Immer wieder meldet die Polizei, sogenannte Benzinbettler seien unterwegs. Derzeit ist offenbar eine Gruppe im Raum Schramberg aktiv. Wie man sich richtig verhält – und was man grundsätzlich bei aggressiver Bettelei machen kann, erläutert Polizeipressesprecher Harri Frank.
Ein heißer Sommerabend in Schramberg. Die 19-jährige Sonja Rapp (Name geändert) ist auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Auf dem Sulgen fährt sie an einem Auto vorbei, das am Straßenrand steht. Daneben schwenkt ein Autofahrer einen leeren Benzinkanister. Sonja will helfen, steigt aus und wird gleich von dem angeblichen Pannenopfer um Geld angehauen. Zwanzig Euro hat sie dem Mann schließlich gegeben, nur um weiterfahren zu können.
„Ich war so aufgeregt, weil der so dreist war“, erzählt sie und ärgert sich, dass der Mann ihre Gutmütigkeit so schamlos ausgenutzt hat. Als sie schließlich zu Hause war, hat sie im Schramberger Revier angerufen. Schwacher Trost: Die Beamten berichteten von ganz ähnlichen Vorfällen aus Schiltach und Oberndorf in den Tagen zuvor.
Polizei: „Nicht einschüchtern lassen“
Polizeipressesprecher Harri Frank rät, sich gar nicht erst auf diese Benzinbettler einzulassen. „Halten Sie nicht an. Rufen Sie am besten gleich die Polizei.“ Die Benzinbettelei ist ein bundesweites Phänomen. Der Trick immer derselbe. Die angeblichen Pannenopfer nutzen die Hilfsbereitschaft der anderen Autofahrer aus. „Sie täuschen eine Autopanne vor und verlangen dann mehr oder weniger heftig Geld.“
Besonders auf junge Frauen haben es die Gauner abgesehen, so die Beobachtung der Polizei. Die seien leicht zu verunsichern und den Tätern auch oft körperlich unterlegen. Um ihre Ruhe zu haben, gäben diese eher nach und würden besonders leicht zu Opfern. Insbesondere – jungen – Frauen rät Frank daher, sich gar nicht erst in eine schwierige Situation verwickeln zu lassen, sondern weiter zu fahren.
Wer aggressiv Bettelnden einmal geholfen hat, der wird sie unter Umständen so schnell nicht wieder los. Diese Erfahrung musste eine Frau aus einem Schramberger Teilort machen. „Als ich kürzlich heimfuhr kurz vor unserem Haus, kamen mir zwei Frauen zu Fuß entgegen und sind mir regelrecht vors Auto gelaufen“, erzählt sie. „Sie haben rumgefuchtelt, ich solle anhalten.“
Niemand Fremdes ins Haus lassen
Sie habe die ältere Frau erkannt, diese sei schon einmal bei ihr am Haus gewesen, hatte Kaffee, Geld und Schokolade erbeten. „Ich hatte ihr was gegeben, damit ich wieder meine Ruhe bekomme.“ Diesmal, so die Frau, habe sie nicht angehalten, sondern zurückgefuchtelt und sei weiter gefahren.
Das sei richtig gewesen, findet Polizeiexperte Frank. Energisches Auftreten sei die beste Methode, um sich gegen aggressives Betteln zu wehren. „Lassen Sie sich nicht einschüchtern.“ Die Schrambergerin habe aber am Anfang einen Fehler gemacht: Sie hätte der Frau nichts geben sollen. „Wenn sie einmal Erfolg hatten, kommen sie wieder.“
Ganz wichtig sei auch, an der Haustüre niemanden Unbekanntes ins Haus zu lassen. „Benützen Sie die Türsprechanlage, fertigen Sie die Leute durch die geschlossene Türe ab und lassen Sie sich auf keine Diskussionen ein.“ Am besten auch in diesem Fall gleich die Polizei informieren.
Polizei kann Platzverweis erteilen
Da viele dieser Bettlergruppen aus dem EU-Ausland kommen, haben sie in Deutschland ein Aufenthaltsrecht. Da sei nichts zu machen. Aber, wenn die Polizei sie beim aggressiven Betteln antrifft, können die Beamten einen Platzverweis erteilen. Dann dürfen sie zwei Tage nicht mehr in diesem Ort oder in dieser Stadt aufkreuzen. „Klar, das löst das Problem nicht, es verdrängt es nur“, so Frank, “aber die Betroffenen haben etwas Ruhe.“