Berneckschule: Eltern stellen bohrende Fragen
Fragestunde im Gemeinderat / OB Eisenlohr antwortete
Schon wieder ein volles Haus. Nach dem Vortrag am Montag hat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr am Donnerstag erneut zahlreiche Besucherinnen und Besucher im großen Sitzungssaal begrüßt. Wegen zwei Themen waren die Gäste zur Bürgerfragestunde ins Rathaus gekommen. Die geplanten Windräder im Feurenmoos (wir haben berichtet) und die schwierigen Verhältnisse an der Berneckschule.
Schramberg. Vor der Sitzung hatten sich Eltern und Kinder getroffen und einen Fragenkatalog ausgearbeitet.
In der Bürgerfragestunde meldeten sich die Mütter und Väter reihum und brachten mit ihren Fragen die Oberbürgermeisterin gelegentlich in die Bredouille, weil sie das Problem nicht kannte oder keine Antwort parat hatte.
Chaos bei Betreuungszeiten
Die Elternbeiratsvorsitzende Alexandra Zink-Colacicco machte den Auftakt: Sie wollte wissen, wie sich die Stadt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorstelle vor dem Hintergrund der Betreuungssituation an der Berneckschule?
Das Problem: Wegen der schwierigen Raumsituation sind die Kinder am Nachmittag auf mehrere Gebäude verteilt, Das Abholen an der Schule ist deshalb kompliziert. Nun soll es aber nach der Fasnet eine Lösung geben, wie Eisenlohr ankündigte. Es habe in den letzten Wochen sehr intensive Gespräche gegeben. „Wegen Überlastungsbekundungen unseres Betreuungspersonals wurde ein Elternbrief verschickt, mit Änderungen ab der zweiten Schuljahreshälfte. Diese Änderungen haben große Empörung ausgelöst“, bekannte Eisenlohr.
Das Schulteam habe sich mit der Schulleitung zusammengesetzt. Am Montag würden die Eltern in einem weiteren Elternbrief über die neue Lösung informiert.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei der Stadt sehr wichtig. Es werde daher drei Varianten geben: Das Kind besucht ganz normal die Schule ohne Betreuung. Dann gibt es die Ganztagsbetreuung. Als Drittes eine Kernzeitenbetreuung für Berufstätige. Ergänzend hat Eisenlohr mitgeteilt, dass die Abholzeiten dann entweder Schulschluss, 13.40 Uhr oder 16 Uhr seien.
Klassenzimmer fehlen
Die nächste Frage beschäftigte sich mit der Raumsituation an der Berneckschule? „Es gibt Klassen ohne eigenes Klassenzimmer, die für den Unterricht in das Gymnasium gehen müssen.“ Dadurch gingen 42 Kindern täglich wegen der Wegzeiten 30 Minuten Unterrichtszeit verloren. Außerdem würde der Unterricht durch das Läuten der Unterrichtszeitengongs des Gymnasiums gestört.
Sophia Wolf wollte von Eisenlohr wissen, seit wann der Stadtverwaltung bekannt sei, dass die Klassenzimmer fehlen? Und weshalb erst letztes Jahr die vier Klassenzimmer in Modulen beschlossen worden seien. „Was wird gemacht, wenn der Termin September 2025 nicht eingehalten werden kann?“
Die Oberbürgermeisterin meinte, sie könne nicht sagen, wann die Stadt von der Raumknappheit erfahren habe. Sie versprach eine schriftliche Antwort. Zur Fertigstellung der Module sagte sie, sie gehe „im Moment“ davon aus, dass im September die vier Module stehen. So würden im Altbau drei Klassenzimmer frei, die den Ganztag entlasten sollen.
Mensa im Auswärtigenzimmer: Essen im Stress
Daniel Wolf beklagte den Mensabetrieb im Gymnasium. „Die Kinder essen im Dreischichtbetrieb und erhalten das Essen teilweise vorgeschnitten, da es sonst nicht schnell genug geht.“ Derzeit seien die Kinder im Auswärtigen-Zimmer untergebracht. Dieses Zimmer stehe ab nächstem Schuljahr nicht mehr zur Verfügung. Der Mensa-Wunsch bestehe schon seit 2016. „Wie möchte die Stadt dieses Problem lösen?“
Eisenlohr wiederholte, sie rechne im September 2025 mit den vier Räumen in den Modulbauten und damit mehr Platz im Altbau. „Unser Team sondiert mit Hochdruck nach alternative Übergangslösungen.“ Dazu gehörten das Eulennest und bauliche Maßnahmen im Altbau für einen Essensplatz.
„Mir ist bisher nicht bekannt, dass der ‚Auswärtigenraum‘ im Gymnasium ab nächstem Schuljahr nicht mehr zur Verfügung stehen soll, so Eisenlohr. Sie werde beim Gymnasium nachfragen.
Was tun, wenn der Ganztagsbetrieb für alle kommt?
Eine weitere Frage befasste sich mit dem künftigen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und den steigenden Schülerzahlen. Eisenlohr erwähnte wieder die vier Module. Die seien „die brennende Übergangslösung“ und nicht die mittelfristige Lösung für die nächsten sieben Jahre. „Wir müssen einen echten Anbau an die Berneckschule stellen.“
In diesem Bau wäre auch eine Mensa enthalten. Für den Anbau wolle sie Fördermittel, nutzen, die es für den Ganztagsbetrieb geben wird.
Beim Schulcampus-Beschlussvorschlag stehe auch, „dass wir hier parallel heranmüssen. Es ist uns bewusst, dass wir mittelfristig den Anbau mit Mensalösung benötigen.“
Verwaltung nur bis 11.40 Uhr erreichbar
Eine Mutter kritisierte die Erreichbarkeit der Verwaltungsstelle der Berneckschule. Die sei nur bis 11.40 Uhr telefonisch erreichbar. Für Berufstätige ein Problem. Auch würden die Kinder „um 16 Uhr aus der Schule gescheucht und können nicht mal mehr aufs Klo gehen oder vergessene Sachen holen“. Wieso werde eine zusätzliche Verwaltungsstelle nicht vom Gemeinderat bewilligt, wenn es doch eine Möglichkeit auf Förderung gebe?
Eisenlohr war überrascht: „Dieses Thema ist für mich neu.“ Aus dem Start-Chancen-Programm solle eine neue Schulsozialarbeiterstelle kofinanziert werden. „Dass darüber hinaus eine Verwaltungsstelle erforderlich sein soll, höre ich zum ersten Mal.“
Wo bleibt die ELA?
Die Berneckschule brauche seit neun Jahren eine elektrische Lautsprecheranlage (ELA). Es habe bereits drei Krisensituationen gegeben, monierte eine Mutter. Warum bis heute keine solche Anlage eingebaut wurde, lautete ihre Frage.
Das Geld für den Kauf und Einbau habe der Rat bereitgestellt, antwortete Eisenlohr. Warum sie noch nicht eingebaut sei, wusste sie nicht: “Wir klären es in der Verwaltung und geben hierzu gerne Rückmeldung.“
Ob sich die Stadt mit anderen Anbietern zusammentue, um Personal für die Ganztagsbetreuung zu finden, wurde Eisenlohr gefragt. Im Moment seien alle elf Stellen und die Stelle des Ganztagskoordinators an der Berneckschule besetzt. Die zuständige Kollegin in der Verwaltung werde sich um externe Anbieter kümmern.
Nach Möglichkeiten zur Bewegung aber auch für Ruhe fragte eine Mutter. Ob solche Räume im Anbau vorgesehen seien, wollte sie wissen.
Man sei „noch nicht in der Detailplanung“, so Eisenlohr. Bei Neubauten würden die neuesten pädagogischen Erkenntnisse beachtet.
Was kommt nach der Berneckschule für die Kinder?
Wegen der steigenden Schülerzahlen sorgte sich ein Vater um die weiterführenden Schulen. Wann erfolgt die Bedarfsplanung für alle Schulen? Eisenlohr wollte diese Frage im Zusammenhang mit dem Schulcampus „von Mitarbeiterseite beantworten lassen“. Das ist dann aber nicht geschehen.
Die Finanzierung des Schulcampus mit 40 Prozent Eigenkapital nannte ein Vater „utopisch“. Ob denn auch an eine private Finanzierung gedacht worden sei. Eisenlohr verwies darauf, dass die Kämmerei von 25 bis 40 Prozent gesprochen habe. Dies beziehe sich auf den von der Stadt zu finanzierenden Teil. „Das macht das ganze etwas besser.“ Die Kämmerei schaue sich alternative Finanzierungsmöglichkeiten auch an.
Weshalb sich die Bauprojekte wie Gymnasium und Don-Bosco-Kindergarten so lange hinzögen und verteuerten, erkundigte sich schließlich ein Vater. Er wollte wissen, ob man die Baufirmen nicht mit Konventionalstrafen belangen könne.
Die Baukosten seien durch Ukraine-Krieg und Rohstoffknappheit stark gestiegen. Die Verzögerungen rührten weniger von den Firmen als von der Personalknappheit im Hochbau her, so Eisenlohr. Beim Gymnasium sei tatsächlich ein wichtiger Gutachter über längere Zeit schwer erkrankt gewesen. Inzwischen sei auch die Abteilung Hochbau personell besser ausgestattet. Nur die Stelle des Abteilungsleiters sei noch unbesetzt.
Nach der Fragerunde verließen ein Großteil der Eltern mit ihren Kindern den Sitzungssaal. Erstaunlich, wie brav die Kinder so lange still ausgeharrt haben.
NRWZ.de Newsletter - hier direkt bestellen