Wenn sich vier Bürgermeister und eine Oberbürgermeisterin im Schramberger Rathaus treffen, dann muss es dafür einen besonderen Anlass geben. Am Dienstag unterschrieben Franz Moser aus Eschbronn, Michael Lehrer aus Aichhalden, Jürgen Leichtle aus Lauterbach und Michael Moosmann aus Hardt gemeinsam mit Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr eine „Kooperationsvereinbarung zur Gemeinsamen Biotopverbundplanung“.
Schramberg. Klingt kompliziert und ist es auch. Dr. Christina Kraus ist „Biotop-Verbund-Botschafterin“ beim Landschaftserhaltungsverband Landkreis Rottweil. Ihre Aufgabe ist es, „Gemeinden dazu zu bringen, eine Biotopplanung voranzubringen“. Sie freue sich deshalb, dass nun die fünf Kommunen aus dem Schramberger Umland das Verfahren gemeinsam angehen wollen.
Der Hintergrund sei bekannt: Das Artensterben habe in den vergangenen Jahrzehnten rasant zugenommen. Besonders bei Insekten sei dies zu beobachten. Das Bundesnaturschutzgesetz aus dem Jahr 2020 soll dem entgegenwirken.
15-Prozent-Ziel aufs ganze Land bezogen
In Baden- Württemberg möchte die Landesregierung erreichen, dass 15 Prozent der Offenflächen mehr Naturschutz bieten sollen. Da heiße nicht, dass diese Flächen nicht mehr bewirtschaftet werden dürfen. Schon die weniger intensive Bewirtschaftung helfe Pflanzen und Tieren, so Kraus.
Die 15 Prozent gelten auch nicht auf jede einzelne Kommune, sondern fürs gesamte Land. „Tennenbronn und Lauterbach sind gesegnet mit möglichen Flächen“, so Kraus. Auf der Höhe mit viel mehr Landwirtschaft sei es deutlich schwieriger geeignete Flächen zu finden. Die Landesregierung setze auf Freiwilligkeit, und darauf, dass jede Kommune versuche, ihr Bestes zu geben.
Erhebliche Förderung vom Land
OB Eisenlohr nannte einen weiteren Vorteil des jetzigen Programms: „90 Prozent der Planungskosten übernimmt das Land, und auch bei der Umsetzung gibt es bis zu 70 Prozent Zuschüsse.“ Um die Sorgen der Landwirte zu dämpfen, würden drei Vertreter der Landwirte in der Lenkungsgruppe mit beratender Stimme eingebunden.
Kraus berichtete, das Ziel sei, bestehende geschützte Biotope durch sogenannte Trittsteine mit einander zu verbinden. Diese Trittsteine seien Flächen, die Tiere nutzen können, um möglichst gefahrlos von einem Biotop zum anderen zu kommen. Trittsteine selbst müssten gar nicht Biotope sei. „Da reicht ein Ackerrandstreifen oder ein Streifen Altgras in einer großen Wiese.“
Um den Landwirten entgegen zu kommen, sollen die Planer möglichst öffentliche Flächen nutzen. Bei privaten Flächen können die Bauern Ausgleichszahlungen erhalten, wenn sie ihre Flächen extensiver nutzen.
Kosten werden geteilt
Bei den Kosten haben sich die fünf Kommunen darauf geeinigt, dass die Kosten nach anteiligen Flächen aufgeteilt werden. Von den geschätzten 215.000 Euro Planungskosten bleiben den Kommunen nach Abzug es Landeszuschusses 21.500 Euro. Davon trägt Schramberg 54 Prozent, Aichhalden 18, Lauterbach 13 und Eschbronn und Hardt je 6,8 Prozent.
Die Lenkungsgruppe besteht aus den fünf stimmberechtigten Bürgermeistern und Fachleuten aus der Verwaltung sowie drei Landwirten, die man noch suchen müsse, so Eisenlohr. Susan Sauerbrey von der Schramberger Stadtverwaltung übernehme die gemeinsame Geschäftsführung.
Leitlinie
Eschbronns Bürgermeister Franz Moser hob hervor, durch die Planung würde es mehr Planungssicherheit bei Ausgleichsflächen geben. Derzeit mache man das eher „nach Gutdünken“. Er sieht in der Biotopverbundplanung „eine Leitlinie, die uns zeigt, wo es sinnvoll wäre, etwas zu machen“.
Bürgermeister Lehrer aus Aichhalden ergänzte, das Land habe die Vorgabe von 15 Prozent gemacht. Wenn die Kommunen nicht selbst aktiv würden, bekäme man später möglicherweise etwas vom Land vorgegeben.
Start 2025
Weil das Land derzeit alle Biotope in Baden-Württemberg erfassen lässt, wird das Biotopverbund-Projekt in der Raumschaft Schramberg erst im kommenden Jahr beginnen, erläutert Christina Kraus. Die Informationen zu Biotopen seien teilweise dreißig Jahre alt. „Ende des Jahres haben wir topaktuelle Daten, die die Planer nicht selbst erfassen müssen.“
Deshalb werde man nun die Ausschreibung machen, um ein geeignetes Planungsbüro zu finden. „Das Gebiet ist sehr groß“, gibt Kraus zu bedenken, „nicht jedes Büro wird sich diesen Auftrag zutrauen.“