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„Bürokratie-Bach-na-Fahrer“ bei Tobse Dold

Schramberg. Draußen nieselt es, doch drinnen in der guten Stube von Cathrine und Tobse Dold ist es gemütlich. Am Dreikönigstag um zehn versammeln sich Elferräte und Obernarren traditionell beim Zunftmeister zu Hause, um dann erst dort und später bei den Zunftmitgliedern Häs und Kleidle abzustauben.

Der schon vor drei Jahren gewählte neue Zunftmeister Tobse Dold heißt Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, die Obernarren, Elfer und „die Herren der Presse“. Erstmals könne er eine vollständige Fasnet eröffnen. „Voller Tatendrang und Euphorie“ starte die Zunft ins Fasnetsjahr 2023.

Fröhliche Begrüßung durch Zunftmeister Tobse Dold. Foto: him

Vorschriften schränken Kreativität ein

In den vergangenen zwei Jahren habe man das Beste aus der Situation gemacht. Nun soll es wieder richtig losgehen, aber die Vereinsarbeit werde immer schwieriger. „Kreativität und Ideen werden durch Bürokratie, Auflagen, Verordnungen, Maßnahmen, Gesetze, Politik, political correctness, wokeness, Abmahnungen durch Anwälte Behörden und so weiter doch sehr stark eingeschränkt.“

So werde auch die Eigenverantwortung der Menschen von Gesetzen und Verordnungen abtrainiert“, kritisiert Dold: „Und wenn mir was passiert, kann ich ja jemand verklagen.“ So könne eine Gesellschaft aber nicht funktionieren, wenn man immer die Schuld bei anderen suche.

Lebendige Fasnet wandelt sich

Wie die Gesellschaft wandle sich auch eine lebendige Fasnet. Heute heiße halt alles nur anders. Statt Wandern heißt es Trecking, statt Schnitzeljagd Geocaching. Wachholderschnaps sei Gin und die Frühstückspension Adelheid „Bed and Breakfast by Heidi“. Aber er könne beruhigen „Hoorig bleibt hoorig.“

Tobse Dold präsentiert den „Bürokratie-Bach-na-Fahrer“. Foto: him

Dann stellt Dold einen neuen Kleidletyp vor, der hoffentlich nie Wirklichkeit werde: Den „Bürokratie-Bach.-na-Fahrer“. In seinem Zuber hatte der  Bachnafahrerjede Menge Vordrucke und Warnhinweise in Klarsichthüllen. Eine Datenschutzeinwilligung, falls man in der Menge fotografiert oder angesprochen werde, die Einwilligung, sich mit einer vermummten Person zu unterhalten oder auch die Warnung, dass das Auswurfmaterial Spuren von Erdnuss und Haselnuss enthalten und man spontan von fremden Personen angesprochen werden könnte.
Der Bürokratie-Bach-na-Fahrer warne auch, dass man beim Stehen im Bach nasse Füße bekomme und Männer in roten Mänteln mit Schokolade werfen, so Dold.

Nachdem alle diese Figur ausgiebig bestaunt und bedauert hatten, wünschte Dold allen Fasnetsgruppen eine gute Vorbereitung, den Abstaubern gutes Gelingen und dass sie anständig sein sollen. Mit lautem Gejohle reagierten die Elfer,  und sein Vorgänger Michael Melvin fragte Tobse: „Hat der Hubbe die Rede gschrieben?“

 „Deckel nuff…“

Dann hieß es: „Deckel nuff und Hendschuh an!“ Mit Zylinder und weiß behandschuht trat Hubert Dold, der Ehrenzunftmeister an die Larven seines Sohns und dessen Familie: „Sei uns gegrüßt, Du edles Kleid der Narren….“
Der Reihe nach zogen die Obernarren und die Elfer an den Narrenkleidle vorbei wedelten mächtig Staub auf. Auch die Oberbürgermeisterin wedelte mit, borgte sich dafür aber Wedel und Handschuhe bei Sigger Hafner aus.

Carsten Kohlmann dokumentiert den Handschuh- und Wedeltausch von Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und Sigger Hafner. Foto: him

Neues Motto

Achim Schaub hatte das Fasnetsmotto 2023 dabei, mit ein bisschen Üben kriegt man auch das Versmaß hin:
„Krisen Krieg und Pandemie,
`nen Narren zwingts nicht mehr in die Knie.
Mir feiret Fasnet mit viel Spaß,
und d‘Hoorig Katz gibt richtig Gas.“

Achim Schaub hat den diesjährigen Vierzeiler gedichtet. Foto: him

Stadtarchivar Carsten Kohlmann hatte ein digitales Aufnahmegerät dabei und interviewt „im Dienst einer höheren Sache“ einige der Obernarren zum Wesen der Fasnet. Viel Gescheites wird dabei nicht auf dem Chip gelandet sein, lästert einer der Befragten.

Carsten Kohlmann (Mitte) im Gespräch mit Edgar Reutter und Kuma (rechts). Foto: him

„Der Ebse…“

Udo Neudeck schließlich teilt die fünf Abstaubergruppen ein und mahnt ebenfalls, man möge sich anständig benehmen und pünktlich um 19 Uhr im Spunden sein.

Gar nicht so einfach, Elfer und Obernarren zu einem „vernünftigen“ Gruppenbild zu arrangieren. Foto: him

Nach einem Gruppenbild im Kohlenwegle, plaudern die Elfer miteinander, trinken das ein oder andere weitere Glas Sekt oder Fläschle Waldhaus-Pils. Schließlich sind die belegten Brötchen vertilgt, einige Abstauber losgezogen, es geht auf die elf Uhr zu. Da klingelt es an der Tür: „Der Ebse ist auch schon da….“

 

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