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Bund gibt drei Millionen Euro für Gut Berneck

Als die „zweithöchste Repräsentantin“ des Staates, die je in diesem Haus gewesen sei, begrüßte am Montagvormittag  Hans-Jochem Steim die Staatsministerin für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt, Monika Grütters, in Gut Berneck.  Ranghöher war nur Reichspräsident Friedrich Ebert. Der war im Sommer 1920 bei einer Stippvisite in Schramberg in der Villa hoch über Schramberg zu Gast gewesen.

Grütters Besuch hatte einen besonderen Hintergrund: Der Bund unterstützt die Sanierung des historischen Gebäudes mit drei Millionen Euro aus dem Denkmalschutzprogramm. Gekommen waren deshalb neben der Staatsministerin auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Volker Kauder, der CDU-Landtagsabgeordnete Stefan Teufel, Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, der CDU-Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Thomas Brantner und weitere Ratsmitglieder. Außerdem der Architekt Bernhard Hesse, der für das Bad Dürrheimer Büro Rebholz die Bauarbeiten leitet, und mit Hannes Steim ein weiteres Mitglied der Eigentümerfamilie.

Illustre Besucherschar auf der Terrasse vor Gut Berneck (von links): Clemens Maurer, Stefan Teufel, Thomas Brantner, Volker Kauder, Monika Grütters, Hans Jochem Steim, Dorothee Eisenlohr, Hannes Steim und Bernhard Hesse.

Bewegte Geschichte einer Industriellenvilla

Steim berichtete den Gästen von der Geschichte der Familie Junghans, dem Aufstieg der Uhrenfabrik und dem Bau der beiden Villen, der Villa Junghans im „Park der Zeiten“ und Gut Berneck. Gewürzt mit zahlreichen Anekdoten über den Bauherrn des Gebäudes Arthur Junghans machte Steim die Bedeutung des Hauses mit seinen 82 Zimmern und Kammern deutlich.

Als 1911 der Bau begann, habe die Familie Junghans zu den reichsten Familien Württembergs gezählt. „Man sagt, Junghans sei kurz vor der Erhebung in den Adelsstand gestanden“, berichtet Steim. Nur der Ausbruch des ersten Weltkriegs sei dazwischen gekommen. Das erkläre den „schlossartigen Bau“, eine der größten Industriellenvillen im Land.

In der Eingangshalle.

Grütters fragte, wie lange die Familie Junghans das Haus denn bewohnt habe. „Bis 1944“, so Steim. Da sei Arthur Junghans Sohn Erwin in sein Haus am Bodensee umgezogen. Kurz vor Ende des Krieges habe die Familie Gut Berneck samt Park der Stadt geschenkt. Die richtete die innere Abteilung des städtischen Krankenhauses hier ein. Später baute die Stadt in einem Teil des Parks das neue Krankenhaus. Das wiederum wurde der Stadt zu teuer und sie trat es an den Landkreis ab. Im Jahr 2011 hat der Landkreis es, wie zuvor schon Krankenhäuser in Rottweil, Sulz und Schiltach geschlossen.

Gut Berneck

Nach der Krankenhausschließung Leerstand

„Der Kreis hat alles an die Stadt zurückgegeben und noch 700.000 Euro draufgelegt“, erzählte Steim. Der Stadt sei es aber bis heute nicht gelungen, das leer stehende Krankenhaus zu vermarkten. Er habe sich vor einigen Jahren gedacht: „Wenn niemand anfängt, passiert nichts.“ Er habe mit dem Bad Dürrheimer Immobilieninvestor Rebholz einen Deal gemacht: Er bekommt den Architekturauftrag für Gut Berneck, wenn er das daneben liegende Personalwohnheim kaufe. So kam es dann auch.

Steim und seine Familie möchten Gut Berneck erhalten und weitgehend den ursprünglichen Zustand wieder herstellen. Außerdem möchte er eine Sammlung mit selbstspielenden Musikinstrumenten aufstellen.

Ministerinnenbesuch wirkt Wunder

Um in Deutschland Denkmalschutzgelder zu erhalten, seien zahlreiche „bürokratische Klippen …zu überwinden, gegebenenfalls auch zu umschiffen“, berichtete Steim aus leidvoller Erfahrung. Der angekündigte Besuch von Ministerin Grütters, die auch für den Denkmalschutz zuständig ist, habe vieles bewirkt: „Türen gingen auf, jeder hat sich eingebracht“, erzählt Steim schmunzelnd. Neben Bundesmitteln habe er vom Landesdenkmalamt 400.000 Euro und von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg  120.000 Euro zugesagt bekommen.

Staatsministerin Monika Grütters. Foto: King

Dank des Einflusses von Volker Kauder sei es gelungen, drei Millionen Euro verteilt auf drei Jahre im Bundeshaushalt unterzubringen. Grütters versicherte, sie sei „von Anfang an überzeigt gewesen, dass das eine richtige Entscheidung war“. Gut Berneck sei „ein einmaliges Gebäude von außerordentlichem nationalem Interesse“. Das ist nämlich Voraussetzung, um Mittel aus einem Sonderprogramm des Bundes zu erhalten.

Steim bedankte sich auch bei OB Eisenlohr. Die Mitarbeiter des Baurechtsamtes und der Bauverwaltung Wolfgang Asprion und Ludwig Hartmann seien tadellos, schnell und pünktlich gewesen. „Es geschieht nicht oft, dass die Verwaltung so gelobt wird“, so Steim, der unter dem Gelächter der Kommunalpolitiker anfügte: „Speziell von mir.“

Grütters wollte wissen, wie Steim Gut Berneck künftig nutzen möchte. Die Stadt werde bis zu vier Mal im Jahr das Haus für Veranstaltungen erhalten, kündigte Steim an. Außerdem werde er sechs Gästezimmer in der oberen Etage und drei Gästezimmer im Erdgeschoss einrichten. Die könnten beispielsweise Gäste seiner Firma Kern-Liebers bewohnen.

Ein ganz besonderes Gebäude

Bei einem Rundgang wies Steim auf einige architektonische Besonderheiten hin, die im Laufe der verschiedenen Nutzungen entstanden. So lebten im Haus viele Jahre auch Nonnen, die im Krankenhaus arbeiteten. Sie hatten eine eigene Kapelle und einen Beichtstuhl.

Ein Reporter muss beichten. Foto: Teufel

Ihnen zuliebe hatte man auch einige Darstellungen an den Wänden mit sehr wenig bekleideten Damen und Herren entfernt.

Hannes Steim zeigte eine für die damalige Zeit höchst fortschrittliche zentrale Staubsaugvorrichtung.

Hannes Steim zeigt die Saugvorrichtung.

Nach ihrem Besuch auf Gut Berneck folgte eine Kurzvisite im Terrassenbaumuseum. Anschließend erklärte Grütters, durch ihren Besuch in Schramberg habe sie „einen noch besseren Bezug zu diesem Projekt, als wenn ich in Berlin lediglich das Placet gegeben hätte“. Es sei beachtlich, „wenn ein privater Investor so viel investiert, um Stadtgeschichte zu erhalten“.

Der Terrassenbau, gesehen von Gut Berneck

Volker Kauder, der zum Ende der Legislaturperiode aus dem Bundestag ausscheiden wird, bedauerte, dass er sich wegen der Pandemie nicht direkt von den Schrambergern verabschieden könne. „Doch zumindest von der Bach-na-Fahrt will ich dies noch richtig tun“, versprach er.

 

 

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