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Corona: Badschnass bleibt zu bis 1. September

Das Hallenbad „Badschnass“  wird möglicherweise erst zum 1. September seinen Betrieb wieder aufnehmen. Die wegen des Corona-Virus derzeit erforderlichen Hygienemaßnahmen schienen der großen Mehrheit des Schramberger Gemeinderates zu streng, um einen für die Gäste angenehmen Badbetrieb zu ermöglichen.

Sollten die Bestimmungen früher deutlich gelockert werden, so Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Kälble, würde man sofort mit den Vorbereitungen für eine frühere Wiederöffnung beginnen.

Kälble hatte  um einen auf die Mehrkosten und Mindereinnahmen verwiesen, die entstünden, wenn das Bad zum nächstmöglichen Zeitpunkt wieder geöffnet würde. Im Vergleich zu einer Öffnung im September macht die Differenz etwa 50.000 Euro aus.

Restriktive Hygienemaßnahmen verderben den Spass

Gravierender für Kälble sind aber die Beschränkungen durch die Corona-Verordnung: Es dürften maximal 35 Gäste ins Bad. Schwimmkurse seinen nur mit bis zu zehn Personen erlaubt. Im Nichtschwimmerbecken dürften sich nur drei Badegäste gleichzeitig aufhalten. Duschen und Föhnen nach dem Bad seien nicht erlaubt.

Die Liegen müssten entfernt werden, die Dampfgrotte geschlossen bleiben. Im großen Becken müssten die Bahnen abgetrennt sein, in jeder Bahn dürften maximal drei Personen schwimmen, die sich nicht überholen und nicht „aufschwimmen“ dürften.

Überall  müsste das Personal dafür sorgen, dass die 1,5-Meter-Abstandsregel eingehalten werden kann. Nur jeder vierte der 140 Umkleidespinde dürfte benutzt werden. Schließlich müsste man die Personalien der Badbesucher aufnehmen, um mögliche Infektionsketten nachverfolgen zu können. Das seien die aktuellen Vorgaben, wie diese in ein paar Wochen aussähen, wisse er nicht.

Badöffnung braucht drei Wochen Vorlauf

Kälble wies auch darauf hin, dass vom Beschluss das Hallenbad zu öffnen, bis zu tatsächlichen Öffnung noch einmal zwei bis drei Wochen vergehen. „Wir müssen die Becken befüllen, dann Wasserproben ans Labor schicken. Die Untersuchung dauert in der Regel zwei Wochen. Erst dann können wir aufmachen.“

Um Schwimmsport, Schulen und allgemeines Publikum zufrieden stellen zu können, wären „Zwei-Stunden-Slots“ möglich. Dann könnten private Besucher, Schul- und Vereinssport in jeweils zugewiesenen Slots organisiert werden. Wie die entsprechenden Eintrittskarten vergeben werden, sei aber noch unklar. Auch der Online-Verkauf sei nicht unproblematisch, weil sich dann manche Kunden vielfach bewerben und dann nicht auftauchen.

Besucherzahlen und Einnahmen gehen zurück

Wegen der Vorschriften rechnet Kälble mit sehr viel niedrigeren Besucherzahlen bei annähernd gleichen Kosten. Bliebe das Bad bis Mitte September geschlossen, würden die Stadtwerke für die Beschäftigten Kurzarbeit anmelden. Für Juni sei es sicher, dass diese genehmigt wird. Juli und August könnten auch durch Urlaub und Minusstunden überbrückt werden.

In der Diskussion dankte Tanja Witkowski (Sprecherin der Fraktion SPD/Buntspecht) für die „komplizierte Kostenberechnung“ zu später Stunde. Sie könne die Mitarbeiter nicht guten Gewissens in Kurzarbeit schicken und fragte nach anderen Einsatzmöglichkeiten innerhalb der Stadtwerke oder auch in Kooperation mit anderen Bädern.

Keine Entlassungen

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr berichtete, das die Kurzarbeitenden auf 90 bis 95 Prozent ihres bisherigen Gehalts kämen, und Kälble ergänzte: „Wer werden auf keinen Fall jemanden entlassen.“

CDU-Sprecher Thomas Brantner fragte nach dem Training der Schwimmvereine in den Sommerferien. Diese würden im August meist auf der 50-Meter-Bahn in Königsfeld trainieren, war die Antwort. Jürgen Moosmann (Freie Liste) befürwortete eine schnelle Öffnung mit Slots. So könnte man wenigstens den „reinen Schwimmern mehr Lebensqualität geben“. Wegen der Einschränkungen müsste man aber die Preise senken.

Auch die „Sportlichen“ raten zum Zuwarten

Sein Fraktionskollege Ralf Rückert, der Vorsitzends Stadtverbands für Sport, sah es anders: Wenn nur neun Sportler und ein Trainer gleichzeitig ins Bad könnten, spreche das fürs Zuwarten, auch wenn die Schwimmsportler in Schramberg „in den letzten Jahren gebeutelt“ worden seien.

Freie-Liste-Sprecher Udo Neudeck schlug vor von Mitte auf Anfang September vorzugehen. Gertrud Nöhre (SPD/Buntspecht) meinte auch in ihrer Funktion als Vorstandsmitglied der Sportgemeinschaft, die Regelns seien „abstrus“, und sie sehe deshalb keinen Sinn darin unter diesen Bedingungen zu öffnen.

Jürgen Reuter („Aktive Bürger“) fand, die Stadt habe „kein finanzielles Problem, wir haben das Geld.“ Wenn nun wegen der Coronapandemie der Inlandstourismus zunehme, sollte man „ein Signal aussenden“ und öffnen – „vorausgesetzt die Bedingungen stimmen“, fügte er hinzu.

Bei vier Enthaltungen und einer Nein-Stimme beschloss der Rat, die Öffnung zum 1. September zu planen.

 

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