einen weiteren interessanten Artikel über Bestatter, die einen Zuwachs an durch Lungenentzündung verstorbenen Menschen verzeichnen und sich um die eigene Gesundheit sorgen (Berechtigung hin oder her).
    Punkt fünf widerspreche ich: Uns wird doch seitens der Politik ( insbesondere von Herrn Spahn (<– wo ist der Augenrollsmiley)) eingetrichtert, dass unser Gesundheitssystem exzellent sei und nicht mit dem in Italien oder Spanien vergleichbar^^. Wir seien ja sowas von vorbereitet und gewappnet..
    Fazit: Ich als Laie würde vieles sofort unterschrieben, was Herr Bhakdi schreibt. Ich sehe allerdings auch diverse Probleme. Und um es ganz deutlich zu sagen: Wir hatten die Chance, zu beweisen, dass wir vernünftig mit der Sache umgehen. Die italienische Regierung fährt die nationalistische Schiene : Wiiir Italiener, uns liegt mehr an unseren Alten als an unserer Wirtschaft, wir sind immernoch das antike Volk des großen römischen Imperiums und wir werden auferstehen wie der Phönix aus der Asche ^^. Wie ich darüber denke, schreibe ich lieber nicht; beim Volk findet es allerdings großen Anklang. Unsere Regierung hat versucht, an die Vernunft des Volkes zu appellieren um größere Maßnahmen zu vermeiden. Erfolglos. Jetzt haben wir die Quittung.
    Ich bleibe dabei: Die Maßnahmen sind übertrieben. Aber nicht sinnlos. Mir ist jeder – auch vorbelastete und / oder alte- Mensch zu viel, der auf Grund einer durch SARS-COV2 hervorgerufenen Lungenkrankheit stirbt. Wenn wir im Kollektiv zu blöde dafür sind, bestimmte Regeln einzuhalten, um die Infektionskurve flach zu halten – dann muss die Politik eingreifen.
    Damit schließt sich dann der Kreis – es ist bei Themen zum Klima nämlich keinen Deut anders.
    In diesem Sinne:
    Viele Grüße!

    Sandra C.
    Sandra C.
    4 Jahre her

    Hallo nochmals,
    Um – ohne zu diskutieren- Ihre Frage zu beantworten- der Name „Precht“ sagt mir gar nichts, „Hirschhausen“ und „Lesch“ verbinde ich mit Unterhaltungsmedien, weniger mit wissenschaftlichen Arbeiten und habe mir bisher keine Gedanken dazu gemacht. Ich sehe allgemein recht selten fern und habe bisher keine Sendung von diesen beiden Herren angeschaut. Den Namen „Sucharit Bhakdi“ lese ich gerade zum ersten Mal. Den Link werde ich anklicken. Weil es mich interessiert. Mit diesem Artikel hat es allerdings nichts zu tun:
    Hier geht es doch gar nicht um den Umgang mit SARS-COV2… Herr Baumann versucht, in dieser Situation jetzt, in der vielleicht viele sensibilisiert sind, seine Themen zum Klimaschutz hervorzubringen!!!
    Falls Ihr „Sturm“ sich also an mich richtet, ist mir nicht ganz plausibel, warum auch er so- nennen wir es mal „vehement“- dazu aufgefordert ist, sich den Brief des Herrn Bhakdi durchzulesen, finde ich doch im gesamten Artikel keinen einzigen Hinweis darauf, wie Herr Baumann den Maßnahmen jetzt persönlich gegenübersteht.
    Und um Ihnen- selbstverständlich abermals ohne zu diskutieren, sprich abermals ohne Gegenfragen – noch meine Einstellung zu ihren Themen mit auf den Weg zu geben:
    Ich bin medizinischer Laie.
    Ich habe Verwandschaft, die in der italienischen Schweiz auf Intensivstationen arbeitet und ganz klar sagt: Das Krankheitsbild COVID19 ist unübersehbar. Es kommt eine Welle von Erkrankten (Pneumonie) an, es gibt nicht genügend Beatmungsgeräte. Die Leute ersticken den Ärzten unter den Händen weg. Sie müssen abwägen, wer beatmet wird und wer nicht. Intensivpersonal muss den ganzen Tag mit einem einzigen Mundschutz zurecht kommen, denn dieser fehlt auch.
    Sie sind heillos überlastet. Und das war noch nie zuvor (in 30 Jahren auf derselben Station) der Fall. Die Influenza überlässt auch nicht SARS-COV2 kleinlaut das Feld, es gibt sie weiterhin und viele schwere Verläufe sind vermutlich auf eine Infektion mit mehreren Erregern gleichzeitig zurückzuführen.
    Die Maßnahmen halte ich persönlich trotzdem für zu weit gehend. Das Problem – wie bereits geschrieben- besteht meiner Meinung nach darin, dass ohne Anweisung von ganz oben sich viele auf Grund ihrer eigenen Internetrecherche dazu berechtigt fühlen würden, sich nicht an einen „Verhaltenskodex“ zu halten (Sie inklusive?). Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbote und alles, was damit einhergeht, sind für unsere Wirtschaft nicht förderlich. Unsere Regierung hat- sei sie, wie sie will- kein nachvollziehbares rationales Interesse daran. Das überzeugt mich.

    Strobl
    Strobl
    Antwort auf  Sandra C.
    4 Jahre her

    Liebe Sandra, – ohne Diskussion ;) – vielleicht ist bei Ihnen ja noch nicht Hopfen und Malz verloren, ich habe das Gefühl, deshalb schreib ich nochmal. Das mag ja so stimmen in der Klinik ihrer Verwandten, aber es ist keineswegs abnormal. Das italienische Gesundheitssystem ist regelmässig schon bei ’normalen‘ Grippewellen am Rande des Zusammenbruchs, kann man nachrecherchieren. Da ich sie mittlerweile für lernfähig und interessiert einschätze, schauen Sie sich bitte dieses Gespräch an: https://www.youtube.com/watch?v=Sfm1oXpvkTA
    Danach überlegen Sie mal, wo hier die Parallele zur Klimahysterie sein könnte, Sie schaffen das!
    Vielleicht schauen Sie sich dann mal die Argumente der sogenannten ‚Klimaleugner‘ (Schwachsinn, kein Mensch leugnet den Klimawandel, es geht lediglich darum, ob er menschengemacht ist) genauer an.
    Der ehrenwerte Herr Baumann würde das als Verschwörungstheorie bezeichnen, was in dem Video gesagt wird, dummerweise ist das alles mit Fakten unterlegt, sofern man nicht unter kognitiver Dissonanz leidet. Vielleicht gibt Ihnen das alles ja zu denken und sie glauben nicht mehr alles, was man Ihnen vorsetzt! Viel Erfolg beim Aufwachen, aber Vorsicht, es tut weh, wenn einem das Weltbild auf den Kopf gestellt wird! Alles Gute wünsche ich Ihnen dabei und bleiben Sie dran, ‚hab keine Zeit‘ gilt nicht!

    P. Strobl
    P. Strobl
    4 Jahre her

    Prof. Dr. med. Sucharit Bhakdi, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiolgie, leitete 22 Jahre das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Mainz. Er hat einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben mit 5 Fragen, die nach sofortigen Antworten verlangen, um festzustellen, wie begründet die derzeitigen massiven Einschränkungen unserer Grundrechte sind. Das Video erläutert die Fragen und deren Hintergrund. Der ganze Brief im Wortlaut mit den Fragen, Hintergründen und Referenzen kann hier eingesehen werden: https://docdro.id/23IE5dj

    Sandra C.
    Sandra C.
    4 Jahre her

    Es wird im Artikel überhaupt nicht die virale Krise jetzt für irgendetwas verantwortlich gemacht, Herr Strobl.
    Sie wird hier stattdessen als Chance gesehen für ein Umdenken. Die Vorschläge sind außerdem konstruktiv und umsetzbar.
    Aber von jemandem, der den Shutdown jetzt als „völlig sinnlos“ bezeichnet, von dem kann man wohl auch nicht erwarten, dass er sich aus seiner Komfortzone herausbegibt und sich mit den problematischen Folgen des Klimawandels auseinandersetzt…
    Die weltweite Zusammenarbeit gegen die Erderhitzung hat für mich deutlich mehr mit Globalisation zu tun, als für den eigenen Lifestyle mittels Billigflügen um die Welt zu jetten.
    Corona ist keine Bedrohung für unseren Planeten und auch nicht für die Menschheit an sich. Der Shutdown zielt – so hören wir- darauf ab, gefährdete Individuen zu schützen (und unser System).
    Der Klimawandel hingegen bedroht unseren gesamten Planeten. Ihn zu leugnen, finde ich hochgradig irrational und auch rücksichtslos.
    Solidarität und Altruismus haben nur bedingt etwas mit Kommunismus zu tun- aber das haben Sie ja bereits selbst erkannt. Vielmehr ist es so, dass unsere hochgepriesene Individualkultur zu so Beiträgen wie ihrem führt. Jeder glaubt und macht, was er will.
    Neuerdings haben wir ein Land voller Virulogen, die es besser wissen als die Forscher an unseren Unikliniken und erst Recht besser als die Krankenschwestern in Italien oder Spanien, die allesamt sagen, das Krankheitsbild von COVID19 ist unübersehbar. Wir haben Klimaspezialisten, die sich auf YouTube zwei Videos zu Eiszeitperioden angesehen haben und deshalb meinen, man könne genau so weitermachen wie bisher… Überall werden Verschwörungen vermutet, gleichzeitig informiert man sich aber außerhalb von Krisen munter in den Nachrichtensendungen von öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsendern: Kritisch hinterfragt wird NUR, wenn es für einen selbst unangenehm ist.
    Und das ist genau das Problem: Änderungen müssen weitreichend politisch organisiert werden. Nur so kann etwas erreicht werden. Was für Sie kommunistische Bevormundung ist, ist leider der einzige Weg, etwas zu erreichen. Paradoxerweise wegen genau solcher Ansichten wie denjenigen, die Sie teilen.
    Herr Baumann, vielen Dank für diesen Artikel !

    P. Strobl
    P. Strobl
    Antwort auf  Sandra C.
    4 Jahre her

    Liebe Sandra,
    ihrem Kommentar nach lässt sich leider entnehmen, dass sie ausser der Verschwörungkeule nix drauf haben, sie finden sicher auch Leute wie Precht, Hirschhausen und Lesch ganz toll und hudert Prozent glaubwürdig, gell? Die jahrzehntelange Gehirnwäsche hat hervorragend funktioniert. IPCC=kriminell, UNO=kriminell, WHO (=Bill Gates)=kriminell. Wer sich freiwillig den Sozialismus herbeiwünscht, dem ist nicht zu helfen. Leute wie Sie sind auch garantiert faktenresistent, weshalb ich nicht weiter mit Ihnen diskutiere, aber nur eines noch, sagen Sie mir, dass DIESER Mann lügt oder keine Ahnung hat, auch Sie, lieber Herr Baumann:
    Corona-Krise: Offener Brief an die Bundeskanzlerin von Prof. Sucharit Bhakdi https://www.youtube.com/watch?v=LsExPrHCHbw

    Peter Strobl
    4 Jahre her

    Ah, da schau her, Neues vom Klimalobbyisten und Öko-Sozialisten Baumann. Dieser befeuert nun einen Hoax (anthropogener Klimawandel) mit dem Neuesten (Killer-Virus Corona). „Seit Februar vernichtete der Coronavirus die unvorstellbare Summe von mehreren Billionen Euro und verdeutlichte damit die Risiken sowie die Instabilität und die Destruktivität einer auf fossilen Brennstoffen und endlos wachsendem Güterkonsum basierenden, integrierten Weltwirtschaft“.
    Einen grösseren Unsinn habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Nein, Herr Baumann, nach der Zerstörung der Weltwirtschaft durch den völlig unsinnigen Shutdown und dem gleichzeitigen Finanzcrash (der aber so oder so gekommen wäre, aber jetzt hat man idealerweise einen prima ‚Schuldigen‘) werden ihre grün-feuchten Kommunismusträume zu Recht erstmal lange auf das uns noch sehr lange erhalte bleibende Eis gelegt werden! Adios Euro, Adios Globalismus, willkommen souveräner Nationalstaat, was Ihnen sicherlich überhaupt nicht passen wird. The Storm is upon us. WWG1WGA. Q. Q+.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    NRWZ-Redaktion Schramberg
    NRWZ-Redaktion Schramberg
    Unter dem Label NRWZ-Redaktion beziehungsweise NRWZ-Redaktion Schramberg veröffentlichen wir Beiträge aus der Feder eines der Redakteure der NRWZ. Sie sind von allgemeiner, nachrichtlicher Natur und keine Autorenbeiträge im eigentlichen Sinne.Die Redaktion erreichen Sie unter redaktion@NRWZ.de beziehungsweise schramberg@NRWZ.de

    Beiträge

    IHK senkt Mitgliedsbeiträge für das Jahr 2025

    Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg senkt einmalig ihre Beiträge für Mitgliedsunternehmen. Im kommenden Wirtschaftsjahr werden diese branchenübergreifend laut Pressemitteilung um durchschnittlich 20 Prozent...

    Schallende Ohrfeige

    Mit großer Bestürzung haben wir, die Anwohner und Grundstücksnachbarn, den Bericht über das geplante und nunmehr vom Baurechtsamt genehmigte Wohnbauprojekt an der Rochus-Merz-Straße gelesen....

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Der gebürtige Schramberger Franz Baumann arbeitete seit 1980 für die Vereinten Nationen und war bis 2015 Beigeordneter General­sekretär sowie Sonder­berater für Umwelt­fragen und Friedens­missionen und damit einer der höchst­rangigen deutschen UN-Beamten. Seit 2017 ist der studierte Verwaltungs­wissen­schaftler und promovierte Poltik­wissen­schaftler Gast­professor an der New York University.

    Franz Baumann vor einem Hinweisschild zur längst nicht mehr existierenden Bäckerei-Konditorei seiner Eltern in Schramberg. Foto: privat

    In einem Artikel für das Online Magazin „Klimareporter“ hat sich Baumann mit den Auswirkungender Coronakrise auf die Klimadebatte auseinandergesetzt. Ein Interview mit Baumann in der NRWZ  vor einigen Wochen wurde heftig diskutiert und zu einem der meist kommentierten Beiträge auf nrwz.de.

    Wir veröffentlichen Baumanns jüngsten Beitrag, wie er bei „Klimareporter“ erschienen ist:

    Krisen schaffen Klarheit und eröffnen Chancen. Covid-19 enthält Lehren für die Begrenzung der Erderhitzung. Fünf Vorschläge, was es jetzt braucht, um eine Havarie abzuwenden.

    Mike Campbell, eine Figur in Hemingways Roman „Fiesta“, wird gefragt, wie er bankrott gegangen sei. „Erst ganz allmählich, dann plötzlich“, ist seine Antwort.

    Covid-19 zeigt, wie abrupt der Übergang von Glattgehen zu Havarie sein kann. Seit Februar vernichtete der Coronavirus die unvorstellbare Summe von mehreren Billionen Euro und verdeutlichte damit die Risiken sowie die Instabilität und die Destruktivität einer auf fossilen Brennstoffen und endlos wachsendem Güterkonsum basierenden, integrierten Weltwirtschaft.

    Krisen schaffen Klarheit und eröffnen Chancen. Covid-19 enthält Lehren für die Begrenzung der Erderhitzung, zum Beispiel folgende fünf.

    Erstens: Fakten zählen

    Wissenschaftliche Erkenntnisse sind lebensrettend, wenn sie denn umgesetzt werden. Verantwortliche Politiker müssen, analog zur Viruskrise, den Klimanotstand als solchen bezeichnen und entsprechend handeln.

    Das erfordert einerseits die dramatische Verringerung von CO2-Emissionen, nämlich um jährlich 7,6 Prozent bis 2030, wenn das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte Ziel von 1,5 Grad Erderwärmung erreicht werden soll.

    Um dies zu schaffen, müssen nahezu 90 Prozent der bekannten fossilen Brennstoffreserven in der Erde bleiben, also abgeschrieben werden. Eine Herkulesaufgabe angesichts der globalen Förderungsplanungen für fossile Brennstoffe, die noch jetzt um 120 Prozent höher liegen als mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar.

    Andererseits ist es unumgänglich, die gesamte globale Energiewirtschaft auf – von Sonne und Wind gewonnene – Elektrizität umzustellen. Ein hoher CO2-Preis sowie das Abschaffen aller Subventionen für fossile Brennstoffe sind elegante, marktwirtschaftliche Methoden, um diese Umstellung voranzutreiben. Je früher und nachdrücklicher, je besser.

    Weil Jahrzehnte verbummelt wurden, reichen kleine Schritte nicht mehr aus. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert deshalb nachdrücklich „einen unmittelbaren Transformationsschub“.

    Zweitens: Hohe staatliche Kompetenz und Kapazität sind unabdingbar

    Weil vorbeugen besser und billiger ist als heilen, braucht es eine über den Tag hinausgehende Risikoanalyse, politische Prioritätensetzung und transparente sowie umfassende Gegenmaßnahmen.

    Das fossile Zeitalter ist am Ende. So zu tun, als sei dies nicht der Fall, verschiebt nur die unvermeidlichen Anpassungskosten in die Zukunft. Das ist unsolide.

    Viel Zeit ist vertan worden, aber ein treffliches afrikanisches Sprichwort besagt: „Der beste Moment, einen Baum zu pflanzen, war vor Jahrzehnten, der zweitbeste ist heute.“

    Wichtig ist es, wenn die Coronakrise überstanden ist, den Spielraum zu nutzen und die notwendigen Anpassungen strategisch einzuleiten, anstatt in ein paar Jahren unter Krisendruck handeln zu müssen.

    Am Verbrennungsmotor festzuhalten, an der Braunkohle, am steuerbefreiten Flugbenzin, an der Massentierhaltung oder an der Subvention fossiler Brennstoffe bedeutet, langfristigen Schaden für kurzfristige Bequemlichkeit in Kauf zu nehmen.

    Es ist wichtig, die Zeichen der Zeit zu sehen, und sie als Chance zu begreifen. Heutige Unzulänglichkeiten und Untätigkeit verschieben Risiken sowie Kosten in die Zukunft.

    Die Physik der Erderhitzung hat ihren eigenen Kalender, und die realistische Gefahr besteht, dass wir uns Kipppunkten nähern, deren Überschreiten katastrophale, nicht rückgängig zu machende Folgen hat.

    Nachdem der Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hat, entwickelt sich eine Eigendynamik, die weitere menschliche Interventionen irrelevant macht. Carpe diem.

    Drittens: Die Erderhitzung ist nur politisch in den Griff zu bekommen

    Die Erderhitzung ist keine Angelegenheit persönlicher Tugend oder individueller Lebensstile, sondern ein Problem solch großen Ausmaßes, dass wissenschaftliche, wirtschaftliche oder persönliche Anstrengungen allein nicht genug ausrichten können, außer sie werden politisch in großem Maßstab strategisch und dauerhaft vorangetrieben.

    Individuelle Anstrengungen sind zweifellos notwendig, aber nicht ausreichend. Vorausschauende Schadensbegrenzung braucht es, internationale Zusammenarbeit, Kompromisse und, ja, gewaltige finanzielle Leistungen, um es zu ermöglichen, dass das Wirtschaftswachstum im globalen Süden nicht mit fossilen Brennstoffen befeuert wird.

    Der Markt wird es nicht richten. Er kann nicht einmal beurteilen, ob es ökonomisch sinnvoll ist, die menschliche Zivilisation zu retten.

    Weil sich der Kapitalismus globalisiert hat, aber nicht die notwendige demokratische Kontrolle, wird der Kampf gegen die Erderhitzung nur gelingen, wenn das Politische gestärkt wird.

    Die von der Coronakrise unerwartet erschlossene Chance muss genutzt werden.

    Viertens: Preise müssen Kosten reflektieren

    Weil bislang die tatsächlich anfallenden Umwelt- und Gesundheitskosten fossiler Energien nicht beglichen, sondern auf die lange Bank geschoben wurden, ist Treibhausgasneutralität eine ebenso gigantische wie politisch heimatlose Aufgabe.

    Anstatt ein Nischen- oder Wohlfühlthema zu sein, geht es um nicht weniger als um den radikalen und sofortigen Umbau der Wirtschaft und Landwirtschaft, der Städte und der Mobilität, des Wohnens, Essens und Reisens.

    Verzwickt, schmerzhaft und teuer wird es werden, aber lange nicht so wie weitere Lösungsverschleppung. Die baldige Umstellung auf Nachhaltigkeit wird kostspielig und kompliziert, aber billiger, als weiterhin zu wenig zu tun.

    Vor Jahren hätte ein mäßiger CO2-Preis ausgereicht. Die CDU beschloss ihn 1995 auf ihrem Parteitag mit dem Motto „Sicher in die Zukunft“. Heute kalkuliert das Umweltbundesamt 180 Euro pro Tonne CO2.

    Fünftens: Technologische Innovation ist kein Allheilmittel

    Angenommen, ein hoher CO2-Preis und Milliardeninvestitionen in erneuerbare Energien und Speicherung führen zu einer technologischen Revolution kopernikanischen Ausmaßes.

    Selbst dann ist es zwar möglich, wenn auch unwahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren technische Lösungen zur Verfügung stehen, die es erlauben, dass die Armen der Welt wohlhabend werden, ohne dass die Reichen sich einschränken müssen – während die Weltbevölkerung um weitere 50 Prozent zunimmt.

    Grenzenloses Wachstum ist die Logik – besser der Fetisch – der Weltwirtschaft, und zwar sowohl in marktwirtschaftlichen als auch in staatsdirigistischen Ländern.

    Nicht nur die Klimaleugner sind anti-wissenschaftlich, sondern auch die Technologie-Enthusiasten und Erneuerbare-Energie-Optimisten, welche die Möglichkeit nicht bezweifeln, dass elf Milliarden Menschen so leben können wie die europäische, nordamerikanische, australische oder japanische Mittelklasse.

    Präsident Trumps Flugverbot für Europa betrifft 550 Flüge am Tag mit über 120.000 Passagieren. Von der Willkür der Maßnahme abgesehen stellt sich die Frage, ob dieses tägliche Volumen normal sein kann? Oder erstrebenswert? Oder nachhaltig?

    Beispiellos schnelle und weitreichende Systemübergänge

    Die Covid-19-Krise könnte ein heilsamer Schuss vor den Bug sein, wenn sie zu einer realistischen Einschätzung der existenziellen Gefahr führt, in der sich Menschheit und Natur befinden. Vielleicht dringt die Nachricht nun endlich durch.

    Der Weltklimarat ist vorsichtig optimistisch, allerdings mit gewichtigem Vorbehalt: Die – solange es Menschen auf der Erde gibt – noch nie dagewesene und lebensbedrohende Krise könnte zwar gelöst werden, aber nur durch „schnelle und weitreichende Systemübergänge in Energie‐, Land‐, Stadt‐ und Infrastruktur‐ (einschließlich Verkehr und Gebäude) sowie in Industriesystemen“, die „beispiellos sind bezüglich ihres Ausmaßes“.

    Dabei muss – unter der Leitfrage was es braucht, nicht, was geht – alles auf eine grundsätzliche Vereinbarkeit mit Treibhausgasneutralität überprüft werden.

    Und weil die Erderhitzung ein globales Problem ist, muss die Antwort beinhalten, was es global braucht und was der Beitrag eines reichen und hoch entwickelten Landes wie Deutschland zu sein hat.

    Die Frage ist nicht, was zu tun ist, sondern ob es die Menschheit als Kollektiv schafft, und zwar in diesem Jahrzehnt. Deutschland hat dabei eine Schlüsselrolle.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]

    Das interessiert diese Woche

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]