Schramberg (him) – Hoch hinaus. Der Ausschuss für Umwelt und Technik war am Donnerstagabend zunächst zu Besuch auf der Kläranlage im Schiltachtal und hat den neuen Faulturm besichtigt. Gemeinsam mit einigen Vertretern des Lauterbacher Gemeinderats bestiegen die Mitglieder den etwa 14 Meter hohen Turm.
„Die Hardter haben keine Zeit“, so Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, „sie kümmern sich um ihren Kindergarten.“ Die Gemeinschaftskläranlage betreiben bekanntlich Schramberg, Hardt und Lauterbach gemeinsam. Den Hardter Kollegen entging so ein tieferer Einblick in die Klärtechnik, sie blieben aber auch trocken, denn während der Besichtigungstour setzte ein heftiger Regenschauer ein.
Noch nicht alles fertig
Claudius Bauknecht von der Tiefbauabteilung der Stadt erläuterte den Ratsmitgliedern den Stand der Bauarbeiten. „Die Grundkonstruktion ist soweit fertig, auch der Treppenturm.“ Isoliert sei der Turm mit einer 16 Zentimeter Dämmschicht als Vollwärmeschutz. Das werde viel Energie sparen, ist Bauknecht überzeugt. „Auch der Blitzschutz ist drauf.“ Das sei wichtig, denn es entstünde im Turm hochexplosives Gas.
Es fehlen noch Elektroinstallationen und die Pneumatik für die Steuerung. Schließlich müsse der neue Faulturm mit dem alten verbunden werden. Es werde eine schrittweise Inbetriebnahme geben. „Das ist ein Bioreaktor, den muss man sorgfältig anfahren“, so Bauknecht.
Derzeit füllen die Klärwerker den Turm langsam mit Wasser. Wenn der Turm halb gefüllt ist, gebe man langsam Schlamm dazu, um den Faulprozess in Gang zu bringen. Dazu muss das Gemisch auf eine Temperatur von 35 bis 37 Grad gebracht werden. „Wir nutzen dazu auch die warmen Tage jetzt.“ Ende September könnte der neue Turm das erste Gas liefern.
Kosten verdoppelt
Die Gasausbeute werde wahrscheinlich ähnlich sein wie beim alten Turm. Wegen der Dämmung aber werde man wesentlich weniger Wärmeenergie brauchen, hofft Bauknecht. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr erinnerte an die Kosten, die von ursprünglich geplanten 1,3 Millionen Euro im Jahr 2016 auf heute 2,6 Millionen Euro gestiegen seien.
Der Chef der Kläranlage, Roman Haberstroh, berichtete, die Anlage benötige etwa 800.000 Kilowattstunden Strom. Das mit dem Faulgas betriebene Blockheizkraftwerk liefere etwa die Hälfte davon. Neben dem Vorteil der Energiegewinnung sorge der Faulturm auch dafür, dass der Anteil an organischem Material von 70 auf 50 Prozent sinke. Dadurch verringere sich auch die Menge des Klärschlamms, den die Stadt entsorgen lassen muss.
Nutzung des alten Behälters noch offen
Was mit dem alten Faulbehälter geschehe, wollte ein Ausschussmitglied wissen. Er werde außer Betrieb genommen, so Bauknecht, das sei aber „nicht so trivial. Der gast noch längere Zeit aus.“ Erst wenn das beendet sei, könne man den Behälter öffnen und hineinschauen.
Das sei in den Jahrzehnten, seit der Faulturm in Betrieb sei, noch nie passiert. „Es war noch nie jemand drin“, berichtete Bauknecht den erstaunten Rätinnen und Räten. „Das spricht für die Kläranlagenmannschaft. Denn es hat keine Störfälle gegeben.“
Tiefbauabteilungsleiter Konrad Ginter bestätigte, man suche noch nach Ideen, wie man den alten Behälter nutzen könne. Dazu müsse man aber erst wissen, in welchem Zustand er sich innen befindet. Groß genug ausgelegt sei der neue Turm, um auch zusätzliches Abwasser aus Tennenbronn aufnehmen zu können.
Gut informiert und insgesamt zufrieden stiegen Rätinnen und Räte und Verwaltungsleute die Stufen wieder hinunter.